reMarkable Erfahrungen: Brückentechnologie für Digital Immigrants?


 

Warum um alles in der Welt sollte man sich ein reMarkable Tablet kaufen, wenn man schon ein iPad hat? Zunächst einmal: Es ergibt keinen Sinn. Und für viele Menschen ergibt es auch keinen Sinn, sich ein reMarkable Tablet zu kaufen, wenn man stattdessen ein iPad haben könnte und dessen Funktionen benötigt. Das reMarkable Tablet ist teuer, nicht so teuer wie ein iPad Pro, aber im Vergleich zu den Features eines iPads in derselben Preisklasse steht das reMarkable extrem schlecht da. Und trotzdem habe ich das reMarkable in den wenigen Tagen, die ich es nun besitze, lieb gewonnen. Die Version 1, die ich für unter 300€ auf eBay geschossen habe, wird wahrscheinlich bald weiter im Preis fallen, denn die 2. Generation wird bereits beworben. Aber bevor ich 500€ für ein Gerät ausgebe, von dem ich nicht weiß, ob es wirklich zu mir passt, nutze ich lieber ein Gebrauchtes, um das Konzept zu testen. Denn mit dem reMarkable kann man nur PDFs/eBooks lesen und annotieren und Notizen und Skizzen erstellen. Keine E-Mails, kein Websurfen, nix. Schwarz-weiß. E-Ink-Display. Schreibt sich mit dem Stift fast wie auf Papier. Den Stift muss man nicht aufladen, wohl aber die Minen ab und zu auswechseln. Und das Gerät kostet je nach Zubehör neu zwischen 450 und 600€.

Was ist mein Use Case? Ich hatte ein iPad Pro mit Stift und allem angeschafft, um mit weniger Gepäck von überall arbeiten und lesen zu können. Lesen und Schreiben sind, neben Programmieren, Kommunikation und Powerpoints erstellen, meine Hauptbeschäftigung. Ich muss sehr viel lesen, vor allem wissenschaftliche Paper, aber auch Artikel aus Fachzeitschriften usw. Zusätzlich schreibe ich auch sehr viel. Der Split Screen des iPads war für mich eine Killer-Applikation: Links das PDF, das ich lesen will, rechts meine Notizen dazu. Hat auch oft gut funktioniert. Aber auch oft nicht. Allerdings: Das Apple-Universum mit iCloud ermöglicht es mir, alle meine Dateien auf allen Geräten stets synchronisiert zu haben.

Aber doch war und ist es nicht perfekt. Es fällt mir manchmal schwer mich zu konzentrieren, denn, wie es oft ist, wenn man den Fokus auf etwas setzen will, dann kommen einem Erinnerungen, was man unbedingt noch erledigen und daher aufschreiben sollte, dann sieht man die Erinnerungen und bemerkt, dass man vergessen hat, etwas Dringendes zu tun usw. Das iPad ermöglicht das alles mit einem Gerät. Und so ist man schnell abgelenkt, vor allem wenn man etwas Schwieriges erarbeiten muss, ist die Verlockung, schnell mal Mails zu checken, sehr hoch. Mit dem reMarkable geht das nicht. Und genau diese Einschränkung bezahlt man für viel Geld. Applikationen, die einen selbst einschränken oder einem helfen, sich besser zu konzentrieren, hatte ich schon vor mehr als 10 Jahren angesehen und genutzt.

Habe ich generell ein Problem mit Konzentration? Nein. Aber es mag am Medium liegen. Ich habe mein bisher erfolgreichstes Buch (3 Auflagen) fast komplett auf Papier geschrieben, so unglaublich das auch klingen mag. In eine Kladde auf einer Terrasse in einer Bucht Sardiniens. Ich hatte keinen Computer mit, nur meine Gedanken. Und die habe ich dann runtergeschrieben, durchgestrichen, neu formuliert, usw, später zuhause am Rechner dann Screenshots und andere Materialien hinzugefügt. Ich allein mit dem Papier. Ich bin nicht sicher, ob ich das heute mit einem iPad hinbekommen würde. Denn auch wenn bei mir fast alle Benachrichtigungen ausgestellt sind, weiß das Gehirn, dass doch was Neues da sein könnte, und unser Gehirn giert danach. The Organized Mind von Daniel Levitin beschreibt, wie sehr unser Gehirn durch jede Störung stimuliert wird, was uns davon abhält, sich fokussieren zu können, denn Denken ist anstrengend. Besonders beeindruckend fand ich hier die Vorliebe von Sting, sich überall auf der Welt dasselbe Zimmer herrichten zu lassen, damit ihn nichts Neues ablenken kann.

Tranquility is the new luxury of our society. (5 AM Club, Robin Sharma)

Diese Ruhe ist ohne Zweifel ein Luxus, wenn man sozusagen für ein kastriertes Gerät mit weniger Funktionen so viel Geld zahlt, nur um Ruhe zu haben und sich fokussieren zu können. Vielleicht liegt meine Präferenz für Papier aber auch an meiner Sozialisation: Ich bin mit Papier groß geworden, habe alles auf Papier geschrieben, meine Abi-Klausuren, meine Abschlussprüfungen an der Uni, usw. Bücher am Rechner zu schreiben, zumindest ausschließlich am Rechner zu schreiben, ist für mich eine Qual. Ich muss meine Gedanken erst einmal sortieren, und auch wenn das am Rechner eigentlich einfacher geht, ziehe ich das Papier vor.

Aber das iPad hat noch andere Nachteile. Will ich draußen mit dem iPad lesen, dann sollte besser nicht die Sonne scheinen. Mit dem reMarkable kein Problem. Das kriegt das iPad nicht so gut hin. Abgesehen davon, dass das Gerät ganz schön schwer ist (653 Gramm “nackt” mit Stift/ 1060 Gramm mit Hülle inklusive Tastatur). Es eignet sich nicht wirklich zum längeren Lesen und in der Hand halten. Das reMarkable kommt auf 362 Gramm “nackt” mit Stift / 505 Gramm mit Hülle, wobei das etwas unfair ist, da die Hüllen sehr unterschiedlich sind. Ich nehme das iPad aus den genannten Gründen nicht gerne mit, wenn ich zum Beispiel kurz mal raus gehe. Es ist nicht nur schwer und unhandlich, nein, ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, wie schnell das Glas kaputt gehen kann (und wie teuer der Ersatz ist).

Und was das iPad tagsüber in der Sonne zu wenig an Licht hat, das hat es dann Abends zu viel. Ich merke es, wenn ich abends zu lange auf den Bildschirm geschaut habe. Das iPad eignet sich für mich nicht zum längeren Lesen und Schreiben von Fachtexten, einmal aus ergonomischen Gründen, aber auch aufgrund manchmal mangelnder Disziplin. Frei nach dem 5 A.M. Club, elektronische Geräte sollten abends einfach nicht mehr genutzt werden, auch das ermöglicht das reMarkable, wenn man ein Auge zudrückt.

Das reMarkable hat allerdings ein paar Defizite, die für den Preis eher inakzeptabel sind:

  • Das WLAN-Modul scheint sehr schwach auf der Brust zu sein; es hat in meinem Arbeitszimmer 1 von 3 Strichen, wohingegen alle anderen Geräte mindestens 2 von 3 Strichen haben.
  • Der Akku hält bei mir ca 2-3 Tage, bei mittlerer Nutzung, für ein e-Ink-Display ist das nicht viel. Das Laden dauert Ewigkeiten.
  • Große PDFs (zum Beispiel Springer-Sachbücher zwischen 3 und 30 MB) sind für das reMarkable Tablet eine große Last, es kann dauern, bis man von einer Seite zur nächsten geblättert hat. Und gerade bei den großen PDFs scheint das reMarkable auch öfter mal abzuschmieren.
  • PDFs mit Passwortschutz kann das reMarkable gar nicht öffnen. Das ist ziemlich suboptimal.
  • Die Suche ist ein Witz. Man kann entweder nach Titeln von Büchern suchen, aber nur innerhalb eines Buches, wenn man dieses gerade geöffnet hat. Man kann dann auch nicht direkt vom Suchergebnis zu der Fundstelle springen, sondern muss sich die Seitenzahl merken und dann umständlich über mehrere Schritte zu der Seite navigieren.
  • Das Plastik wirkt billig und manchmal irgendwie schmutzig, auch wenn es sauber ist. Das ist für den Preis wirklich nicht angemessen.
  • Der Stift hat anscheinend gleich zwei verschiedene Plastiksorten bekommen, zumindest ist hier ein unterschiedliches Weiß zu erkennen:

Was mir außerdem nicht gefällt, ist der Lock-In. Ich bin in deren Cloud gefangen, was ist, wenn sie pleite machen? Bei tado habe ich mich das schon mehrmals gefragt, aber da kann man die Thermostate angeblich wenigstens noch manuell bedienen (dafür sind sie dann aber auch viel zu teuer). Bei reMarkable wäre man verloren, wenn die Cloud abgeschaltet würde. Vermutlich wird man dann irgendwann auch ein Abo bezahlen müssen, wie auch tado darauf geschwenkt ist. Was allerdings etwas hilft, ist, dass man angeblich auch per USB an seine Dokumente kommt. Das habe ich noch nicht ausprobiert, bedeutet aber, dass ich eventuell eine Applikation wie meinen Kindle Clippings Manager bauen könnte, die einen Ordner auf meinem Rechner mit dem Speicher des reMarkable synchronisiert. Das wäre besser als diese doppelte Organisation.

Insgesamt ist das Gerät also für die technischen Leistungsmerkmale, die Qualität und die Software hoffnungslos überteuert. Aber trotzdem mag ich es. Denn es erfüllt meinen Use Case besser als das iPad, und anders als das Moleskine ist es auch kein Ideenbegräbnis erster Klasse. Das hat es in den wenigen Wochen bisher bereits sehr gut bewiesen.

Search Inside Yourself


 

Ich hatte Anfang des Monats die Möglichkeit, das Seminar Search Inside Yourself zu besuchen. Initiiert wurde es von Meng, einem Softare-Entwickler bei Google, und mittlerweile kann das Seminar auch außerhalb von Google besucht werden. Viele Seminarteilnehmer berichten, dass es ihr Leben verändert hätte, und manche haben nach dem Seminar ganz neue Wege eingeschlagen. Wenn ich so etwas lese, dann werde ich zunächst einmal skeptisch, denn das klingt für mich sehr esoterisch und alles andere als anziehend. Es gibt aber auch wissenschaftliche Indizien dafür, dass Meditation und Achtsamkeitsübungen einen positiven Einfluss auf das Gehirn haben, insbesondere auf die Konzentrationsfähigkeit. Ein Versuch ist es wert, dachte ich mir.

Anders als die Kollegen in Mountain View habe ich das Seminar mehrere Tage hintereinander gehabt und nicht einzelne Tage über mehrere Wochen. Es waren zweieinhalb sehr intensive Tage. Ich werde nicht alles aus dem Training erzählen, es gibt auch ein sehr gutes Buch dazu, welches in jeder Hinsicht besser ist als das, was ich hier schreiben kann (das bereits 2012 gekaufte Buch hatte mich übrigens dazu bewegt, das Seminar zu belegen). Es gibt aber auch ein paar Unterschiede zum Buch, der wichtigste ist sicherlich der, dass man während des Seminars nicht anders kann als die Übungen durchzuführen.

Eine Meditations-Übung ist mir besonders in Erinnerung geblieben, die mit dem Konzept “Kindness” (am ehesten mit Liebenswürdigkeit oder Nächstenliebe zu übersetzen) zu tun hat. Man sitzt einem anderen Teilnehmer gegenüber, in meinem Fall war es eine junge Kollegin, mit der ich vorher nie gesprochen hatte. Wir sollten uns das Gesicht des anderen einprägen und dann die Augen schließen. Und dann kamen Sätze wie:

  • Dein Gegenüber hat einen Körper und einen Geist/Seele (mind), so wie Du.
  • Dein Gegenüber hat Gefühle und Gedanken, so wie Du.
  • Dein Gegenüber hat in seinem Leben Traurigkeit gespürt, Enttäuschung, Verletzungen und Verwirrungen, so wie Du.
  • Dein Gegenüber wünscht sich frei von Angst, Schmerz und Leiden zu sein, so wie Du.
  • Dein Gegenüber wünscht sich gesund, geliebt und glücklich zu sein, so wie Du.
  • Nun wollen wir uns etwas wünschen für Dein Gegenüber:
  • Ich wünsche meinem Gegenüber die Kraft, die Ressourcen und den emotionalen Support, durch die Schwierigkeiten im Leben zu navigieren.
  • Ich wünsche meinem Gegenüber frei zu sein von Schmerz und Leiden.
  • Ich wünsche meinem Gegenüber glücklich zu sein.
  • Denn mein Gegenüber ist ein menschliches Wesen, so wie ich.

Dann öffneten wir unsere Augen. Ich kann das Gefühl kaum beschreiben, das ich in dem Moment hatte.

Hier ist Mengs Vortrag bei den Vereinten Nationen, man kann deutsche Untertitel dazu schalten:

Und hier ein paar weitere Links:

Virtuelle Assistenten betroffen durch Internet-Störung


Internet-Verbindungen gestört durch Schaden an Glasfaser-Kabel im Mittelmeer, berichtet die Süddeutsche, netterweise schaffte es meine virtuelle persönliche Assistentin noch, mir eine Mail zu schreiben, dass sie keine Internetverbindung im Büro hat. Angeblich wird es mehrere Tage dauern, bis das Problem gelöst ist. Mal sehen, wieviele Leute Probleme bekommen, weil sie ihre Arbeit nun selber machen müssen.

Aufmerksamkeit: Besser konzentrieren


Ich habe eine Entwicklung verpennt, die ich nun nachholen will zu erwähnen, nämlich die der Tools zur Aufmerksamkeitsverbesserung. Damit meine ich nicht Programme wie Isolator oder WriteRoom, sondern ein externes Signal, dass als eine Art Erinnerung wirkt, dass man sich auf etwas konzentrieren wollte. Ein Beispiel hierfür ist das momentan ausverkaufte PowerSeed, eigentlich ein Gerät zum Abnehmen, das alle paar Minuten piept oder blinkt und einen beim Essen daran erinnert, dass man überprüfen sollte, ob man noch Hunger hat ($49!!!!). Dass man dieses Gerät auch noch für andere Zwecke gebrauchen kann, auf diese Idee ist Gordon Meyer bei 43 Folders gekommen.

Tatsächlich existieren bereits seit einiger Zeit Software-Tools, die ähnliche Impulse geben, zum Beispiel FlexTime, welches Merlin Mann schon vor anderthalb Jahren angesehen hat. Ich schaue mir FlexTime gerade an und werde berichten, ob es mir hilft, meine Konzentration zu verbessern. Knapp 19 Dollar finde ich aber schon relativ viel für so eine Software.

Privat outsourcen nach Indien


Zuviel Arbeit?

In der New York Times-Beilage der Süddeutschen Zeitung sind mehrere Beiträge über Tim Ferriss Model der 4-Stunden-Woche und dem Outsourcen an virtuelle persönliche Assistenten enthalten, über die ich bereits geschrieben hatte. Die Beiträge haben mich an mein Versprechen erinnert, mehr über Ferriss Buch zu schreiben, das ich bisher nicht eingelöst habe.

Ferris Ansatz besteht vor allem darin, dass man alles ausblendet, was nicht unmittelbar wichtig ist. E-Mails werden nur einmal die Woche gelesen, Nachrichten werden gar nicht gelesen, und im Internet wird sowieso nicht gesurft, es sei denn, man muss es für eine Aufgabe. Desweiteren empfiehlt Ferriss, dass man zunächst einmal zusehen muss, dass man nicht mehr jeden Tag ins Büro fährt, sondern von zuhause arbeiten kann; sobald dies möglich ist, sollte man sich einen VPA (Virtuellen Persönlichen Assistenten) anschaffen, der dann viele Tasks für einen übernehmen kann. Außerdem hat Ferris selbst noch eine Firma gegründet, durch die er jeden Monat eine fünfstellige Summe einnehmen kann, für die er aber so gut wie nix tun muss. Alles ist outgesourced, von der Produktion über die Auslieferung bis zum Customer Support. Einmal die Woche E-Mails checken reichen aus, um jeden Monat $40.000 Cash zu kassieren und damit durch die Welt zu reisen.

Im Grunde wissen wir schon alles, was in Ferriss The 4-Hour Workweek steht. Unwichtiges ausblenden, fokussieren. Es ist die Radikalität, die Ferriss Ansatz zur Popularität verholfen hat. Und die Idee des Arbitragegeschäfts, bei dem die günstige Arbeitskraft Anderer genutzt wird, um den eigenen hochbezahlten Job zu verrichten. Und kennen wir nicht alle einen Ferriss in unserer Nähe, jemanden, der nie auf Mails antwortet und bei dem man sich fragt, wie er damit durchkommt, gleichzeitig aber bewundern, wie er oder sie seine Projekte geregelt bekommt? Mehr zu Ferriss in seinem Blog (welches man eigentlich nicht lesen dürfte nach seinen Vorgaben).

Meine eigenen Erfahrungen mit meiner VPA sind mittelprächtig. Seit Mitte September source ich jeden Monat 10 Stunden aus, wobei ich allerdings nichts von meinem Hauptjob nach Indien gebe. Bisher hat mein VPA vor allem bei der Buchrecherche mitgeholfen, wobei die Qualität der Ergbnisse variiert. Man muss sehr genau sein in der Beschreibung dessen, was man will, was beim Outsourcing keine Überraschung ist (ich hatte zuvor schon mit Offshore Development zu tun), aber zum Teil werden die Anforderungen auch nicht aufmerksam genug gelesen. Mein Tipp: Nicht einen großen Task abgeben und dann erst nach Vervollständigung abnehmen, sondern Zwischenergebnisse zeigen lassen. Gleichzeitig existiert aber auch ein Feedbacksystem, das zum Beispiel über den Bonus eines VPAs entscheidet.

Wie erwartet gibt es bei getfriday.com übrigens keine VPAs, die Deutsch sprechen. Dies wird die Möglichkeit der meisten Deutschen, VPAs für ein Arbitragegeschäft zu nutzen, deutlich einschränken; auch halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein ähnliches Geschäftsmodell hier funktionieren wird aufgrund der hohen Lohnkosten. Diejenigen, die des Englischen mächtig sind und einen Job haben, bei dem das Deutsche kaum eine Rolle spielt, werden hier einen Vorteil haben. Für die Amerikaner und Engländer ist hier von einem echten Sprachvorteil zu reden (nicht von einem Standortvorteil), und ich würde mich nicht wundern, wenn dies zu einem ernst zu nehmenden Faktor für einen Wirtschaftsvorteil heranwachsen würde.

Der virtuelle persönliche Assistent


Im Gegensatz zum Personal Digital Assistant, der noch vor wenigen Jahren der letzte Schrei war, wird nun der Virtual Personal Assistant Gegenstand der nächsten Welle werden. Anders als beim PDA besteht der VPA aus Fleisch und Blut und verdankt seine zunehmende Popularität dem Arbitrage-Effekt, auf den Timothy Ferris in seinem Buch The 4-Hour Workweek aufmerksam macht: Nicht nur Programmierung kann nach Indien outgesourced werden, auch die Aufgaben eines persönlichen Assistenten. Eine Marktübersicht erstellen? Warum selber Stunden der kostbaren Zeit verwenden, wenn diese Aufgabe auch ein gut ausgebildeter Assistent in Indien für ein paar Dollar weniger erledigen kann? Dadurch gewinnt man nicht nur Freizeit, sondern kann sich auch auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren.

Auch Ryan Carson hat nach der Lektüre des Buchs von Timothy Ferris bereits erste Erfahrungen mit dem VPA gemacht, die er in seinem Blog teilt. VPA-Provider wie Get Friday haben mittlerweile Wartezeiten von mehreren Wochen, seitdem die 4 Stunden-Arbeitswoche die amerikanischen Bestsellerlisten anführt. Aufgaben werden abends per Mail nach Indien geschickt, am nächsten (amerikanischen) Morgen sind die Ergebnisse in der Mailbox. Zum Teil sind die Ergebnisse so beeindruckend gut, dass einem Angst und Bange um die eigene Wirtschaft wird, so ein Kommentar von einem Nutzer dieser Services in Ferris’ Buch.

Natürlich ist es nichts neues, dass auch andere Bereiche outgesourced werden. Neu ist allerdings, dass dies nicht nur Betriebe tun, sondern auch Privatpersonen, um Zeit für sich zurückzugewinnen. Denn, so Ferris, es geht nicht darum, alles auf die Zeit zu schieben, wenn man Rentner ist; stattdessen soll man sich bemühen, Mini-Retirements hier und jetzt zu gestalten.

Die Frage ist, ob auch jenseits der Englisch-sprachigen Länder ein Nutzen daraus gezogen werden kann. Ich habe eine Menge von Aufgaben, die ich an einen virtuellen persönlichen Assistenten outsourcen könnte, doch einige davon erfordern, dass der Assistent des Deutschen mächtig ist. Eine Anfrage diesbezüglich bei Get Friday ist noch nicht beantwortet. Es ist aber unwahrscheinlich, dass dieses System für Europäer (minus UK) so skaliert wie für die Amerikaner und Engländer.

Blackberry Perl 8100


Ein Artikel über einen Blackberry? Der Blackberry auf dem Bild gehört ja wohl nicht dem Alby? Hat der nicht geschrieben, dass er niemals nie auf gar keinen Fall einen Blackberry haben will? Um Adenauer zu zitieren, was stört mich mein Geschwätz von gestern. Es ist meiner. Naja, nicht ganz, er gehört meinem Arbeitgeber. Und ich hab ihn mir gewünscht. Nicht weil ich jetzt eine andere Meinung hätte, was die Blackberry-Waisen angeht, sondern weil ich einen Großteil meiner Zeit nicht in einem Büro verbringe, sondern unterwegs, auf dem Weg zum Flughafen, in einem Flieger, auf dem Weg zu einem Büro, in Terminals, in Hotels, und nicht überall gibt es ein WLAN, in das man problemlos reinkommt. Es ist für mich sehr angenehm, ins Büro zu kommen und die Mails schon abgearbeitet zu haben und mich auf die Arbeit konzentrieren zu können.

Bei der ganzen Geschichte hat mir der Artikel von Volker Weber in der ct geholfen, mir war vorher nicht klar, dass man entweder ein Enterprise-Modell oder ein “freies” Modell wählen kann. Ansonsten hätte ich einfach einen bei T-Mobile gekauft, aber das wäre absolut sinnfrei gewesen, denn ich brauche ein Enterprise-Modell. Und das wird nicht ohne Lizenz verkauft. Ziemlich schwierig alles, und da waren die paar Euro für die ct eine gute Investition, um eine teure Fehlanschaffung zu vermeiden.

Mein erster Eindruck: die Tastatur ist sehr gewöhnungsbedürftig, das hatte ich vorher auch schon gelesen, Wahrscheinlich hätte ich selbst daher auch nicht dieses Modell ausgewählt, es wurde aber für mich ausgesucht. Der Vorteil ist aber, dass das Gerät sehr, sehr leicht ist. Auch die Darstellung von Text finde ich sehr unästhetisch, zumal ich erst letzte Woche das iPhone gesehen habe, das wirklich sehr ansprechend ist. Aber ansonsten löst der Blackberry mein Problem (oft weit weg vom Rechner), und das ist gut.

In diesem Moment ist er ausgeschaltet, und das bleibt er bis morgen früh auch. Und am Wochenende bleibt er auch ausgeschaltet. Ich will keine Blackberry-Waise.

Gleichzeitig? Das kann ich nicht


Als diese Single von Foyer des Arts 1986 erschien, war Multitasking noch kein populärer Begriff. Internetanschluss und Handys gehörten noch nicht zur Standardausrüstung, selbst Faxgeräte waren erst gegen Ende der 80er in fast jedem Büro anzutreffen. Mit anderen Worten, das Leben im Büro muss im Vergleich zu heute noch wie eine Wellnessoase gewesen sein (ich ging damals noch zur Schule und kann es nicht beurteilen).

Heute checken wir ständig unsere E-Mails, surfen gleichzeitig bei eBay, chatten mit drei Arbeitskollegen gleichzeitig, suchen bei einer Suchmaschine nach Hinweisen, ob es ein Update für eine Applikation gibt, und telefonieren gleichzeitig mit unserem Steuerberater. Diese Gleichzeitigkeit gereicht den meisten zum Nachteil, so ein Artikel der New York Times, der in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 2. April 2007 erschienen ist (leider habe ich keinen Link auf einen Originalartikel gefunden).

Multitasking verlangsamt nicht nur, es bringt auch mehr Fehler ein, so einer der Interviewten. Auch wenn das Gehirn unglaubliche Leistungen hervorbringen kann, so kann es sich immer noch nicht auf mehr als eine Sache gleichzeitig konzentrieren, und der Wechsel von einer zur anderen Tätigkeit, die gleichzeitig abgearbeitet werden, kostet 1 Sekunde. Klingt nicht nach besonders viel, aber eins fügt sich zum andern, und so wird vermutet, dass Unterbrechungen die amerikanische Wirtschaft jährlich 650 Milliarden Dollar kosten. Allerdings bedeutet eine Unterbrechung auch, dass dadurch auch wieder Arbeit erledigt oder eine Idee mit einem Kollegen ausgetauscht wird. Auch hier wird davon ausgegangen, dass Software in Zukunft helfen kann, indem sie als “Time Nanny” fungiert. Einige interessante Arbeiten gibt es dazu von Eric Horvitz von Microsoft.

Über Zeitmanagement für Kinder und den Verlust der Zeit


 

Merlin verweist auf 5 Themen, die Kinder in jeder Schule lernen sollten, und dazu gehört auch Zeitmanagement. Leider bin ich offline und kann nicht nachlesen, für welches Alter dies geeignet sein soll, aber mir ist nicht wohl bei diesem Gedanken:

Learn to make a to do list. Learn to prioritize. Learn to break things down into 30 minute blocks of time. Learn about actionable items.

Fing es nicht damit an, dass erst die Hausaufgaben gemacht werden mussten, bevor man nach draußen spielen durfte? Ab wann sag ich unserer Tochter, dass ich ihre Prioritätenliste überprüfen möchte? Wenn ich im April zurück in den Staaten bin, werde ich nach einem Zeitmanagement-Buch für Kinder gucken, vielleicht ist das eine Marktlücke neben all den Seiwert-Titeln und damit mehr Geld zu verdienen als mit Web 2.0-Büchern.*

Anfang Januar erschien in der SZ ein Artikel von Matthias Drobinski, “Der Verlust der Zeit”, über den ich schon seit einiger Zeit bloggen wollte, und dieser Artikel Merlins ist ein guter Aufhänger.

Die Deutschen hatten noch nie soviel Zeit wie heute, und gleichzeitig ist die Qualität dieser Lebenszeit vervielfacht, so Drobinski. Es gibt keinen Vergleich zwischen den müdegelebten Senioren der 50er Jahre und den heute aktiven Unruheständlern. Gleichzeitig ist die Zeitnot allgegenwärtig, denn die durch bessere Verkehrsverbindungen und moderne Kommunikationswege eingesparte Zeit verschwindet durch neue “zeitverbrauchende Zwecke” anstatt für Zweckfreies verwendet zu werden.

Die allgegenwärtigen Erleichterungen werden zum Multitasking genutzt und lassen den von der Wirtschaft erwünschten flexibilisierten Menschen entstehen, der dann frei hat, wenn es die globalen Zwänge der Firma zulassen. Doch es ist vor allem der Verlust an gemeinsam verbrachter Zeit, der den Verlust der Zeit ausmacht. Und dies wird angesichts des wirtschaftlichen Drucks eher noch schlimmer als besser werden:

Die Beschleunigungsprozesse werden weitergehen, der Druck auf den Einzelnen wird wachsen, seine Lebenszeit als überall gleichzeitig handelndes Wesen zu verbringen. Es sind derzeit interessanterweise Ökonomen, die von der Beschleunigungsfalle reden, […], die ausrechnen, wie viel der Fluch der permanenten Unterbrechung kostet, wenn vor lauter Anrufen, E-Mails und Internetausflügen Angestellte nicht mehr zum Arbeiten kommen.

Zuletzt fordert Drobinski die Politik dazu auf dafür zu sorgen, dass die “stade Zeit” in Form von allgemeingültigen Feiertagen erhalten bleibt, denn schließlich halte diese die Gesellschaft zusammen. Zuguterletzt betont er, dass es den Bayern mit den vielen Feiertagen wirtschaftlich sehr gut geht.

Sowenig ich auch daran glaube, dass das an den Feiertagen oder der “staden Zeit” liegt, so hat Drobinski nicht unrecht in den anderen Punkten. Macht es wirklich Sinn, Kinder schon früh darauf zu drillen? Ist die Trödelei der Kids unnatürlich oder das Multitasking der Erwachsenen?

Von den Schwierigkeiten, einen guten Mail2Fax-Service zu finden


 

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es Mail2Fax-Services wie Sand am Meer geben müsste. Gibt es auch, nur nicht solche Services, die man auch wirklich ernsthaft gebrauchen kann.

Der Use Case: Ich habe ein Dokument, das ich unterschrieben an ein Unternehmen faxen muss. Dieses kann ich einscannen und dann als PDF auf meinem Rechner speichern. Ich könnte auch meine Unterschrift einscannen und diese in ein Dokument einfügen und dann daraus ein PDF erstellen. Die zweite Option sieht nicht wirklich gut aus, und ich hab keine Zeit, mich darum zu kümmern. Im nächsten Schritt möchte ich diese PDF-Datei in eine Mail stecken und an ein Mail2Fax-Gateway senden, welches die Datei als Fax an die im Betreff oder sonstwo angegebene Faxnummer sendet, im besten Fall mit einem Header, in dem meine Faxnummer und mein Name steht. Sollte nicht so schwer sein. Ich will außerdem nicht monatlich dafür bezahlen, sondern nur pro Fax, denn manchmal verschicke ich monatelang kein Fax. Klingt doch alles ganz einfach, oder?

Mein erster Gedanke war web.de. Tatsächlich kann man dort ein Fax verschicken von der Weboberfläche, aber leider keine Dokumente anhängen. Gestorben. Dann dachte ich an das Unified Messaging von Puretec/Schlund & Partner/1&1/United Internet, schliesslich war dies das Schlagwort, das in ihren bunten, aus jeder Computerzeitung purzelnden Prospekten stets besonders fett gedruckt war. Zwar ist web.de mittlerweile eine Tochter der United Internet, aber ich hatte immer noch die Hoffnung, dass die Services noch nicht konsolidiert wurden und es bei Puretec/1&1 ein anderes Produkt gäbe. Tatsächlich wird so etwas angeboten, allerdings nicht in meinem sauteuren Hostingtarif. Nur wenn ich DSL auch noch nähme, dann könnte ich das Mail2Fax-Gateway nutzen. So aber kann ich wieder nur ein Fax von einer Weboberfläche versenden.

Klickt man auf einen der vielen Werbelinks bei einer Suchmaschine nach der Suche “mail2fax”, so findet man in der Regel lediglich Services, die monatlich abkassieren. Erst nach einiger Zeit habe ich ein Angebot gefunden, das zwar eine Einrichtungsgebühr von wenigen Euro erfordert, aber danach nur noch pro Fax abkassiert; der Provider heisst Xaranet. Zwar wird der Zugang anscheinend erst nach einer langsamen Banküberweisung freigeschaltet und ist nichts für Kurzentschlossene, aber das Geld wird nicht auf ein Konto in den Bahamas überwiesen, sondern auf das einer deutschen GmbH. Der Geschäftsführer, Timo Dreger, beantwortet nicht nur höchstpersönlich Supportmails, sondern schreibt auch ein eigenes Unternehmensblog.

Es gab einige kleine Startschwierigkeiten, aber nachdem ich das Prinzip verstanden hatte, kann ich nun endlich Faxe verschicken, ohne mir ein Gerät kaufen zu müssen oder eine zweite Leitung zu beantragen. Interessant, dass es noch keine Web 2.0-ige Lösung gibt, sowas wie DropSend für Faxe; ich hatte vor einiger Zeit noch gedacht, dass Faxe eine aussterbende Art wären, aber manche Dinge lassen sich einfach noch nicht mit E-Mail oder Skype lösen. Umso überraschender, dass es nur so wenige Anbieter gibt.