1 Jahr lang nix kaufen – April-Bericht


Der April war eher “geht so” erfolgreich. Ich bin extrem viele Sachen losgeworden, aber habe auch einen Neukauf getan, von dem ich schon vorher ahnte, dass er Unsinn ist, einen Synthesizer. Gebraucht gab es ihn nur zu irrsinnigen Preisen, und eigentlich wollte ich ihn nur haben, weil er einen eingebauten Vocoder hat. Allerdings ist er extrem kompliziert zu bedienen. Ich hab ihn erst 3 Mal genutzt. Ein typischer Fall von “in ein Teil verlieben, weil andere damit coole Sachen machen, und sich vornehmen ganz viel damit zu tun und dann wird es doch kaum genutzt”. Ich muss sehen, wie ich mehr Musik damit machen kann. Sonst ist der Preis pro Nutzung zu hoch.

Auf der Gebrauchtseite habe ich einen sehr gut erhaltenen Technics 1210 MK II gekauft, meinen “alten” Plattenspieler habe ich dafür verkauft. Der Austausch der Anlage geht also weiter. Der Technics ist um einiges besser, da der NAD 558 nicht einfach so auf 45 U/min umgestellt werden kann. Dazu muss man erst den Plattenteller abnehmen (!!!) und den Riemen umhängen. Der Technics war immer mein Traum, und auch wenn er sehr viel “fetter” ist als der fragile Design-NAD, so weiß ich, dass er ein ganzes Leben lang halten wird. Für mich ist das ein weiteres Beispiel dafür, dass ich gleich den Technics hätte kaufen sollen, denn so habe ich nun mehr Geld ausgeben. Für den NAD habe ich nicht mehr ganz so viel Geld bekommen, wie ich ausgegeben hatte, aber auch nicht allzu viel verloren. Ich schätze mal, dass ich ca. 1€ pro Nutzung bezahlt habe. Das ist ok, aber noch nicht gut.

Gekauft habe ich mir auch dieses (neue) Album der Sparks, nachdem ich im April auf einem Konzert war.

Warum es einfacher ist Dinge zu kaufen als sie wieder loszuwerden


Jetzt kaufen, mit nur einem Klick. Lieferung heute. 80% Rabatt, wenn Du innerhalb von 4 Stunden kaufst. Geld-zurück-Garantie. Eine ganze Industrie sorgt dafür, dass nichts so einfach und bequem ist wie etwas zu kaufen. Es wird alles dafür getan, dass wir kein zweites Mal überlegen, bevor wir den Bestell-Button drücken.

Sofern man nicht vom Rückgaberecht Gebrauch macht, ist mit der Lieferung der Bestellung ein weiterer Gegenstand im Haus. Und eines Tages stellt man fest, dass man die Sachen nicht so schnell wieder los wird, wie sie reingekommen sind. Und das macht es noch mehr schwerer auszumisten.

Warum ist es so schwer, Sachen loszuwerden? Zunächst einmal müssen wir Entscheidungen treffen. Entscheidungen zu treffen ist schwer. Es erfordert Energie. Und es ist emotional anstrengend. Was ist zum Beispiel mit all den Büchern, die wir gekauft haben, weil wir sie lesen wollten, es aber nie geschafft haben? Sie stehen jetzt in einem Regal oder liegen auf dem Kaffee- oder Nachttisch und bereiten ein schlechtes Gewissen. Was ist mit der Jeans, in die man sich im Geschäft reingezwängt hat und die man nur gekauft hat, um endlich einen Anreiz zum Abnehmen zu haben? Das Gleiche gilt für Sportgeräte und -klamotten, die einem beim Abnehmen helfen sollten. Musikinstrumente, mit denen man endlich eine alte Leidenschaft wiederaufleben lassen wollte oder eine neue beginnen. Sie loszuwerden fühlt sich wie eine Niederlage an. Ein Eingeständnis, das man versagt hat. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Eine gute Währung, in der man rechnen kann, ob sich ein Kauf gelohnt hat oder lohnen wird, sind die Kosten pro Nutzung. Rudergerät für 250€ gekauft, acht Mal genutzt, nach zwei Jahren für 100€ verkauft, macht 18,75€ pro Nutzung, plus Aufwand fürs Loswerden. Es wurde zwar innerhalb von einem Werktag geliefert, aber es hat drei Wochen gedauert, bis ich es wieder los war, mit unzähligen Nachrichten und Leuten, die es ganz sicher haben wollten, aber dann doch nicht gekommen waren. Zwei Jahre stand das Ding einfach nur im Weg. Gegenbeispiel: 2014 hatte ich mir ein MacBook Air gekauft für 2.500€. Ich hatte es dann bis Ende 2019 behalten und sicherlich fast jeden Tag mehrmals genutzt. Nun hat es ein anderes Familienmitglied und nutzt es täglich. Die Kosten pro Nutzung liegen wahrscheinlich irgendwann bei 0,30-0,40€ pro Tag. Das hat sich gelohnt. Am Ende des Tages ist eine Frage, was einem die Nutzung wert ist. Im besten Fall wissen wir zu schätzen, was wir uns angeschafft haben und nutzen es. Das ist gut. Oder man hat etwas mit guten Absichten gekauft, wie ich das Rudergerät, es aber so gut wie nie so benutzt, wie man es wollte. Manchmal bereuen wir sogar in der Sekunde des Kaufs, was wir da gerade getan haben.

Man kann Dinge mit einem Klick kaufen, wenn man den plötzlichen Drang danach verspürt, aber dann ist man auf die eine oder andere Weise an diese Dinge gebunden, und zwar nicht nur im positiven Sinne. Denn selbst wenn wir die Entscheidung treffen, sich von Büchern oder der besagten Jeans, der Gitarre oder dem Rudergerät zu trennen, ist die Arbeit damit nicht getan. Die Dinge verschwinden nicht mit der Leichtigkeit eines Klicks, mit dem sie gekauft wurden. Sicher, man kann einfach alles verschenken. Stell eine Kiste mit dem Schild “umsonst” vor Dein Haus, und jemand wird die Kiste sicher abholen. Aber wenn man etwas von dem Geld zurückhaben will, das man ausgegeben hat, wird man schnell feststellen, dass die Interessenten nicht so viel Geld dafür bezahlen werden, wie man dafür ausgegeben hat (es sei denn, man hat Glück und etwas gekauft, das seinen Wert erhöht oder selten zu bekommen ist). Manche Menschen scheinen sehr genau zu wissen, was ihnen etwas wert ist und gehen nicht über diese selbstgezogene Preisgrenze. Das heftigste Beispiel, das ich allerdings auch schon als dreist empfand, war eine Familie, die für ein gebrauchtes Digitalpiano nur 150€ bezahlen wollte, weil man ja nicht wisse, ob die Tochter wirklich dranbleibt. Das Ding stand für 250€ bei eBay.

Aber nicht nur der Preis ist ein anderer, es kann wie bei dem Rudergerät Tage, Wochen oder sogar Monate dauern, bis etwas verkauft ist, vor allem, wenn es wertvoll ist. Es erfordert Arbeit. Man muss Fotos machen, einen guten Text für ebay oder eine andere Plattform schreiben, Mails mit Interessenten schreiben. Man kann es unter Wert verkaufen und so schneller loswerden (ich gebe zu, dass ich das getan habe), oder man kann sich nicht an den Marktwert gewöhnen und versuchen zu warten, bis jemand es zu dem gewünschten Preis kauft. Das habe ich auch schon versucht, und es funktioniert selten.

Wie kommen wir aus dieser Bredouille?

Es gibt zwei Probleme, die wir lösen müssen:

  • Wir müssen verhindern, dass wir überhaupt erst in die Situation geraten, etwas zu kaufen, das wir nicht benötigen. In einer idealen Welt kaufen wir einfach keine neuen Dinge. Das ist eine radikale Idee.
  • Und für all die Dinge, die wir bereits haben und nicht mehr brauchen, müssen wir einen effizienten Weg finden, sie loszuwerden.

“Effizient” bedeutet nicht, dass wir dafür bezahlen, Kram in einem SelfStorage-Zentrum zu “parken”. Jedes Mal, wenn wir die Rechnung bekommen, werden wir daran erinnert, was wir zu viel haben. Und wenn wir den ersten Punkt nicht in Ordnung bringen, wird unsere Wohnung in kürzester Zeit wieder vollgestopft sein, und dann brauchen wir einen größeren Lagerraum und so weiter und so fort. Und klingt es nicht irgendwie ironisch, dass wir Geld bezahlen müssen, um Dinge zu lagern, für die wir Geld bezahlt haben, die wir aber nicht benutzen? (Sofern man seine Sachen woanders kostenlos unterbringen kann, fällt zwar der Kostenpunkt weg, aber leider auch die Erinnerung, dass man ja noch woanders etwas rumstehen hat).

Wenn wir anfangen an dem zweiten Punkt zu arbeiten, wird der erste Punkt zum Glück leichter werden. Denn wir erleben den Schmerz, den wir empfinden, wenn wir versuchen, Dinge loszuwerden, und wir werden uns an diesen Schmerz erinnern, wenn wir etwas Attraktives zum Kaufen sehen. Es wird einige Zeit dauern, aber je länger wir daran arbeiten, Dinge loszuwerden, desto weniger neue Dinge werden wir kaufen wollen. Wenn man jeden Tag eine Sache aus der Wohnung entfernt, muss man nur wenig Energie und Emotionen investieren. Und meiner Erfahrung nach wird man sowieso noch mehr loswerden wollen, weil es sich so gut anfühlt.

Positiver Nebeneffekt: Man spart jede Menge Geld, produziert weniger Abfall und rettet nebenbei auch noch den Planeten.

1 Jahr lang nichts kaufen – März-Bericht


 

Der März war kein guter Monat für mein Vorhaben. Zum einen habe ich ein batteriefähiges Digitalradio gekauft (und ein gebrauchtes Analoges), weil ich gebraucht keines gefunden hatte. Das wäre aufgrund der gegenwärtigen Situation wahrscheinlich noch verständlich. Weniger verständlich ist aber die Anschaffung eines neuen Verstärkers und CD-Players. Das hat eine kleine Geschichte und hängt damit zusammen, dass ich (endlich) den Keller ausgemistet habe:

Wie man sieht war das eine sehr erfolgreiche Aufräumaktion, und dabei sind mir auch meine CDs wieder in die Hände gefallen. Ergibt es Sinn, dass ich sie im Keller habe? Nein. Was will ich damit im Keller? Darauf hoffen, dass sie irgendwann wieder mehr Geld wert sein werden? Zum Teil sind da wirklich tolle Erinnerungen bei. Ich bin zwar nicht ganz sicher, dass ich Nick Cave mit The Birthday Party noch oft hören werde, aber ab und zu…

Nun, ich habe keinen CD-Player mehr (das macht das mit den CDs im Keller noch bescheuerter). Vor einem Jahr hatte ich mir einen neuen Plattenspieler bei einem Fachhändler gekauft (ich hatte keine Ahnung und wollte eine Beratung haben) und meine Schallplatten aus dem Keller geholt. Mit dem dazu gekauften Verstärker (ein NAD Amp 1) war ich allerdings nicht so richtig zufrieden. Und so standen im Wohnzimmer zwei große Apple Homepods für gestreamte Musik und Apple TV sowie zwei Hifi-Lautsprecher für Platten plus der ungeliebte Verstärker und der Plattenspieler.

Der Plattenspieler war eine gute Idee, weil Vodafone uns im letzten Quartal zwei Male mindestens drei Tage offline liess und Märchenschallplatten immer noch viel Geld bei eBay bringen. Die Apple HomePods waren da kaum zu gebrauchen. Apple TV mit dem Verstärker ging allerdings auch nicht wirklich gut. Insgesamt zu viel Gerümpel und Nerv. Ich wollte weniger. Wieder zu dem Laden. Von meinen “Problemchen” erzählt. Die Wahl fiel auf ein teureres Gerät, das alles kann, was ich will und mir auch für die nächsten 20 Jahre Ruhe geben soll. Apple HomePods verkauft (gingen innerhalb von 2 Tagen weg für den Preis, den ich wollte), der alte Verstärker wurde für den Kaufpreis zurückgenommen (nach einem Jahr, ein Grund mehr bei einem Fachhändler zu kaufen).

Was hat es mit Minimalismus zu tun, so viel Geld für eine Hifi-Anlage auszugeben? Zunächst einmal nichts. Sicherlich wäre es auch gebraucht gegangen (wenn ich Ahnung hätte), und Musik hätte ich auch mit einer schlechteren Anlage hören können. Aber Minimalismus bedeutet nicht, dass man keine Freude mehr im Leben haben soll. Im Gegenteil. Musik macht mir unendlich Freude. Vielleicht nicht das Stück von The Birthday Party oben (wobei ich es immer noch gut finde), aber ich höre sehr viel Musik, und mir ist auch die Aufnahmequalität wichtig. Momentan hat es mir das Klavierkonzert Nr. 3 von Beethoven sehr angetan. Das höre ich in verschiedenen Interpretationen, von Gould/Karajan über Gould/Bernstein hin zu Zacharias/Gewandhausorchester. Und ja, da macht eine gute Anlage einen Unterschied. Und ich habe hier auch etwas gelernt: Ich dachte, dass ich mit der Minimalkonfiguration zurecht kommen würde und habe damit am Ende des Tages zwei Mal gekauft (zum Glück nicht mehr ausgegeben Dank der Kulanz des Fachhändlers). Was ich auch noch gelernt habe: In der öffentlichen Bibliothek um die Ecke gibt es auch Kinder-CDs zum Ausleihen. Die erste CD in meinem neuen CD-Player war Drache Kokosnuss.

Es kam noch ein neues Buch im März an. Das hatte ich im Februar 2021 bestellt, der Autor hatte anscheinend mehrmals den Abgabetermin gerissen. Und beinahe hätte ich es vergessen, die Fahrradhalter im Keller gab es auch nur neu, so wie ich sie brauchte.

Insgesamt habe ich im März knapp 1.000€ ausgegeben, nach Abzug der verkauften Sachen. Damit bin ich eigentlich noch sehr zufrieden.

Einführung von Datenkompetenz in Unternehmen


Die Präsentation wird über die SMX bereitgestellt.

Datenkompetenz-Modelle (Beispiele)

Außerdem in diesem Kontext spannend, die Datenstrategie-Canvases von Datentreiber.

Meine Mailingliste

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Dich auf meiner Mailingliste begrüßen dürfte, keine Sorge, ich schreibe nur sehr selten etwas, und zwar dann, wenn es um ein neues Buch von mir geht. Hier gehts zur Anmeldung.

Literatur

Growney, Scalable Capital, Bondora und Estateguru


 

Dies ist keine Finanzberatung.

Über Scalable Capital habe ich eigentlich schon genug geschrieben, aber ein kleines Update habe ich schon: Wenn man einmal ein Portfolio geschlossen hat, dann kann man kein neues mehr unter derselben E-Mail-Adresse anlegen. Anders gesagt: Ich wurde gebeten, ein neues Portfolio doch bitte mit einer anderen E-Mail-Adresse zu veröffentlichen. Das mache ich natürlich nicht. Wenn Scalable Capital das gelöst kriegt, dann eröffne ich dort wieder ein RoboAdvisor-Portfolio. Momentan nutze ich dann nur den Direct Broker. Über diesen Link erhalte ich eine kleine Gebühr für die Werbung.

Warum überhaupt Scalable Capital, wenn ich doch so happy bin mit Growney? Ganz einfach: Growney ist sicherlich extrem einfach nutzbar und wirklich meine Empfehlung für all diejenigen, die wenig Zeit und wenig Ahnung haben. Aber, und das ist für eher erfahrene Anleger nicht so witzig, die Daten bei Growney werden nicht besonders häufig aktualisiert. Man hat keine Echtzeit-Kurse. Vor kurzem habe ich außerdem etwas verkauft, und es hat über eine Woche gedauert, bis ich überhaupt eine Veränderung im Depot gesehen hatte, obwohl das Geld schon auf meinem Konto war. Da ist Scalable Capital wirklich besser.

Neben den RoboAdvisors sehe ich in der FIRE-Bewegung immer mehr Decentralized Finance- und ähnliche Anbieter angepriesen wie EstateGuru oder Bondora. Bei beiden Anbietern geht es darum, dass man ein passives Einkommen aufbauen kann. EstateGuru bietet die Möglichkeit, dass man Immobilientransaktionen zwischenfinanziert. Dabei wird man in der Regel mit der Gläubigergemeinschaft in das Grundbuch 1. Rangordnung eingetragen. Die Wahrscheinlichkeit, alles zu verlieren, ist also gering.

Hier muss man aber Nerven behalten, ständig sind Zahlungen verspätet, und ein Kredit ist bei mir ausgefallen. Es kann Monate dauern, bis da wieder Geld reinkommt. Auch hier ist auf Diversifikation zu achten, verschiedene Länder, verschiedene Arten von Krediten, etc.

Bei Bondora Go & Grow finanziert man Konsumentenkredite. In diesem Produkt wird das Portfolio von Bondora gemanaged, daher etwas weniger Rendite (6,75%, nicht garantiert), aber auch weniger Entscheidungen. Es ist nicht möglich, eine größere Summe auf einmal zu investieren. Die monatlich maximal investierbare Summe lag mal bei 200€, momentan liegt sie bei 1.000€. Auszahlungen kosten Geld, übrigens auch bei EstateGuru.

Warum kaufen wir Bücher? Ein Plädoyer für öffentliche Bibliotheken


 

Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe Bücher. Ich liebe es, Bücher zu lesen. Ich habe Tausende von Büchern gelesen, und das ist keine Übertreibung. Die Frage ist nicht, warum man Bücher liest, sondern warum man sie kauft. Zugegebenermaßen eine seltsame Frage von einem Buchautor, der damit auch noch etwas Geld verdient, wenn auch nicht viel.

Vor mehr als zehn Jahren hatte ich einen Artikel gelesen, in dem es hieß, dass die Anzahl der Bücher in Ihrem Haus mit der Intelligenz der Kinder korreliert. Damals hatten wir etwa 1.000 Bücher im Haus. Und wir kauften noch mehr Bücher. Jedes Buch, das ich interessant fand, kaufte ich, denn wenn ich das Buch kaufe, so theoretisch der Gedanke, lese ich es und lerne. Leider interessiere ich mich für sehr viele Themen. So habe ich viele Bücher gekauft, die ungelesen im Regal gelandet sind. Man lernt nicht allein dadurch, dass man ein Buch gekauft hat. Und obwohl man argumentieren könnte, dass zumindest die Besucher von der riesigen Anzahl von Büchern in unserer Bibliothek beeindruckt sein könnten, ist das wahrscheinlich der unwichtigste Grund, warum man Bücher kaufen möchte. Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen Büchern und der Intelligenz von Kindern zu geben scheint, reicht es nicht aus, Bücher zu haben.

Schlimmer noch, all die ungelesenen Bücher gaben mir jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich sie sah. “Oh ja, das wollte ich lesen. Ich sollte es so bald wie möglich lesen, aber jetzt habe ich keine Zeit.” Diese ungelesenen Bücher waren zum Zeugen meiner Impulskäufe geworden. Ich empfand sie als Ballast. All diese Erinnerungen daran, was man tun sollte oder bereits getan haben sollte, umgeben einen. Oberflächlich betrachtet ist man vielleicht stolz, wenn ein Besucher über die Anzahl der Bücher staunt, die man besitzt, aber in Wirklichkeit fühlt man sich schuldig, weil man nur so tut, als ob. Die Dinge, die man besitzt, besitzen einen selbst, dieser Spruch aus Fight Club gilt auch hier.

Auf der anderen Seite, ist eine eigene Bibliothek, so klein sie auch sein mag, nicht auch ein Ort der Entdeckungen? Ein Ort, in dem man ein Buch findet, das man vor einiger Zeit gekauft hatte, weil es einen interessierte, und das einen nun inspirieren konnte? Ist es nicht sogar vollkommen ok, eine Bibliothek voller Bücher zu haben, die man noch nicht gelesen hat?

Aber, alle diese Bücher waren Geld. Einige dieser Bücher waren ein paar Jahre nach dem Kauf wertlos, ich habe auf einem Gebrauchtbuchmarkt keinen Cent für sie bekommen. Sie waren relevant, als ich sie gekauft hatte, aber sie sind es nicht mehr, zum Beispiel Bücher über bestimmte Technologien oder Bücher von Politikern usw. Als ich den größten Teil dieser Büchersammlung kaufte, hatte ich viel weniger Geld als jetzt. Das hat meinem Bankkonto geschadet. Ich hätte diese Buchkäufe als eine Investition in meine Zukunft betrachten können. Aber die meisten davon haben sich nicht ausgezahlt (einige Bücher allerdings schon).

Heute, mit digitalen Büchern, ist es noch schlimmer. Vielleicht sehen wir die ungelesenen Bücher nicht jeden Tag, weil sie irgendwo auf unserer Festplatte liegen. Aber von Zeit zu Zeit erinnern wir uns an sie.

Als ich ein Kind und ein Teenager war, hatte ich eine andere Beziehung zu Büchern. Wir hatten kein Geld, um viele Bücher zu kaufen. Aber ich hatte einen Bibliotheksausweis. Und ich verbrachte einen Großteil meiner Zeit in der Bibliothek. Dort gab es Bücher, Schallplatten, Kassetten, Musiknoten und Videos. Ich bin mir nicht sicher, wann und warum ich diese Verbindung zur Bibliothek verloren hatte. Vor kurzem habe ich die öffentliche Bibliothek wiederentdeckt:

  • Wir müssen wieder zu bewussten Entscheidungen zurückkehren. Nicht jeder Wunsch, den man hat, nicht jedes Buch, das man sieht, muss am nächsten Tag im Briefkasten sein.
  • In Hamburg zahle ich 40 € pro Jahr für einen Bibliotheks-Ausweis und kann so viele Bücher ausleihen, wie ich will (vielleicht nicht auf einmal, aber ist man wirklich in der Lage, 10 Bücher innerhalb von 4 Wochen zu lesen?) Man bekommt in einer Bibliothek nicht alles, was man lesen will, aber ich immerhin mindestens 95 % der Bücher, die ich lesen will. Man kann auch einen Antrag auf Erwerb eines Buches stellen. Aber man muss Geduld haben. Es kann sein, dass jemand anderes das Buch, das man lesen will, gerade ausgeliehen hat. Aber warum sollte ein Buch so wichtig sein, dass man es sofort benötigt?
  • Unsere Bibliothek bietet auch digitale Bücher und Zeitschriften an, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen. Das ist sehr praktisch, und manchmal kann man sogar sofort etwas lesen.
  • Wenn man Kinder hat: Wir haben in der Vergangenheit viele Bücher für unsere Kinder gekauft (Bücher können doch nicht schlecht sein, oder?). Einige Bücher will man vielleicht immer noch kaufen, weil sie über mehrere Jahre hinweg häufig gelesen werden (Die Raupe Nimmersatt ist auch nach 100-maligem Lesen noch ein Lieblingsbuch). Aber viele andere Bücher sind nicht so wichtig. Für die Kinder zahle ich 3 € pro Jahr, und ich könnte ihnen wahrscheinlich sogar keine Karte besorgen und nur meine Karte benutzen. Aber ich wollte, dass sie eine Bibliothek selbst erleben mit ihrer eigenen Karte. Als wir das erste Mal in die Bibliothek gingen, war das für sie wie ein Paradies. Wir verbrachten Stunden in der Bibliothek. Und das tun wir auch heute noch.
  • Welche der Bücher, die Ihr gelesen habt, würden Ihr wieder kaufen? Mit welchen Büchern verbindet Ihr eine wichtige Erinnerung?

Letzten Endes geht es um bewusste Entscheidungen. Wir können alles kaufen, was wir wollen, und bekommen es am nächsten Tag geliefert, mit Amazon Kindle oder PDFs sogar noch im selben Moment. Alles ist nur einen Klick entfernt. Aber auch Bücher können Unordnung schaffen, wenn sie ohne wirklichen Bedarf gekauft werden. Der Bedarf kann natürlich sein, einen Ort zu haben, indem man alte Käufe wiederfindet. Eine öffentliche Bibliothek aber hilft, langsamer zu werden und weniger Geld auszugeben. Und wenn man sich in ein Buch verliebt und es immer wieder lesen will, kann man es immer noch kaufen.

1 Jahr lang nichts kaufen – Januar-Bericht


Der erste Monat des Jahres 2022 ist fast vorbei. Wie ist es gelaufen, was den Verzicht auf Neuanschaffungen angeht? Dieser Monat lief eigentlich ziemlich gut, mit zwei Ausnahmen:

  • Um unseren fast 170 Jahre alten Holzboden zu retten, habe ich eine Matte gekauft, siehe Foto weiter unten. Ich habe sie nirgendwo gebraucht bekommen.
  • Der 2. Artikel sollte eigentlich nicht neu sein, da ich ihn als gebrauchten Artikel bei eBay Kleinanzeigen gekauft hatte. Aber es stellte sich heraus, dass er ganz neu war, eine Oculus Quest 2. Ich hatte die VR-Brille auf Amazon recherchiert, aber wegen meines Nichtkonsum-Gelübdes nicht gekauft, und als ich ein gebrauchtes Exemplar in der Nähe fand, habe ich sie gekauft. Der Verkäufer hatte zwei gekauft, brauchte nun aber Geld. Aber warum in aller Welt sollte ich wirklich eine VR-Brille brauchen?

Ich arbeite an einem neuen Buchprojekt, das auch ein Kapitel über das Metaversum und VR enthalten wird. Außerdem wollte ich Horizon Workrooms für virtuelle Meetings ausprobieren, vielleicht sogar in einem Klassenzimmer. Allerdings habe ich festgestellt, dass nur sehr wenige Leute, die ich kenne, ein solches Gerät besitzen, so dass virtuelle Meetings schwierig sein werden. Von meinen derzeit 60 Studierenden besitzt nur eine Studierende eine solche Brille, genauer gesagt, ihr Partner. Das ist bereits eine interessante Erkenntnis für das Buch, da der Netzwerkeffekt hier anscheinend nicht so einfach zu erzielen ist. Dank der Brille habe ich auch festgestellt, dass mir Boxen nach all den Jahren immer noch Spaß macht und ich pro 10 Minuten 100 Kalorien verliere. Aber insgesamt fühlt es sich nicht gut an, sie gekauft zu haben.

Allerdings habe ich das Quest nicht gekauft, ohne etwas anderes zu verkaufen. Nachdem ich es ein paar Jahre lang kaum benutzt habe, habe ich mein Ableton Push 2 auf eBay verkauft (ein Stück davon ist auch auf dem Foto zu sehen). Ich habe es für den gleichen Preis verkauft, den ich für das Quest bezahlt habe. Wahrscheinlich werde ich das Quest nach dem Buchprojekt wieder verkaufen. Die vorherige Quest hatte ich für denselben Preis verkauft, für den ich es gekauft hatte, also hoffe ich, dass mich dieses Gerät am Ende des Tages auch kein Geld kosten wird. Der Ableton Push 2 hat mich eine Menge Geld gekostet, da ich ihn nur 3 Mal benutzt habe. Ich habe also ca. 200€ pro Benutzung bezahlt. Wenn ich mit einberechne, dass ich auch wieder Geld zurückbekommen habe, dann habe ich ca. 66€ pro Nutzung bezahlt.

Ich habe diesen Monat ansonsten nichts anderes gekauft, weder neu noch gebraucht. Um ehrlich zu sein, hatte ich über den Kauf eines Network Attached Storage nachgedacht, und obwohl ich leicht begründen könnte, dass ich ihn für meine Arbeit brauche, habe ich mich dagegen entschieden und bleibe bei meiner kostengünstigen Open Media Vault-Lösung mit einem Raspberry Pi. Es ist keine besonders schöne Lösung, da alle Teile nackt sind, aber es ist eine wartungsarme Lösung. Digitale Gadgets stellen eine Herausforderung für mein Vorhaben dar. Vielleicht schreibe ich auch darüber mal einen Artikel.

Das Gesamtergebnis: 25,41€ im Januar ausgegeben.

Apple MacBook Pro M1 Max – Lohnt es sich für Machine Learning?


Schon wieder ein neues MacBook? War das Air nicht gerade erst neu gekauft? Ja, es hat sogar noch Garantie, und dann lohnt es sich umso mehr, das Ding zu verkaufen. Ich bin ein großer Fan des Air-Formfaktors, und mit den Pro-Modellen habe ich mich nie anfreunden können. Aber die Limitierung auf 16GB Arbeitsspeicher des MacBook Air war damals schon schwer zu akzeptieren, nur Alternativen gab es nicht. Und so habe ich an dem Abend, an dem die neuen MacBook Pros mit M1 Pro und M1 Max vorgestellt wurden, auch gleich ein Gerät bestellt, ein MacBook Pro 14“ M1 Max mit 10 Kernen, 24 GPU-Kernen, 16-Kern Neutral Engine, 64 GB Arbeitsspeicher (!!!) und einer 2 TB Platte. Mein MacBook Air hat 16 GB RAM und halt den ersten M1-Prozessor mit 8 Kernen.

Warum ein Rechner mit 64 GB Arbeitsspeicher?

Ich arbeite regelmäßig mit großen Datensätzen, 10, 20, auch mal 50GB große Dateien. Aber auch eine 2GB große Datei kann Ärger machen, je nachdem was man alles für Datentransformationen und Berechnungen anstellt. Das macht auf die Dauer keinen Spaß mit einem Rechner mit wenig Arbeitsspeicher. Zwar hilft mir eine lokale Installation von Apache Spark dabei, mehrere Kerne gleichzeitig zu nutzen, aber der fehlende Arbeitsspeicher ist immer wieder ein limitierender Faktor. Für die weniger technisch Versierten unter meinen Lesern: Daten werden von der Festplatte in den Arbeitsspeicher geladen, und hier bestimmt die Geschwindigkeit der Festplatte, wie schnell das geht, denn eine Festplatte, selbst wenn es eine SSD ist, ist langsamer als der Arbeitsspeicher.

Wenn aber der Arbeitsspeicher nicht ausreicht, ich also zum Beispiel versuche, eine 20 GB große Datei in die 16 GB Arbeitsspeicher zu laden, dann fängt das Betriebssystem an, Objekte aus dem Arbeitsspeicher auf die Festplatte zu verlagern. Also von der Festplatte in den Arbeitsspeicher und wieder zurück, nur dass das auf der Festplatte nun als langsamer Arbeitsspeicher gilt. Gleichzeitig Daten auf die Festplatte zu schreiben und zu lesen macht den Rechner auch nicht schneller. Und dazu kommt der Overhead, denn das Programm, das den Arbeitsspeicher benötigt, verlagert die Objekte nicht selbst, sondern das Betriebssystem. Das Betriebssystem benötigt natürlich auch Arbeitsspeicher. Und wenn das Betriebssystem die ganze Zeit auch noch Objekte hin- und her schiebt, dann verbraucht es auch noch CPU-Zeit. Also, zu wenig Arbeitsspeicher bedeutet, dass alles ausgebremst wird.

Zwischendurch hatte ich überlegt, mir selbst ein Cluster zu bauen. Es gibt einige gute Anleitungen im Netz, wie sowas geht mit günstigen Raspberry Pis. Cool aussehen kann das auch. Aber, ich hab wenig Zeit. Ich mache das sogar vielleicht noch mal irgendwann, allein schon weil ich es ausprobieren will. Nur mal zum Nachrechnen: 8 Raspberry Pis mit 8 GB RAM plus Zubehör, da wäre ich wahrscheinlich bei knapp 1.000€ für alles. Plus jede Menge Neues lernen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Wie habe ich getestet?

Vorab: Ich programmiere hauptsächlich in R, einer statistischen Programmiersprache. Hier habe ich zwei Szenarien:

  • Ein R-Skript, das auf einem Kern läuft, also nicht parallelisiert wird
  • Ein R-Skript, dass parallelisiert werden und daher auf einem Cluster laufen kann.

Als Cluster nutze ich Apache Spark, das sich hervorragend lokal nutzen lässt. Für die weniger technisch Versierten: Mit Spark kann ich ein Cluster erstellen, in dem die Rechenaufgaben aufgeteilt und an die einzelnen Nodes zur Verarbeitung geschickt werden. Dadurch werden Aufgaben parallel bearbeitet. Ich kann entweder ein Cluster mit vielen Computern aufbauen, muss die Daten dann über das Netzwerk schicken, oder ich installiere das Cluster lokal und nutze die Kerne meiner CPU als Nodes. Eine lokale Installation hat den großen Vorteil, dass ich keine Netzwerklatenz habe.

Wer noch mehr über R und Spark erfahren will, hier gehts zu meinem Buch über R und Data Science!

Für den ersten Test, ein Skript ohne Parallelisierung, nutze ich einen berühmten Datensatz aus der Suchmaschinengeschichte, die AOL-Daten. 36.389.575 Zeilen, knapp 2 GB groß. Viele Generationen meiner Studierenden haben diesen Datensatz schon bearbeitet. In diesem Skript werden die Suchanfragen auseinander genommen, die Anzahl der Terme pro Suchanfrage bestimmt und Korrelationen berechnet. Natürlich könnte man das auch alles parallelisieren, aber hier nutzen wir eben nur einen Kern.

Für den zweiten Test nutze ich einen knapp 20GB großen Datensatz von Common Crawl (150 Millionen Zeilen und 4 Spalten) und vergleiche ihn mit Daten aus Wikipedia, knapp 2GB. Hier nutze ich dann das oben erwähnte Apache Spark. In meinem M1 Max habe ich 10 Kerne, und auch wenn ich alle nutzen könnte, sollte das Betriebssystem auch noch einen Kern haben, so dass wir hier nur 9 Kerne nutzen. Um es mit dem M1 in meinem MB Air vergleichen zu können, fahren wir auch eine Testvariante, in der das MBP Max dieselbe Anzahl von Kernen nutzt wie das Air.

Wie messe ich? Es existieren mehrere Möglichkeiten, von denen ich die simpelste wähle: Ich schaue mir an, um wie viel Uhr mein Skript startet und wann es endet und berechne die Differenz. Das ist nicht sauber, das ist nicht gut, aber wir werden später sehen, dass die Messfehler hier nicht so die große Rolle spielen.

Ergebnisse: Lohnt es sich?

Es kommt drauf an. Der erste Test ist etwas ernüchternd. Denn der größere Arbeitsspeicher scheint hier wenig zu bringen, auch wenn Mutationen des AOL-Datensatzes erstellt und in den Arbeitsbereich geladen werden. Das alte M1 schafft das Skript in 57,8 Minuten, das M1 Max benötigt 42,5 Minuten. Die Daten werden wahrscheinlich durch die schnelleren SSDs zügiger in den Arbeitsspeicher geladen, aber das sind vielleicht ein paar Sekunden Unterschied. Der Rest scheint von der CPU zu kommen. Aber dafür ist der Preis des M1 Max nicht gerechtfertigt (doppelt so viel wie das MacBook Air).

Spannender wird es, wenn ich auf beiden Seiten dieselbe Anzahl von Kernen für ein Cluster verwende und dann ein Spark nutze. Die Unterschiede sind brutal: 52 Minuten für den alten M1 mit 16GB RAM, 5,4 Minuten beim neuen M1 Max mit 64GB RAM. Tatsächlich benötigt der “alte” M1 mit seinem wenigen Arbeitsspeicher viele Minuten, um den großen Datensatz laden zu können, der neue M1 Max mit den 64 GB schafft das in unter 1 Minute. Übrigens lade ich hier keine einfache CSV-Datei, sondern habe bereits einen Ordner mit ganz vielen kleinen Partitionen, so dass die Nodes unabhängig voneinander Daten einlesen können. Es liegt also nicht daran, dass sich die Nodes gegenseitig im Weg stehen beim Einlesen der großen Datei.

Nehme ich dann noch 2 Kerne mehr, also 9, dann bin ich sogar bei unter 5 Minuten. Um es mal anders auszudrücken: Vorher habe ich eine knappe Stunde auf das Ergebnis gewartet, nun bekomme ich es in ca. 5 Minuten. Das ermöglicht mir ein ganz anderes Arbeiten. Denn in der Regel brauche ich diese Ergebnisse wirklich, und es hat einfach genervt, wenn man so lange gewartet und dann die Verbindung zum Spark-Cluster abgerissen ist und man mit leeren Händen da stand. Und ja, dann lohnt sich dieser Rechner.

Einige Dinge habe ich noch nicht hinbekommen. So kann man mit RAPDIS die GPUs nutzen, und da habe ich ausreichend Kerne. Hab ich nicht zum laufen bekommen, vielleicht benötigt man dafür eben eine NVIDIA-Grafikkarte. Auch stellt Apple selbst mit ML Compute die Möglichkeit zur Verfügung, Tensorflow auf GPUs zu nutzen. Momentan habe ich keine Anwendung dafür, aber ausprobieren will ich das auf jeden Fall noch.

Und sonst so?

Ich mag den Formfaktor des MacBook Pros nicht. Der Rechner, den ich am längsten hatte, war ein MacBook Air. Als ich dann eine kurze Affäre mit einem MacBook Pro 16“ hatte, war mir klar, dass ich sofort wechseln würde, wenn es ein neues MacBook Air mit mehr Power gibt. Ich mag die Tastatur nicht. Sie fühlt sich für mich zu groß an, vielleicht auch nur, weil meine Hände anders auf dem Rechner liegen. Das 14“ MacBook Pro ist kaum größer als das 13“er MacBook Air, aber es ist viel dicker, klobiger, schwerer. Es ist nicht so elegant wie ein Air. Das 16“er mochte ich schon kaum irgendwo mit hinnehmen, ich weiß noch nicht, wie es mit diesem Rechner ist.

Der Rechner wird wärmer als mein MacBook Air, das scheint auch eher den Prozessor runterzuschalten, wenn es heiß zu werden droht. Beim MBP kann man den Rechner gerade noch so auf dem Schoß haben, wenn ich 9 von 10 Kernen im Cluster nutze, so heiß wie mein altes i9 MacBook Pro wird es aber nicht. Bei dem Intel 16er konnte ich ohne Witz die Heizung im Raum ausschalten, so viel Hitze kam da raus, und der Lüfter ging ständig. Der Lüfter des 14“er ist leiser, auch wenn er die ganze Zeit an ist.

Der Sound der Lautsprecher ist super. Das Display ist super.

Wäre ich mit einem Linux-Rechner nicht viel günstiger dabei gewesen? Ja, auf jeden Fall. Aber ich denke auch immer mehr darüber nach, wie viel Lebenszeit ich dafür aufbringen muss, mit einer Lösung zu arbeiten, die weitere Konfiguration erfordert und meine Prozesse nicht so gut unterstützt. Siehe oben, die Idee mit dem Cluster will ich immer noch verfolgen, nur fehlt mir momentan einfach die Zeit dafür.

Übrigens, mein erstes MacBook 1996 hieß noch PowerBook und hatte 4 MB RAM. Das war damals schon gigantisch viel. Und das PowerBook 5300 mit seinem 640×480 Graustufendisplay kostete damals auch um die 4.000 DM, wenn ich mich recht erinnere.

Apple Notizen – das wahre Memex für Wissensmanagement und Produktivität


 

1945 veröffentlichte Vannevar Bush seinen Artikel „As we may think“, in dem er über ein System namens Memex schrieb. Memex nahm Systeme und Ansätze wie HyperText vorweg, um verschiedene Arten von Materialen anhand von Stichworten verknüpfen und auffindbar machen zu können, „an enlarged intimate supplement to his memory“. Angesichts der damaligen technischen Möglichkeiten sollten die Daten noch auf Microfilm gespeichert werden, ansonsten war es eine ziemlich coole Apparatur:

Bushs Gedanken hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des World Wide Webs, und sicherlich hat Wikipedia heute einiges von diesem Memex. Aber was ist mit dem eigenen Wissensmanagement? Wie speichert Ihr Gedanken, Materialien, Ideen, Notizen? Ein Problem ist, dass nicht nur Wissensarbeiter Unmengen an Informationen ausgesetzt sind, die es zu filtern, zu sortieren und durchzusehen gilt.

In den 80ern hatte Apple HyperCard im Angebot, ein proprietäres Multimedia-Hypertextsystem, das auch im Bildungsbereich Popularität genoß. Heute kommt wahrscheinlich notion.so einem solchen System am nächsten, und ich weiß, dass einiger meiner Studierenden diese App nutzen. Früher war es Evernote, heute Notion, morgen etwas anderes. Und alle paar Jahre konvertiert man seine Daten auf ein anderes System, oder eben auch nicht, weil es viel zu anstrengend ist. Wer hat Notizen aus alten Moleskines (waren in den 2000ern populär) konvertiert und greift heute noch auf sie zu? Ich bin kein Freund von ständig neuen Apps, sondern versuche auch hier nicht mehr zu installieren als notwendig, denn erfreulicherweise wird Apples beigefügte Software immer leistungsfähier.

Mit der neuen Version von MacOS X, Monterey, führt Apple nach iOS und iPadOS endlich auch Tags in die Notizen auf dem Mac ein. Anstatt der wenig flexiblen Ordner, die man natürlich dennoch behalten kann, ist es möglich einer Notiz mehr als einen Tag hinzuzufügen und dann auch nach mehreren Tags gleichzeitig zu suchen. Das kommt meiner Art zu arbeiten viel näher, denn nicht immer gehört alles nur einer Kategorie an. Gedanken, die ich mir zu einem R-Skript mache, kann ich später auch in meinem Blog verwenden und so weiter.

Aber das ist nicht die einzige Neuerung, die Apple Monterey mitbringt. So bieten die bereits aus den portablen Geräten bekannten Schnellnotizen die Möglichkeit, Text aus Webseiten zu speichern und dann auch auf diese zu referenzieren. Besucht man eine Webseite zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal, so ist der extrahierte Text markiert. Was passiert, wenn der Text auf der Webseite verändert wurde, habe ich noch nicht ausprobiert. Insgesamt hilft diese Funktion aber enorm weiter, ein Sammelsurium aus gespeicherten URLs, Bookmarks, Leseliste, Zitaten etc besser zu organisieren. (Der folgende Screenshot stammt aus einer Monterey Beta:)

Dass man nun auch auf dem Mac Text aus Bildern und Screenshots ohne Zusatzsoftware und tatsächlich noch besser als diese extrahieren kann, macht meinen Workflow noch viel einfacher. Finde ich eine Stelle in einem Papier-Buch interessant, aber hab keinen Stift zur Markierung dabei, fotografiere ich sie häufig mit dem Handy. Ich bin nicht sicher, wie viele solcher Fotos ich auf meiner Festplatte habe, immer mit dem schlechten Gewissen, dass ich ja bald mal hier aufräumen sollte. Der Cursor in Fotos in der neuen MacOS-Version wird automatisch zu einem Cursor für Text, wenn man ihn über einen Text bewegt, und schon kann man ihn selektieren und extrahieren. Hier muss man allerdings vorsichtig sein, dass man das Buch beim Fotografieren einigermaßen so hält, dass dies auch funktioniert, anders wie auf dem folgenden Foto:

Leider funktioniert das noch nicht in Notizen, aber das wird sicherlich auch irgendwann kommen. Auch kann man noch nicht aus Textmarkierungen in Vorschau Text für Sofortnotizen extrahieren mit einer Referenz, man kann den Text lediglich kopieren, was natürlich auch schon sehr gut ist.

Trotz aller Kritik, Apples Notizen mit all den Verknüpfungen zu anderer Software auf MacOS X kommt dem Memex schon sehr nah. Es wird immer mehr zur Frage, ob man als Anwender versteht, wie man all diese Funktionen zum eigenen Nutzer verwenden kann und wie man die Symbiose der eigenen Abläufe mit einer solchen Software hinbekommt. Apple macht aber definitiv notion.so Konkurrenz, allein schon wegen der Team-Funktionen, die nun auch hier vorhanden sind. Wie bei Apple Erinnerungen bekommt man aber auch hier immer weniger Gründe, sich noch ein Abo für eine andere Software zu leisten, die im Zweifel auch noch schlechter in die anderen Apple-Dienste integriert ist.