Privat outsourcen nach Indien


Zuviel Arbeit?

In der New York Times-Beilage der Süddeutschen Zeitung sind mehrere Beiträge über Tim Ferriss Model der 4-Stunden-Woche und dem Outsourcen an virtuelle persönliche Assistenten enthalten, über die ich bereits geschrieben hatte. Die Beiträge haben mich an mein Versprechen erinnert, mehr über Ferriss Buch zu schreiben, das ich bisher nicht eingelöst habe.

Ferris Ansatz besteht vor allem darin, dass man alles ausblendet, was nicht unmittelbar wichtig ist. E-Mails werden nur einmal die Woche gelesen, Nachrichten werden gar nicht gelesen, und im Internet wird sowieso nicht gesurft, es sei denn, man muss es für eine Aufgabe. Desweiteren empfiehlt Ferriss, dass man zunächst einmal zusehen muss, dass man nicht mehr jeden Tag ins Büro fährt, sondern von zuhause arbeiten kann; sobald dies möglich ist, sollte man sich einen VPA (Virtuellen Persönlichen Assistenten) anschaffen, der dann viele Tasks für einen übernehmen kann. Außerdem hat Ferris selbst noch eine Firma gegründet, durch die er jeden Monat eine fünfstellige Summe einnehmen kann, für die er aber so gut wie nix tun muss. Alles ist outgesourced, von der Produktion über die Auslieferung bis zum Customer Support. Einmal die Woche E-Mails checken reichen aus, um jeden Monat $40.000 Cash zu kassieren und damit durch die Welt zu reisen.

Im Grunde wissen wir schon alles, was in Ferriss The 4-Hour Workweek steht. Unwichtiges ausblenden, fokussieren. Es ist die Radikalität, die Ferriss Ansatz zur Popularität verholfen hat. Und die Idee des Arbitragegeschäfts, bei dem die günstige Arbeitskraft Anderer genutzt wird, um den eigenen hochbezahlten Job zu verrichten. Und kennen wir nicht alle einen Ferriss in unserer Nähe, jemanden, der nie auf Mails antwortet und bei dem man sich fragt, wie er damit durchkommt, gleichzeitig aber bewundern, wie er oder sie seine Projekte geregelt bekommt? Mehr zu Ferriss in seinem Blog (welches man eigentlich nicht lesen dürfte nach seinen Vorgaben).

Meine eigenen Erfahrungen mit meiner VPA sind mittelprächtig. Seit Mitte September source ich jeden Monat 10 Stunden aus, wobei ich allerdings nichts von meinem Hauptjob nach Indien gebe. Bisher hat mein VPA vor allem bei der Buchrecherche mitgeholfen, wobei die Qualität der Ergbnisse variiert. Man muss sehr genau sein in der Beschreibung dessen, was man will, was beim Outsourcing keine Überraschung ist (ich hatte zuvor schon mit Offshore Development zu tun), aber zum Teil werden die Anforderungen auch nicht aufmerksam genug gelesen. Mein Tipp: Nicht einen großen Task abgeben und dann erst nach Vervollständigung abnehmen, sondern Zwischenergebnisse zeigen lassen. Gleichzeitig existiert aber auch ein Feedbacksystem, das zum Beispiel über den Bonus eines VPAs entscheidet.

Wie erwartet gibt es bei getfriday.com übrigens keine VPAs, die Deutsch sprechen. Dies wird die Möglichkeit der meisten Deutschen, VPAs für ein Arbitragegeschäft zu nutzen, deutlich einschränken; auch halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein ähnliches Geschäftsmodell hier funktionieren wird aufgrund der hohen Lohnkosten. Diejenigen, die des Englischen mächtig sind und einen Job haben, bei dem das Deutsche kaum eine Rolle spielt, werden hier einen Vorteil haben. Für die Amerikaner und Engländer ist hier von einem echten Sprachvorteil zu reden (nicht von einem Standortvorteil), und ich würde mich nicht wundern, wenn dies zu einem ernst zu nehmenden Faktor für einen Wirtschaftsvorteil heranwachsen würde.

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