Moleskine: Ideenbegräbnis erster Klasse


Ich bin ein Fan der sündhaft teuren Moleskine-Notizbücher, auch wenn ich die Sinnhaftigkeit manchmal hinterfrage. Dies hat auch das Magazin der Süddeutschen getan. Denn der wahre Zweck, so der Autor Tobias Kniebe angesichts der Ergebnisse einer Selbstversuch-Langzeitstudie, bestünde in der Pflege des Gefühls, seine Aphorismen, Bonmots und Ideen an einem wertvollen Ort geborgen zu haben, der ihrer einzigartigen Qualität entspricht. Ist es dann vollgeschrieben, wandert es ins Regal (ästhetisch ansprechender als Ringblöcke mit teilweise losen Blättern), wo es nie wieder angeschaut würde (hier kann ich dem Autor wiedersprechen, ab und zu sehe ich dort nach). Kniebes Schlußfolgerung: Das Moleskine schützt die Welt genau vor jenem Tiefsinn, mit dem man sonst seine Mitmenschen nerven müsste, und es schließt gerade die peinlichsten Geistesblitze sicher weg: Ein kleiner Giftschrank mit pietätvollen schwarzen Deckeln, ein Ideenbegräbnis erster Klasse.

Womit Herr Kniebe auf jeden Fall Recht hat: Wenn man eine Idee über einen längeren Zeitraum verfolgt, so kann sie sich über mehrere Moleskines hinwegstrecken, und das macht das Wiederauffinden und Weiterverarbeiten der Idee nicht einfacher…

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