Erfahrungen mit Estateguru: Vorsicht! Passives Einkommen wirklich möglich?

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Vor weniger als 3 Monaten hatte ich das letzte Mal über meine Erfahrungen mit Estateguru geschrieben, warum jetzt schon wieder? Weil eine Menge passiert ist, und leider nichts Erfreuliches. Waren vor knapp 3 Monaten noch 3 Projekte in Einholung, sind es nun schon 43!

Screenshot

Das ist eine ganze Menge, und leider auch eine ganze Menge Geld. Ja, es ist (fast) alles durch durch einen Eintrag ins Grundbuch 1. Rangordnung besichert, aber wie die Erfahrung bisher gezeigt hat, kann es EWIGKEITEN dauern, bis ein Projekt versteigert ist und man an sein Geld zurückkommt. Genauer gesagt weiß ich es gar nicht, denn bisher wurde nicht ein einziges Projekt versteigert, alle sind in der Endlosschleife. Das ist tatsächlich etwas beunruhigend.

Ich habe zunächst einmal alle neuen Investitionen gestoppt bis ich gesehen habe, dass tatsächlich mal auch Geld zurück kommt. Momentan möchte ich Estateguru deswegen auch nicht empfehlen

1 Jahr lang nix kaufen: Oktober-Bericht

Auch der Oktober war im Prinzip ein guter Monat. Gekauft habe ich ein T-Shirt für meinen Jüngsten, ein Absperrband für eine Party, aber dann leider doch ein neues iPhone. Eigentlich war ich ja total glücklich mit meinem Tausch des Max Pro gegen ein Mini, aber sehr häufig hat mich die schlechte Qualität der Kamera genervt. So war ich im September in Padua und hatte eine sehr seltene Chance, das anatomische Theater zu fotografieren. Leider war es dort sehr dunkel, und die Fotos sind rein gar nix geworden. War es eine absolut notwendige Ausgabe? Nein.

Erfahrungen mit Estateguru in der Krise


 

StartBlogErfahrungen mit estateguru in der krise

Disclaimer: Dies ist keine Finanzberatung! Sie können sich über diesen Link bei Estateguru anmelden, so dass Sie und ich eine kleine Provision erhalten, aber dennoch ist dies keine Empfehlung!

Im März hatte ich Estateguru vorgestellt, seitdem ist viel passiert. Damals hatte ich in 90 Projekte investiert, mittlerweile sind es 247. Waren damals knapp 95% der Projekte im Zeitplan, sind es jetzt noch knapp 85%.

Drei Projekte sind bei mir in Einholung, sind in der Bankersprache “defaulted”, der Schuldner ist pleite. Die Projekte liegen in Estland, Finnland und Deutschland. Nun hatte ich geschrieben, dass man sich keinerlei Sorgen machen soll, schließlich sind die Schulden im Rangbuch 1. Rangordnung eingetragen, und dann wird das Projekt einfach versteigert und man bekommt sein Geld wieder, denn es wird ja nicht der ganze Wert des Projekts beliehen. Angeblich dauert der Prozess im Durchschnitt etwas mehr als 10 Monate. Die Statistiken sind auch auf der Estateguru-Seite nachzuvollziehen. Da dort die gesamte Zeit seit Gründung dargestellt wird und ich später eingestiegen bin, sehen meine Zahlen natürlich anders aus. Bei einem Projekt warte ich bald ein Jahr, die Auktionen werden ständig wiederholt, anscheinend ist es nicht so einfach, das Projekt zu verkaufen.

Interessanterweise hat Estateguru nun zwei Mal kurz hintereinander (siehe hier und hier) darüber geschrieben, was passiert, wenn Kredite in Einholung sind. Auch gab es eine Nachricht, dass man in den nächsten Monaten mehr Projekte sehen wird, die verspätet sein werden. Das ist kein Wunder, Baustoffe haben sich extrem verteuert, manche Projekte werden ins Schlingern kommen.

Mache ich mir Sorgen? Nein, aber ich ärgere mich ein wenig über mich selbst, denn bei einem Projekt war ich einfach zu “gierig”. Normalerweise beträgt meine Investition pro Projekt maximal 250 Euro und 50 Euro pro Stage. Hier hatte ich manuell gekauft für 500 Euro. Bei manchen Projekten erhält man halt einen Bonus, wenn man mehr investiert, und eine Renditeerwartung von 11% klingt halt super, oder? Außerdem kannte ich das Gebäude in Finnland:

Nun habe ich das Projekt auf dem Secondary Markt angeboten, mal sehen, ob jemand risikofreudig ist. Ich würde dann 7 Euro verlieren. Ansonsten muss ich warten. Selbst wenn dieses Projekt komplett abgeschrieben werden müsste, wäre ich immer noch gut im Plus mit einer gegenwärtigen Rendite von 9,57%. Da die LTV (Loan-to Value Ratio) bei den Projekten, in die ich investiere, aber immer unter 70% liegt, meistens bei maximal 60%, müsste ein Projekt erst einmal 30- 40% an Wert verlieren, bevor ich einen Totalverlust habe. Dennoch ist mir das eine Lehre gewesen, ich werde nicht mehr manuell nachkaufen, auch wenn es einen Bonus gibt.

Und natürlich wäre es schön in Hinblick auf eine FIRE-Strategie, dass man so viel Geld dort anlegt, dass jeden Monat ein passives Einkommen entsteht. Aber auch wenn Estateguru alles dafür tut, dass man sein Geld irgendwann erhält, das nützt einem nichts, wenn man jetzt das Geld benötigt, das zu diesem Zeitpunkt zurückgezahlt sein sollte. Die Rechnung, dass man 60.000 Euro dort investiert und bei 10% Jahresrendite dann jeden Monat 500 Euro passives Einkommen vor Steuer hat, ist nicht realistisch. Auch finden sich gar nicht genug Projekte, zumindest nicht nach meinen Anlagekriterien, dass ich so viel investieren könnte, selbst wenn ich es wollte.

Ergibt Estateguru dennoch Sinn für mich? Ja, auf jeden Fall, im Mix mit anderen Anlagen. Aber es ist unbedingt notwendig, eine Strategie zu implementieren, mit der man sich auch wohl fühlt. Eskaliert die Lage in Europa weiter, könnte es zu einem größeren Ausfall kommen, auch dessen muss man sich bewusst sein.

Wenn Sie sich über diesen folgenden Link bei Estateguru anmelden, erhalten Sie und ich einen kleinen Bonux.

1 Jahr lang nichts kaufen: September-Bericht


 

Der September war im Prinzip ein guter Monat. Neu gekauft habe ich mir lediglich ein Paar fingerlose Handschuhe, denn manchmal ist es schon etwas kühl im Arbeitszimmer. Die Heizung wollte ich aber noch nicht anmachen.

Und dann war da noch die Braun Atelier Anlage, über die ich bereits geschrieben hatte und über die ich mich immer noch sehr freue.

Allerdings ist da noch eine im September getätigte Bestellung, die erst im Dezember kommt, der Kindle Scribe, den ich eventuell gegen mein Remarkable 2 eintauschen will. Ist die Anschaffung notwendig? Sicherlich nicht. Ich könnte auch jeden Artikel ausdrucken, den ich lesen will oder muss, und ein Notizbuchen aus Papier nutzen. Kann ich mit den Paper Tablets besser und schneller arbeiten als mit Papier? Auf jeden Fall. Was ich mir von dem Scribe verspreche, habe ich in dem Artikel bereits beschrieben. Wenn der Scribe das nicht erfüllt, dann kommt er wieder weg. Mein reMarkable hat sehr geringe Kosten pro Nutzung, da ich es jeden Tag mehrmals nutze. Am Ende des Tages geht es darum, dass man sich vorher überlegt, ob eine Technologie etwas verbessert, oder ob sie nur dem stumpfen Konsum dient.

1 Jahr lang nichts kaufen: August-Bericht


 

Der August war ein medium-erfolgreicher Monat. Meine Anschaffungen:

  • Eine Fahrradsatteltasche mit Werkzeug für 18 Euro. Sowas ist nicht gebraucht zu kriegen.
  • Vier über WIFI steuerbare Stromsparsteckdosen, auch die gibt es nicht gebraucht, für ca. 50 Euro
  • Einen A6-Karteikasten aus Holz für meinen Luhmann-Zettelkasten für ca. 50 Euro. Ich hätte sowas gebraucht bekommen, aber die wenigen passenden Kästen waren schon ziemlich verhunzt.

Traurig ist, dass ich schon mal so einen Karteikasten hatte, ihn aber aufgegeben hatte nach dem Studium. Ich weiß gar nicht, wo er hingekommen ist. Ich werde noch mal mehr über das Zettelkastensystem nach Luhmann schreiben.

Zettelkasten

1 Jahr lang nichts kaufen: Juli-Bericht


Der Juli lief ok. Ich war sehr stolz auf mich, dass ich einer Versuchung standhalten konnte und einen Impulskauf nicht getätigt habe, auch wenn es preislich eine gute Gelegenheit war. Mehr als eine Woche habe ich darüber nachgedacht, und es dann zwar doch getan, aber sehr überlegt. Es geht um ein neues Handy, wobei ich ein Flagschiffmodel gegen einige Nummern kleiner getauscht habe. Für mein 1 Jahr altes Telefon habe ich mehr Geld bekommen, als ich für das neue Gerät bezahlt habe. Warum habe ich das getan? Weil ich mit dem Riesenhandy einfach viel Ballast hatte. Und mit einem kleinen Telefon ist es zwar nicht ganz so angenehmn zu schreiben und zu lesen, aber ich versuche eh weniger am Handy zu hängen. Ich hatte versucht, ein gebrauchtes Modell zu finden, war aber nicht erfolgreich. Anscheinend sind kleine Handys doch begehrt. Anstatt 240 Gramm schleppe ich nur noch 140 Gramm mit mir rum (ja, das merkt man), und meine Taschen beulen nicht mehr so aus. Meine Kosten pro Nutzung für das alte Handy liegen bei unter 1 Euro pro Tag, das finde ich fair.

Dann haben wir noch eine Erweiterung für unser Rams-Regal gekauft. Auch hier war es schwer, etwas Gebrauchtes zu finden. Meine Präferenz war, noch mehr auszumisten und dadurch weniger Stauraum zu benötigen, aber so haben wir nun einen Kompromiss gefunden. Dies ist auch ein guter Beweis dafür, dass die Dinge, die wir besitzen, nicht nur ihren eigenen Preis haben, sondern auch Folgekosten. Das Vitsoe 606 ist einigermaßen wertstabil, d.h. die Kosten pro Nutzung sind minimal.

Ansonsten habe ich vieles vereinfacht. Abos beendet. Geschaut, ob ich nicht mit Alternativen leben kann. Netflix ist gekündigt, denn das haben wir eh kaum genutzt. Mein geliebtes Headspace werde ich auch kündigen, denn Apple bietet Meditationen an (wenngleich ich die Musik dabei wirklich schrecklich finde). Ich habe mich von Altlasten getrennt und zum Beispiel meine Domains alle zu einem Hoster gepackt, der günstiger ist. Hinzugekommen sind wieder ein paar gebrauchte Schallplatten, die ich mir weiterhin als Luxus gönnen werde. Aber hier habe ich mir eine monatliche Obergrenze gesetzt, damit es nicht ausufert.

 

Growney, Scalable Capital, Bondora und Estateguru


 

Dies ist keine Finanzberatung.

Über Scalable Capital habe ich eigentlich schon genug geschrieben, aber ein kleines Update habe ich schon: Wenn man einmal ein Portfolio geschlossen hat, dann kann man kein neues mehr unter derselben E-Mail-Adresse anlegen. Anders gesagt: Ich wurde gebeten, ein neues Portfolio doch bitte mit einer anderen E-Mail-Adresse zu veröffentlichen. Das mache ich natürlich nicht. Wenn Scalable Capital das gelöst kriegt, dann eröffne ich dort wieder ein RoboAdvisor-Portfolio. Momentan nutze ich dann nur den Direct Broker. Über diesen Link erhalte ich eine kleine Gebühr für die Werbung.

Warum überhaupt Scalable Capital, wenn ich doch so happy bin mit Growney? Ganz einfach: Growney ist sicherlich extrem einfach nutzbar und wirklich meine Empfehlung für all diejenigen, die wenig Zeit und wenig Ahnung haben. Aber, und das ist für eher erfahrene Anleger nicht so witzig, die Daten bei Growney werden nicht besonders häufig aktualisiert. Man hat keine Echtzeit-Kurse. Vor kurzem habe ich außerdem etwas verkauft, und es hat über eine Woche gedauert, bis ich überhaupt eine Veränderung im Depot gesehen hatte, obwohl das Geld schon auf meinem Konto war. Da ist Scalable Capital wirklich besser.

Neben den RoboAdvisors sehe ich in der FIRE-Bewegung immer mehr Decentralized Finance- und ähnliche Anbieter angepriesen wie EstateGuru oder Bondora. Bei beiden Anbietern geht es darum, dass man ein passives Einkommen aufbauen kann. EstateGuru bietet die Möglichkeit, dass man Immobilientransaktionen zwischenfinanziert. Dabei wird man in der Regel mit der Gläubigergemeinschaft in das Grundbuch 1. Rangordnung eingetragen. Die Wahrscheinlichkeit, alles zu verlieren, ist also gering.

Hier muss man aber Nerven behalten, ständig sind Zahlungen verspätet, und ein Kredit ist bei mir ausgefallen. Es kann Monate dauern, bis da wieder Geld reinkommt. Auch hier ist auf Diversifikation zu achten, verschiedene Länder, verschiedene Arten von Krediten, etc.

Bei Bondora Go & Grow finanziert man Konsumentenkredite. In diesem Produkt wird das Portfolio von Bondora gemanaged, daher etwas weniger Rendite (6,75%, nicht garantiert), aber auch weniger Entscheidungen. Es ist nicht möglich, eine größere Summe auf einmal zu investieren. Die monatlich maximal investierbare Summe lag mal bei 200€, momentan liegt sie bei 1.000€. Auszahlungen kosten Geld, übrigens auch bei EstateGuru.

Finanzen und Budgets besser managen mit Unterkonten


 

Diesen Artikel schreibe ich, weil ich in Gesprächen immer wieder feststelle, dass die eigenen Finanzen zu managen ein Thema ist, insbesondere bei Schülern und Studierenden, die das nicht zuhause gelernt haben. Somit habe ich einen Artikel, den ich immer gut verschicken kann :

Ich bin ein großer Freund des Budgetierens, das heißt, dass ich relativ genau plane, wie viel Geld ich für was im Monat ausgeben möchte. Damit am Ende des Geldes nicht noch viel Monat über ist, lege ich zu Beginn des Monats Geld für verschiedene Zwecke in (virtuelle) Umschläge. Zum Beispiel für

  • Haushalt
  • Abos
  • Mobilität
  • Sparen
  • Urlaub

Meine Erfahrung ist, dass man, wenn man nicht budgetiert, mehr Geld ausgibt als man eigentlich will. Gerade beim Sparen finde ich es wichtig, dass man nicht das spart, was am Ende des Monats überbleibt, sondern gleich zu Beginn des Monats die Sparsumme beiseitelegt. Das Budgetieren erleichtert auch Entscheidungen. Wenn ich wie letztes Jahr ein neues Instrument lernen möchte, was darf es mich kosten an Unterricht, Anschaffungskosten, Wartungskosten etc, damit ich noch im Budget bleibe?

Früher war das eine relativ komplexe Geschichte. Man konnte Umschläge (aus Papier) nutzen für die verschiedenen Zwecke plus das Girokonto plus das Sparbuch etc. Oder man führt ein Haushaltsbuch. Das erfordert viel Disziplin und ist aufwändig. Alles auf einem Girokonto zu managen finde ich noch schwieriger. Erst jetzt durch einige Neo-Banken, die Unterkonten anbieten, macht das Budgetieren richtig Spaß, finde ich.

Wie funktioniert das genau?

Ich teile hier einige Details zu meinen Budgets. Jeden Monat lege ich Geld für die folgenden Bereiche zurück:

  • Mobilität: 100€. Ich besitze kein Auto und bestreite meine Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad, manchmal mit einem Cambio, ab und zu auch mit einem eRoller oder auch einem Moia. Und dann fahre ich auch noch mit dem HVV oder der Bahn. Für all das möchte ich im Monat nicht mehr als 100€ ausgeben. Meistens bleibe ich weit unter den 100€, aber wenn ich dann mal eine längere Fahrt vor mir habe, zum Beispiel nach Berlin, dann ist es gut, hier eine Reserve zu haben. Als die eRoller rauskamen, hatte ich zunächst etwas zu viel Geld dafür ausgegeben; klar, war neu, hat Spaß gemacht, aber dann musste ich hier nachschießen. Dann war mir sofort klar, ich gebe zu viel Geld dafür aus.
  • Gesundheit: 50€. Ich habe eine Krankenversicherung mit Selbstbeteiligung, für die ich jeden Monat Geld beiseitelege. Zusätzlich bezahle ich hieraus alles, was die Krankenkasse nicht bezahlt. Ist am Ende des Jahres Geld über, super, dann kommt es ins Depot.
  • Abos und Mitgliedsbeiträge: 70€. Darunter fällt Apple Music, mein Mitgliedsbeitrag bei D64, usw. Abos getrennt zu halten finde ich wichtig, denn auch wenn jedes Abo nur ein paar Euro im Monat kostet, da kommt dann doch ziemlich viel zusammen übers Jahr.
  • Ein Haushaltskonto: Betrag verrate ich nicht, aber wir versuchen hier im Budget zu bleiben. Idealerweise hat man hier ein gemeinsames Konto mit den anderen Haushaltsmitgliedern.
  • Eine Urlaubskasse, die ich mittlerweile bei Growney bespare.
  • Taschengeld: 200€. Ja, ich zahle mir selbst Taschengeld aus 🙂 Davon bezahle ich zum Beispiel Fischbrötchen. Aber auch hier versuche ich nicht alles auszugeben, so dass ich mir zwischendurch etwas mehr leisten kann. Meine Querflöte habe ich zum Beispiel so finanziert.
  • Sparen, den genauen Betrag verrate ich nicht, aber hier diversifiziere ich in verschiedenen Angeboten, Growney, Estateguru, Scalable, meinem Finanzberater und eine eiserne Reserve (3-6 Monatsgehälter) auf einem Tagesgeldkonto.

Hinzu kommen Bereiche, für die ich gerne eigene Konten habe:

  • Ein Kleinunternehmerkonto, über das ich alles abwickle, was mit meinem Nebenerwerb zu tun hat (Lehraufträge, Bücher-Tantiemen, Google AdSense bei den Einnahmen, Webspace etc bei den Ausgaben). Ich halte das gerne getrennt, weil das Finanzamt auch gerne irgendwann etwas davon haben möchte, außerdem ist es so für mich einfacher, die Steuer zu machen.
  • Ein Immobilienkonto, wo alles drüber läuft, was mit dem Thema zu tun hat, also Mieten, Kredite, Verwaltergebühren, Grundsteuer, etc. Ab und zu muss etwas repariert werden, und dann ist es immer gut, das nicht mit anderen Budgets durcheinander zu bringen.

Hätte ich das alles nun auf einem Konto, so wäre es kompliziert, den Überblick zu behalten. Klar, es geht, aber ich bezahle gerne Geld dafür, wenn ich das alles getrennt halten kann und Dinge automatisch laufen. Ja, das klingt alles nicht besonders minimalistisch, mit mehreren Konten, aber ich versuche damit den Aufwand so gering wie möglich zu halten, damit ich weniger Zeit damit verbringen muss.

Girokonten mit Unterkonten

Wie gesagt bieten einige Neobanken mittlerweile Girokonten mit Unterkonten an. N26 war hier finde ich weit voraus mit den Spaces. Eine wirklich gute Idee, zumal es Menschen überhaupt erst einmal auf die Idee bringt, ihr Geld zu budgetieren. Aber damit das wirklich alles automatisch laufen kann, müssen diese Spaces eigene IBANs haben. Gab es anfangs nicht, mittlerweile haben sie diese auch, aber leider kam das Geld zumindest bei mir nicht immer zuverlässig auf den Unterkonten an. Und der Support war hier nicht besonders hilfreich. Ich sehe nicht ein, dass ich dafür bezahle, mich unfreundlich behandeln zu lassen. Auch wenn N26 mir als einziger der Kandidaten sofort einen Dispo angeboten hat, der manchmal ganz hilfreich sein kann.

Spaces bei N26

bunq war lange Zeit mein Favorit, auch weil sie einige Features haben, die zusätzlich hilfreich waren, zum Beispiel virtuelle Kreditkarten. So hatte ich die Möglichkeit, jedem Unterkonto auch eine eigene virtuelle Kreditkarte zuzuordnen. Eine tolle Geschichte, denn dann muss man nicht erst das Geld hin- und herschieben, sondern MOIA etc buchen direkt vom Mobility-Konto ab. Leider trat wie bei N26 das Problem auf, dass Geld nicht immer zuverlässig auf den Unterkonten ankam, nachdem die deutschen IBANs eingeführt wurden. Als Google mir dann eine Nachricht schickte, dass eine Zahlung retour kam und bunq dann meinte, dass ich ja nicht kooperativ sei, weil ich Google nicht dazu bringen würde, mehr Informationen herauszugeben, war es für mich genug. Ich hatte mich schon vorher über die Abzocke bei bunq geärgert, dann mit dem wirklich unfreundlichen Support, nee, dafür möchte ich nicht bezahlen, egal wie gut das Konto ist. Und dann war ich ganz schnell weg.

Nun bin ich bei Vivid gelandet und teste deren Angebot. Wie bunq bietet Vivid auch virtuelle Kreditkarten, allerdings muss man für diese 1€ zahlen. Das ist es mir wert. Vivid bietet auch keine EC-Karte, was schade ist, denn die benötigt man leider immer noch häufig, bunq und N26 haben die im Angebot. Der Signup funktionierte nicht ganz einfach für mich, viele Probleme. ABER: Der Support ist wahnsinnig nett UND hilft auch wirklich. Hoffen wir, dass das so bleibt und man nicht wie irgendwann bei N26 auch herablassend behandelt wird. N26 hatte zu Beginn nämlich auch einen super Support.

Vivid hat für mich den Nachteil, dass es zu viel Schnickschnack im Interface hat, den ich nicht benötige und den man auch nicht ausblenden kann. Ich will kein Stock Rewards-Konto, und das mit der Krypto-Währung ist auch nicht das, was ich benötige, zumal man hier kein eigenes Wallet hat. Das fänd ich wirklich spannend. Aber das Vivid-Konto löst mein Problem, dass ich gerne budgetieren und automatisieren möchte. Mein Gehalt lasse ich mir aber immer noch auf ein klassisches Konto bei der ING überweisen. Irgendwann möchte ich aber nur noch ein Konto haben.

Spannend finde ich auch tomorrow und würde die sogar am liebsten nutzen, aber die bieten leider keine IBANs für ihre Pockets, die sowas sind wie die Spaces bei N26. Auf Nachfrage hieß es, dass man es auf dem Radar hätte, aber man könne nicht sagen, wann es käme.

Was ich nicht verstehen kann: Warum unternehmen die Direktbanken hier nichts? Die DKB bietet ein zusätzliches Konto an, ebenso die ING, aber mehr als eines geht nicht. Beide Banken haben mit Corporate-Bla Bla auf meine Anfrage reagiert. Beide Banken bieten kostenlose Girokonten an und könnten hier endlich Geld mit Girokonten verdienen. Aber irgendetwas hält sie davon ab. Für mich völlig unverständlich.

Fazit

Abschließend kann man sagen, dass keine Bank wirklich das Problem komplett löst. Während die Direktbanken superfreundlichen Support haben, kriegen sie kein Konto an den Start, dass eine Budgetierung ermöglicht. Und die Neo-Banken kranken vor allem am schlechten und unfreundlichen Support (bis auf Vivid) sowie an Fehlerchen oder fehlenden Features, die bei den großen Banken eben nicht vorkommen. Ich glaube, dass man hier wirklich ein Problem lösen könnte, nur vielleicht sehen es auch nicht genug Menschen als Problem, dass sie ihre Finanzen nicht geregelt kriegen ohne Budgetierung 🙂 Oder wenn man an die Dispo-Zinsen denkt, vielleicht sind diese einfach eine zu gute Einnahmequelle, als dass man den Kunden helfen wollte, ihr Geld sinnvoller zu managen.

Was ist Minimalismus? Und wie startet man damit?


 

Ich werde hier in den nächsten Wochen und Monaten alles zum Thema Minimalismus zusammentragen, was meine bisherigen Erfahrungen, Fehler und Erkenntnisse sind. Der Artikel wird dann fortlaufend aktualisiert.

Was ist Minimalismus?

Neben der Kunstrichtung hat sich in den letzten Jahren Minimalismus auch als Lebenshaltung entwickelt. Selbst auf Netflix gab es eine Dokumentation zu dem Thema, mit den Autoren Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus als Erzähler. Auf Prime Video gab es die Doku “My Stuff – Was brauchst Du wirklich”, in der der Protagonist alles in ein Lagerhaus brachte und sich jeden Tag eine Sache herausholen durfte. Dass er am Anfang nackt durch die Stadt im Schnee zu dem Lagerhaus laufen musste, sollte nicht als repräsentativ für die Minimalismus-Bewegung interpretiert werden. Und selbst im deutschen Fernsehen wurde ein Bericht produziert, vom NDR, “Wie viele Dinge brauchen wir wirklich?“

In Deutschland sind vor allem die Minimalisten Christof Herrmann und Verena Schürmann bekannt, neben einigen anderen. Je nachdem, von wem man was liest, sieht man zum Teil sehr alternative Lebensentwürfe, aber eben auch Menschen, die ein relativ normales Leben haben, dennoch mit wenigen Dingen leben wollen. Ich zähle mich zu der letzten Gruppe. Natürlich gab es schon immer Menschen, die minimalistisch gelebt hatten, nicht immer, weil sie es auch wollten, und sicherlich hätten sie es selbst auch nicht so bezeichnet. Die ganz bewusste Reduktion auf wenig Materielles allerdings, scheint eher ein Motiv der letzten Jahrzehnte zu sein. Einer der Pioniere, auch wenn er es selbst wahrscheinlich nicht so sieht, ist Dieter Rams mit seinem Design-Credo “Weniger, aber besser”.

Für mich bedeutet Minimalismus zum einen, dass ich nur das kaufe, was ich auch wirklich benötige, wobei das mit dem Bedürfnissen und Wünschen kein klarer Übergang ist und mich darauf konzentriere, was mein Leben wirklich erfüllt, und das sind nunmal eben keine Dinge. Zum andern bedeutet Minimalismus für mich, dass ich mich nur mit den Dingen umgebe, die mich glücklich machen oder/und einen hohen Nutzwert haben. Natürlich bin ich nicht perfekt und auch nicht überall konsequent. Ich schreibe diese Zeilen zum Beispiel auf einem Apple MacBook Air M1 mit 16 GB RAM und 2TB SDD-Platte. Ist das wirklich absolut notwendig? Sicherlich nicht. Ich könnte diese Zeilen auch auf einem alten gebrauchten Linux-Rechner schreiben. Ich könnte mich auch fragen, ob dieser Blog überhaupt notwendig ist. Aber ich habe meine Gadget-Sammlung in den letzten Monaten noch mal stark reduziert. Seit 2007 habe ich immer wieder stärkere und schwächere Phasen des Minimalismus durchlebt, damals hatte ich mal 6 Monaten versucht nichts neues zu kaufen. Aber ich war eben auch nicht immer stark.

Welche Vorteile hat Minimalismus?

Davon gibt es einige, und hier sind die wahrscheinlich wichtigsten Vorteile:

  • Je weniger man hat, desto weniger muss man aufräumen. Man benötigt weniger Zeit fürs Aufräumen oder für das Suchen nach Dingen.
  • Wenn man weniger hat, dann sieht es auch gleich ordentlicher aus. Das beruhigt ungemein.
  • Je weniger man hat, desto weniger muss man sich darum kümmern. Alle Dinge haben Nebenkosten, sei es nur der Platz, den etwas benöigt, oder eben auch die Zeit, die etwas erfordert.
  • Man erspart seiner Familie jede Menge Zeit, denn wenn einem etwas zustößt und die Familie die Bude ausräumen muss, dann wird jeder dankbar sein, wenn da nicht zigtausende Dinge in der Wohnung sind.
  • Man schont die Umwelt. Denn alles, was nicht gekauft wird, muss auch nicht produziert werden und verbraucht auch keine Rohstoffe. Und später wird es nicht weggeworfen und müllt nicht die Umwelt zu. Wenn das mal kein Argument ist!
  • Man spart jede Menge Geld. Häufig sind die Dinge sowieso nicht so viel wert, wie wir dafür zahlen, was wir dann merken, wenn wir sie wieder loswerden wollen.
  • Loswerden wollen ist sowieso ein Thema, denn oft ist das mit einem Aufwand verbunden. Den hat man nicht, wenn man erst gar nix kauft 🙂 In den letzten Monaten habe ich einiges auf eBay/eBay Kleinanzeigen verkauft, und ganz abgesehen davon, dass ich in den meisten Fällen viel weniger für die Sachen bekommen als ich für sie ausgegeben habe, war es einfach häufig auch sehr nervig. Auch wenn ich viele nette Leute kennenlernen durfte.
  • Man benötigt weniger Platz und eventuell auch weniger Möbel und dann auch eine kleinere Wohnung.

Mein “Kleiderschrank” ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig man wirklich braucht. Und es gibt sicherlich Menschen, die noch weniger haben.

Welche Nachteile hat Minimalismus?

Minimalistisch zu leben ist genau so wenig gesellschaftskonform wie zum Beispiel keinen Alkohol zu trinken.

Als ich 2011 mein Auto verkauft hatte, meinten Bekannte und Freunde, dass ich damit auch meine Freiheit verkaufen würde. Tatsächlich habe ich dadurch Freiheit gewonnen, denn wie in Fight Club gesagt, die Dinge, die Du besitzt, besitzen eigentlich Dich. Ein Auto braucht Wartung, einen Parkplatz, Wäschen, etc. Ok, ich hab einen Vorteil, ich wohne in der Stadt. Aber auch bei jedem anderen Beispiel, vielleicht ein Fernseher, den man nicht hat, kommen Fragen auf. Viele Menschen werden das nicht verstehen, vielleicht auch, weil sie dann sich selbst und ihr Verhalten in Frage stellen müssten. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es immer wieder ein Gesprächsthema ist, genau so, wenn ich bei einem Business Dinner keinen Alkohol trinke. Man gerät leicht in den Verdacht, ein trockener Alkoholiker zu sein.

Was ist der Unterschied zu Frugalismus?

Beim Frugalismus geht es darum, dass man lernt mit wenig Geld klar zu kommen und so viel zu sparen, dass man weniger und irgendwann gar nicht mehr arbeiten muss. Offensichtlich gibt es hier Überschneidungen, aber nicht jeder Minimalist gehört unbedingt der FIRE-Bewegung (Financial Indepence, Retire Early) an. Umgekehrt wird aber jeder Frugalist minimalistisch leben müssen, um seine Ziele erreichen zu können.

Ich lebe irgendwo dazwischen, aus dem Müll habe ich noch kein Essen geholt, und ich rechne mir auch nicht ständig aus, wie viel Zinsen es mich mit 50 kosten wird, wenn ich jetzt ein Brötchen kaufe. Aber ich kaufe auch nicht mehr sinnlo sein, siehe den nächsten Abschnitt.

Wie startet man mit Minimalismus?

Meiner Meinung nach gibt es zwei Arbeitspakete:

  • Das eigene Heim zu leeren
  • Das eigene Konsumverhalten zu ändern

Für den ersten Punkt gibt es viel Literatur, zum Beispiel die Marie Kondo-Bücher. Bei Kondo geht es vor allem um die Frage, was einen wirklich glücklich macht an den Dingen, die in der Wohnung sind. Zusätzlich hat sie halt ihre eigene Aufräumtechnik. Einiges davon verwende ich auch, zum Beispiel wie man T-Shirts faltet. Das macht tatsächlich einiges einfacher. Aber ich würde Marie Kondo nicht als Minimalistin bezeichnen. Eine gute Frage, die man sich beim Ausmisten stellen kann, ist, ob man den jeweiligen Gegenstand noch einmal kaufen würde. Eine andere Frage, die man sich oft stellt, ist, wohin mit etwas, das vielleicht jahrelang nicht genutzt wurde. Häufig verschiebt man die Entscheidung, so dass die Dinge nicht wegkommen, aber auch keinen wirklichen Platz haben. In Wirklichkeit sind es nämlich nicht unbedingt die Dinge, die einen belasten, sondern die Entscheidungen, die wir treffen müssten, wenn es darum geht, was mit den Dingen geschieht. Entscheidungen zu treffen ist anstrengend.

Weitere Tipps:

  • Alles verkaufen/spenden, was man 1 Jahr nicht benutzt oder getragen hat
  • Alles verkaufen/spenden, was kaputt ist und was man nicht reparieren kann
  • Benötigt man wirklich 3 Dosenöffner? Die Küchenmaschine, die teuer war, aber die man nie benutzt?
  • Bücher weggeben, die man nicht liebt
  • Öffentliche Bibliotheken nutzen

Wenn das schon schwer klingt, es wird noch schwieriger, wenn es um den zweiten Punkt geht. Denn unser Konsumverhalten ist das größte Problem. Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, dann ist unser Heim schnell wieder voller Krempel. Es wird uns aber auch nicht einfacht gemacht zu widerstehen. Und bei manchen Themen habe ich meine größte Schwächen. Zum Beispiel: Wenn ich ein neues Gadget sehe, wovon ich denke, dass es mir vielleicht helfen könnte, dann bin ich in der Regel schnell bei Amazon und… mache mittlerweile spätestens dann den Browser zu. Früher war ich ständig auf der Suche nach dem nächsten Tool, was mir helfen könnte. Mittlerweile glaube ich nicht mehr an Tools. Bei jedem Impuls, etwas zu kaufen, sollte man diesen Wunsch erst einmal in Quarantäne setzen. Ist der Wunsch nach 1 Tag, 7 Tagen oder 30 Tagen immer noch da? Beispiel: Als die Apple Airpods Max rauskamen, hatte ich sie mir bestellt. Ich hatte sehnsüchtig auf sie gewartet. Und dann hatte ich sie kaum genutzt. Ich dachte, ich würde sie ständig nutzen, aber anders als die Airpods Pro, die ich wirklich seit über einem Jahr wirklich täglich benutze, waren die Max häufig leer. Ich brauche keine zwei Paar Kopfhörer. Das war totaler Mist, auf die Werbung reinzufallen. Und nach einem halben Jahr hatte ich einen Verlust von 200 Euro gemacht, als ich sie verkauft hatte. Für vielleicht 20 Mal nutzen. Macht 10 Euro pro Nutzung. Ein teurer Spaß. Und sicherlich hat jeder von uns solche Beispiele.

Wann macht man es richtig?

Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Die Frage kannst Du nur für Dich selbst beantworten.

Minimalismus und Frugalismus – Wie man nach nur 5 Jahren Arbeit in Rente geht


 

Der reißerische Titel korreliert mit den Extremen, die in dem Buch Extreme Early Retirement von Jacob Lund Fisker aus dem Jahr 2010 diskutiert werden. Und mit “extrem” meine ich nicht die Vorschläge des Autors, sondern manche Gedankengänge, die zum Nachdenken anregen. Fiskers Buch stellt nach seiner Auffassung eine Philosophie dar, die er weit vor der derzeitigen Frugalismus-, FIRE- (Financial Indepence, Retire Early) und Minimalis-Welle formuliert hat (bereits 2007 hatte ich übrigens über ein Leben abseits des Konsums geschrieben). Und anstatt Wasser zu predigen und Wein zu trinken, hat Fisker genau das vorgemacht. Von seinem durchschnittlichen Gehalt hat er 75% seines Nettos beiseite gelegt, gelernt, wie man mit wenig Geld klarkommt, und dann aufgehört zu arbeiten beziehungsweise nur noch punktuell zu arbeiten. Man könnte dies auch auf die altbekannte Weisheit runterdampfen, dass man nicht dadurch reich wird, dass man viel Geld verdient, sondern dass man so viel möglich versucht zu sparen.

Dies wird kein kurzer Blog Post, sorry, denn so eine Philiosophie lässt sich nicht in 150 Wörtern zusammenfassen.

Bezug auf das Höhlengleichnis

Fisker beginnt mit Platos Höhlengleichnis. Zur Einnerung (eine bessere Zusammenfassung liefert sicherlich Wikipedia): In einer Höhle sind Menschen gefangen, die ihr ganzes Leben dort festgekettet verbracht haben. Sie können nur auf eine Mauer schauen, sie sehen nicht ihre Mitgefangenen oder sich selbst, und auch nicht den Ausgang, der hinter ihnen liegt. Auf der Wand sehen sie Schatten durch ein Feuer, das zwischen ihnen und dem Ausgang brennt. Die Schatten, die die Gefangenen sehen, werden für sie zur Realität, und sie versuchen Muster darin zu erkennen.

Schafft es jemand dieser Höhle zu entkommen, so müsste er sich erst an das Tageslicht gewöhnen, es wäre schmerzhaft, aber nach einer Gewöhnungszeit würde er nicht mehr in sein altes Leben zurückkehren wollen. Sokrates meint mit der Hähle die Sinneswelt des Menschen, die üblicherweise als Normalität wahrgenommen wird. Der Ausbruch aus der Höhle ist bei Plato der Aufstieg aus der Welt der vergänglichen Sinnesobjekte zur Idee des Guten, so dass vernünftig gehandelt werden kann. Für Fisker sind die Sklaven eines Gehalts und ihrer Kultur die Gefangenen der Höhle, und mit Gehaltssklaven meint er diejenigen, die abhängig sind von einem Gehalt. Sie können zwar den Job wechseln, aber nicht den Arbeitsmarkt verlassen, und ihnen fehlt wie den Gefangenen auch die Phantasie, ihn zu verlassen, weil sie sich auf die Wand konzentrieren.

Die Wand hingegen zeigt nicht, wer sie sind, sondern was sie besitzen. Man sieht einen Menschen in einem Mercedes Cabrio, aber nicht die Schulden, die er dafür machen musste und den Stress, den er dadurch hat. Alle sehen beschäftigt aus, denn das ist wichtig, genau so wie es wichtig ist, Schulden zu machen, denn die erfolgreichsten sind die, die die besten Kredit-Scores haben. Sie sind besser im Schuldenmachen als andere. Man arbeitet und trägt Schulden ab, das, was man “Lebensunterhalt verdienen” bezeichnet, wobei man eigentlich keine Zeit mehr für das eigentliche Leben hat. Die Ketten sind die Verpflichungen und Kredite, aber vor allem die fehlende Vorstellungskraft, dass es auch anders ginge. Die besten Gefängnisse sind die ohne sichtbare Gitter. Entweder man gewinnt im Lotto oder verdient so viel, dass man finanziell unabhängig ist, so die Wahrnehmung der Gefangenen. Und wenn es einem mal mental nicht so gut geht, dann gönnt man sich halt etwas Schönes und geht einkaufen.

Wie entkommt man der Höhle?

Die Kernfrage in Fiskers Buch ist, wie man aus dem Geld-verdienen-und-irgendwas-davon-kaufen-Hamsterrad entkommen und ein interessanteres Leben führen kann. Zum Beispiel eine Fähigkeit zu erlernen, die es einem erspart, einen Service beauftragen zu müssen, Dinge selber zu bauen, Geld auf andere Wege zu verdienen, mit Menschen zu interagieren.

Moderne Gehaltssklaven, so Fisker, leben ein Leben des materiellen Überflusses. Sie sind Konsumenten mit mehreren Fernsehern, mehreren Streaming-Services, Küchenmaschinen, Gadgets, Telefonverträgen, Urlaub und manchmal auch Zeit, mit ihren Spielzeugen zu spielen. Es ist supereinfach geworden Geld auszugeben. Anstatt eine Dose mit einem billigen Dosenöffner in 30 Sekunden zu öffnen, arbeiten wir 30 Minuten für einen Design-Dosenöffner, der den Job auch in 30 Sekunden schafft. Viele Dinge, die wir früher selbst gemacht haben, sind so entartet, dass wir uns Gadgets oder Services kaufen, um diese Dinge zu erledigen. Das ist nützlich, denn, so Fisker, wir sind ja viel zu beschäftigt mit unserer Arbeit, die wir benötigen, um all das zu bezahlen. Genau das muss als erstes geändert werden, denn wenn man Dinge selber erledigen kann, ist nicht mehr so davon abhängig, jemand anders dafür bezahlen zu müssen, um es erledigen zu lassen. Nur wenn man genug Geld verdient, funktioniert das überhaupt; sobald man seinen Job verliert, ist man verloren.

Der zweite Schritt ist, den eigenen Konsum in Frage zu stellen. “Was machst Du beruflich und welche Marken kaufst Du, um Dich auszudrücken?”, ist eine Frage in Fiskers Buch. Es ist, so meine eigene Erfahrung, fast unmöglich eine schwarze Strickjacke zu kaufen, auf der nicht riesengroß BOSS, Joop oder irgendeine andere Marke steht. Diese Marken kosten extra, aber wir erhalten Kredite, damit wir noch mehr Geld ausgeben können, denn Konsum wird mit Erfolg gleichgesetzt. Hat ein neues iPhone nur 3 Prozent mehr Features, so wird es gekauft und das alte landet auf dem Müll (zum Glück stimmt Fiskers Logik hier nicht, denn die meisten iPhones und anderen Handys werden dann weiter verkauft an jemanden, der nichts gegen ein gebrauchtes Telefon hat). Recht aber hat er, dass viele noch gut funktionierende Dinge auf dem Müll landen, einfach weil sie nicht mehr schick sind (was mich wieder an das Rams-Regal erinnert, das selbst nach 60 Jahren noch modern aussieht).

Schlimmer noch ist es, so Fisker, wenn man seinen Konsum mit Krediten finanziert. Dann ist man nicht nur in dem Gefängnis als Lohnsklave, sondern auch noch als Schuldner. Man bezahlt 30 Jahre ab für ein Haus oder eine Wohnung (auch das finde ich übertrieben in Fiskers Buch, denn das macht nunmal nicht jeder), spart etwas für eine Rente, und dann versucht man die letzten Lebensjahre alles wieder wettzumachen für den Preis der verlorenen Jahre und der ruinierten Gesundheit. Dass Konsumkredite in der Regel eher zweifelhaft sind, sieht man an der folgenden Werbung, die ich gestern in Hamburg sah:

Urlaub auf Kredit?

Das Kleingedruckte ist wahrscheinlich kaum zu sehen, aber für die 7.500€, die man für den vorgeschlagenen Hawaii-Urlaub ausgeben kann, zahlt man noch 7 Jahre um die 100€ ab. Ganz unrecht hat Fisker sicherlich nicht.

Natürlich ergibt der Kreislauf Arbeiten-Kaufen Sinn, wenn man das Bruttoinlandsprodukt betrachtet. Wir kaufen mehr als wir brauchen, selbst wenn wir keinen Platz mehr haben für all die Dinge. Materielle Bedürfnisse haben keine Grenzen. Und wenn man an Fight Club zurückdenkt, “the things you own end up owning you”. Wie wahr das ist sieht man daran, dass Besitz gewartet werden muss, repariert, aktualisiert usw. Ein neues iPad? Klar! Schade, dass die alte Hülle nicht mehr passt, wird halt eine neue gekauft. Und kauft man sich ein teures Hemd, so Fisker, dann benötigt man noch den teuren Anzug dazu, die nächste Uhr, alles muss “upgegraded” werden. Die Dinge besitzen Dich.

Ds war nicht immer so, denn früher wurde produziert um das Wohlbefinden vieler Menschen zu verbessern. Irgendwann veränderte sich dies aber von “besser” zu “mehr” (interessant hier wieder Satz von Dieter Rams, “Weniger, aber besser”). Wir sind von einer Ökonomie, in der es darum ging, genug zu produzieren, damit alle gut auskommen können, zu einer Kultur gekommen, in der es darum geht, überschüssige Ware durch ausgefeiltes Marketing loszuwerden. Man müsste also entweder weniger produzieren oder den Konsum steigern. Und das funktioniert eben über Marketing. Die Ironie der Geschichte ist, dass jede Innovation, die einen Produktivitäts- oder Zeitgewinn ermöglichte, durch Verhaltensänderungen annuliert wird. Das Auto hat dazu geführt, dass man schneller zur Arbeit könnte, aber stattdessen ist man weiter rausgezogen.

Dank der Kredite aber ist genug Geld da, so dass die Preise in der schuldengetriebenen Gesellschaft höher sind. Dadurch, so Fisker, werden einige wenige durch den Verkauf von Abfällen reich, an diejenigen, die vielen anderen, die immer härter arbeiten, um diesen Müll zu kaufen oder selber versuchen, geringwertige Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen.

Die Kosten der vielen Gegenstände, die wir besitzen

Wenn wir einmal zusammenrechnen, was jeder von uns bisher an Geld eingenommen hat, unsere Ersparnisse davon abziehen und dann die Differenz mit dem Berg an Dingen betrachen, die wir angesammelt haben, dann stellt sich die Frage, ob das wirklich eine gute Idee war. Ich kann für mich sagen, nein, das war eine ziemlich besch****** Idee. Ich habe, wie Fisker es ausdrückt, meine besten Lebensjahre angekettet im Jobmarkt verbracht (wobei ich das nicht so empfinde mit den Ketten), um Dinge anzuhäufen, die nie oder selten gebraucht werden, Platz verbrauchen und irgendwann auf der Müllhalde landen. Wurde man lediglich geboren um zu sterben und einen Riesenhaufen an weggeworfenen Konsumgütern zu hinterlassen?

Aber, das habe ich auch gelernt, es ist seltsam für Andere, dass man selbst nicht ein Haus voll mit Sachen oder andere Konsumgüter haben will. Als ich mein Auto aufgab, das war Ende 2010, haben viele meiner Freunde und Bekannten gesagt, dass ich meine Freiheit aufgäbe. Diese Freiheit hatte mich mehr als 400€ im Monat gekostet. Car Sharing, HVV und Fahrrad waren eindeutig günstiger.

Manche Dinge sind für manche Menschen auch nur begehrenswert, weil sie teuer sind. Wie zum Beispiel ein teures Auto. Letztendlich kommt man damit auch nur von A nach B, genau so wie mit dem Bus, nur mit dem Unterschied, dass ich im Bus ein Buch lesen kann, im Auto, wenn ich selbst fahre, nicht. Verlässt man dieses System, so mag es sich für Außenstehende nicht so gut anfühlen, das eigene Vorgehen zu hinterfragen.

Fisker führt den Renaissance-Menschen als Idealbild ein, der, anders als der Lohnsklave, der Unternehmer oder der Handwerker, Besitztümer als problematisch ansieht. Denn alles, was man kauft, kostet Geld, es benötigt Platz, es muss eventuell gewartet werden, es erfordert eventuell noch weitere Dinge, sie können weggenommen werden, und man kann sie meistens nur schwer wieder loswerden. Klar, man kann sie auf den Müll werfen, und jeder, der sich mal etwas Teures gekauft hat, wird schnell merken, dass der Gebrauchtmarkt nicht bereit ist, einen auch nur annähernd gleich hohen Preis zu bezahlen, es sei denn, man hat eine Rarität erworben. Das Hauptziel des Renaissance-Menschen ist es, ein Problem als Mensch zu lösen und nicht als Teil des Systems “Arbeit-Ausgabe”.

Immobilien: Ja oder Nein?

Zunächst einmal sagt Fisker, dass es irrsinnig ist, das Mehrfache des eigenen Jahreseinkommens für ein Eigenheim auszugeben, wenn man das Geld nur über einen Kredit aufbringen kann. Kein Unternehmen der Welt würde so viel Geld aufnehmen für eine Investition, aber Privatpersonen tun dies. Fisker sagt nicht, dass man überhaupt nicht kaufen solle (er hat nach dem Buch auch ein Haus gekauft), aber eben nicht mit einem Kredit und auch nicht so groß, nur um ein weiteres Status Symbol zu haben). Und auch hier gilt, je mehr man hat, desto größer muss die Wohnung oder das Haus sein. Jedes Extra-Zimmer kostet einen immensen Mehrbetrag, und, so Fisker, manchmal werden nur deswegen mehr Zimmer benötigt, damit man sich aus dem Weg gehen kann. Eine große Küche ist sicherlich toll, aber meistens korreliert die super und teuer ausgestattete Küche mit der Anzahl der teuren Restaurantbesuche.

Am Ende des Tages spielt man Tetris mit den Dingen, die man hat, und der Standardausweg ist, noch mehr Platz zu kaufen oder zu mieten. Interessanterweise, so Fisker, sind die Lagerkosten eines Gegenstands verbunden mit seinem Volumen und nicht mit seinem Preis (wobei das nicht ganz stimmt, denn für Edelsteine würde man sicherlich auch ein teureres Behältnis besorgen). Aber dennoch, geht man von Fiskers Argumentation aus, so sind auch die Transportkosten sowie die Immobilienkosten mitzuberechnen. Und da zählt dann meistens auch zu, dass Räume, in denen Dinge stehen, wenn es nicht gerade die Garage oder der Keller ist, auch noch eine angenehme Temperatur benötigen, indirekt also jeder Gegenstand Heizkosten verursacht, weil durch ihn ja mehr Haus oder Wohnung benötigt wird. Zuguterletzt, je mehr man hat, desto schwieriger wird es umzuziehen. Als Student bin ich häufig umgezogen, und in der Regel musste ich 1-2x fahren, um meine Sachen zu transportieren. Mein Ziel ist es, dahin wieder zurückzukommen, selbst wenn ich nicht plane noch mal umzuziehen.

Das Problem des Spezialisten als Arbeitnehmer

Zwar spricht man davon, dass man die Karriereleiter erklimmt, aber laut Fisker handelt es sich eher um eine Pyramide. Von den wirklich hochbezahlten Jobs gibt es wenig, und so entsteht ein Konkurrenzkampf um diese Positionen, durch den man bereit ist mehr zu arbeiten für das Gehalt. Work-Life-Balance, so Fisker, ist nur ein Lippenbekenntnis. Der Konkurrenzkampf lässt einem keine Zeit mehr für andere Projekte, so dass man noch mehr von dem Job abhängig ist.

Hinzu kommt, dass viele Spezialisten eben genau das sind, Spezialisten. Sie können nicht einfach irgendwo anders arbeiten. Bei Investitionen sagen Berater immer, dass man diversifizieren sollte, in der Karriere wird das nicht getan.

Dinge, die man sofort tun kann, um Geld zu sparen

  1. Die Haare selber schneiden
  2. Kleidung flicken
  3. Selber kochen
  4. Gebrauchtes kaufen oder tauschen
  5. Ohne Auto leben √
  6. Bibliotheken nutzen √
  7. Selber essen anbauen
  8. Ungiftige Haushaltsmittel selbst produzieren
  9. Rad-, Motorrad- oder Auto-Instandhaltung

Hinzu kommt Langsamkeit, womit Fisker meint, dass man in einer Welt der Knappheit lieber seine Befriedigung lieber sofort vollzieht, in einer Welt des Überflusses aber eher nicht. Es lohnt sich eher auf Schnäppchen zu warten. Oder eben gar nichts zu tun, weil sich manche Probleme auch von alleine lösen.

Nicht auf ein Ziel fokussieren, sondern auf mehrere

Der Renaissance-Mensch hatte viele Interessen, der moderne Mensch konzentriert sich vor allem auf seine Karriere und ignoriert die Kollateralschäden wie Vernachlässigung der Gesundheit, Entfremdung von der Familie, Stress, usw. Fisker schlägt deswegen ein Netz von Zielen vor (Web of goals), die miteinander verbunden sind. Sein Beispiel im Buch habe ich nicht ganz verstanden, wenn ich ehrlich bin, daher habe ich hier ein eigenes erstellt. Jedes Quadrat oder Dreieck steht für eine bestimmte modularisierte Aktivität. Dadurch, dass die Ziele miteinander verbunden sind (im Englischen Tensegrity, ein Kofferwort aus Tension und Integrity), wird nicht das ganze System in Mitleidenschaft gezogen, wenn ein Ziel scheitert. Jedes Glied stellt eine Fähigkeit dar:

Der Unterschied zwischen Bedürfnissen und Wünschen

Normalerweise geht man davon aus, dass es auf der einen Seite echte Bedürfnisse gibt wie Essen, Trinken und ein Dach über den Kopf, und zum anderen Wünsche wie ein neues iPhone oder eine neue Jeans. Fisker geht davon aus, dass dies nicht zwei verschiedene Listen sind und belegt dies an dem Beispiel der Unterkunft. Man kann

  • unter freiem Himmel schlafen,
  • unter einer Plane,
  • in einem Zelt,
  • Couch Surfing betreiben,
  • in einer Hütte,
  • in einer Schiffs- oder LKW-Kabine,
  • in einem Auto oder einem Schiff,
  • In einem Wohnmobil,
  • zusammen mit anderen Menschen in einem Raum,
  • in einem eigenen Raum,
  • in einem Raum in einer WG,
  • in einem eigenen Appartment,
  • usw.

Je weiter die Liste geht, desto mehr Wert wird ihnen zugeordnet. Daher Fiskers Aussage, dass sich Bedürfnisse und Wünsche nicht in ihrer Art unterscheiden, sondern in ihrem Grad. Ab wann wird auf dieser Liste aus einem Bedürfnis ein Wunsch? Fisker ruft den Leser dazu auf, solche Listen für sich selbst durchzugehen.

Sein Lösungsansatz heißt nicht, dass man nie etwas kaufen sollte, sondern eher sich zu überlegen, welchen Nutzwert ein Gegenstand hat und ob es einen andere, ökonomischeren Weg gibt, um ein Bedürfnis oder einen Wunsch zu erfüllen. Am einfachsten ist es natürlich immer, mit der Kreditkarte zu wedeln und sich einfach alles zu leisten. Die meisten Wünsche kommen vom Inneren, und ihnen zu widerstehen kann so schwierig sein wie eine Diät. Grundsätzlich empfiehlt Fisker, alles, was man sich wünscht, erst einmal auf eine Wunschliste zu setzen und dann 30 Tage zu warten. Bei Services empfiehlt er, dass, wenn man etwas mehr als einmal tun muss, es lieber selber tun sollte.

Wie man richtig decluttered

Der teuerste Gegenstand ist der, den man nie benutzt. Die Gesamtkosten eines Gegenstands sind teurer als das, was auf dem Preisschild stand. Viel zu besitzen bedeutet nicht, dass man eine höhere Lebensqualität genießen kann, vor allem dann nicht, wenn man die meisten Gegenstände nie oder nur sehr selten benutzt.

Fisker schlägt vor beim Ausmisten Gegenstände in die folgenden Kategorien einzuteilen:

  1. Heute benutzt (behalten)
  2. In der letzten Woche benutzt (behalten)
  3. Im letzten Monat benutzt (behalten)
  4. In den letzten 6 Monaten benutzt (loswerden)
  5. Im letzten Jahr benutzt (loswerden, wobei Fisker in einem Klima zu leben scheint, in dem man keine Wintermäntel benötigt)
  6. vor mehr als einem Jahr benutzt (loswerden)
  7. “Ich wusste nicht einmal, dass ich das besitze” (loswerden)

Malt man ein Histogramm für die Kategorien, dann sieht es wahrscheinlich so aus:

Nur ganz wenige Dinge werden häufig benutzt. Man könnte die jährlichen Kosten berechnen mit

Jährliche Kosten = (Kaufpreis – Gebrauchtpreis, wenn man es verkauft)(Jahre in Gebrauch)

Alternativ schlägt Fisker vor, dass man den Preis pro Nutzung berechnen sollte. Kann man einen Gegenstand für mehr als einen Zweck gebrauchen, umso besser. Zum Schluss schlägt Fisker vor, dass man sich noch einmal vergewärtigen soll, wie man bisher klar gekommen ist ohne etwas. Dies soll dann fast alle Lust auf irgendwelche elektronischen Gadgets vertreiben.

Geht so ein Lebensstil überhaupt mit Kindern?

Fisker hat keine Kinder, daher sollte man seine Aussagen natürlich mit Vorsicht genießen, aber das sagt er selber. Aber mit einem hat er Recht: Nicht die Kinder geben viel Geld, sondern die Eltern. Und die meisten Eltern geben eben so viel Geld aus, wie sie es sich leisten können. Und wenn man es sich leisten kann, dann werden die Kinder zum Chinesisch-Unterricht, dem Hockey und andere Kurse geschickt, natürlich mit den besten Absichten, schließlich soll das Kind am besten vorbereitet sein für die große Welt. Es wird mehr Geld ausgegeben, anstatt Zeit miteinander zu verbringen und den Kindern etwas beizubringen, was sie in der Schule oder in diesen Kursen eben nicht lernen.

Wissen darüber, wie man mit den eigenen Finanzen umgeht, lernt man nicht in der Schule, manche lernen es gar nicht. Fisker schlägt vor, dass Geldbeträge, die Kinder geschenkt bekommen, zu 50% auf ein Sparkonto kommen (damit meint er sicherlich kein mickrig verzinstes Sparbuch) und die Kinder dann später die Zinsen ausgeben können.

Wie man richtig Geld beiseite legt

Fisker sagt nicht, wie man sein Geld beiseite legen soll, bietet aber eine Formel, die einem bei der Berechnung helfen soll, wie lange man arbeiten muss bei einer bestimmten Sparrate (wie viel Prozent vom Netto man weglegt). Die Formel werde ich hier nicht wiedergeben (es muss ja auch noch einen Grund geben das Buch zu kaufen). Letztendlich bedeutet jeder Euro, der nicht ausgegeben wird, eine Verringerung der erforderlichen Fondsgröße, die man für den früheren Ruhestand benötigt. Anstatt zum Beispiel jeden Monat für Kabelfernsehen zu bezahlen (was wir nicht tun), sollte man Videos eher kaufen und dann tauschen.

Bei der späteren Entnahmerate geht Fisker von 3% aus. Zum Schluss betont er noch den Unterschied zwischen einem Einkommen durch Vermögen und einem Einkommen, das von der Arbeit abhängt. Das Einkommen durch Vermögen ist proportional zum Vermögen und der eigenen Qualifikation ist (durch die man viele Dinge selber tun kann), wohin gegen das Einkommen durch Arbeit proportional zur aufgewandten Zeit und der eigenen Qualifikation ist.

Was Fisker über Ausbildung sagt

Auch hier muss man Fiskers Aussagen mit Vorsicht genießen, denn er bezieht sich auf das amerikanische System, in dem bestimmte Unis präferiert werden, gleichzeitig aber auch ein Vermögen kosten. Ein Studium wird dadurch zu einem Produkt, und, wie er schön schreibt, Eltern sind nur einen Anruf entfernt, so dass Lehrer dazu “motiviert” werden, eher zu edutainen als zu lehren. Lernen Studierende nicht, so muss es am Lehrer liegen, nicht an der eigenen Unfähigkeit. Schlimmer aber wiegt, dass sich viele Studierende Schulden machen, die sie dann später nur mit viel Aufwand abbezahlen können. Der ROI ist geringer als bei Fach- und Gewerbeschulen, und da es immer mehr Studierte auf dem Arbeitsmarkt gibt, haben diese auch keinen Vorteil mehr im Vergleich zu früheren Zeiten.

Fisker sagt schließlich, dass eine formale Ausbildung einem beibringt, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tun, und so führt diese Ausbildung nur zu einer Vereinfachung beim Übergang von dem Leben bei den Eltern zu einem Leben bei einem Arbeitgeber, wo man von beiden abhängig ist.

Zusammenfassung und persönliche Schlüsse

Das war eine lange Zusammenfassung, selbst wenn ich versucht habe, mich so kurz zu fassen wie ich nur konnte. Und ich habe nicht einmal alle Gedanken aus dem Buch hier einbezogen. Fisker sagte 10 Jahre nach dem Buch:

Wir betrachten das Ausgeben von Geld als ein Versäumnis, unsere Probleme mit intelligenteren Mitteln zu lösen. Nicht Geld, sondern Fähigkeiten und Vorstellungskraft sind der begrenzende Faktor, wenn wir auf dieser Ebene arbeiten.

Dies ist eine gute Zusammenfassung der Grundaussage des Buchs. Ich stimme nicht mit allen Aussagen des Buchs überein. FIsker geht zum Beispiel von 6% Zinsen aus für den Kauf einer Immobilie, da liegen wir seit Jahren weit darunter. Hat man eine günstige Immobilie gefunden (was schwer ist), dann kann sich der Kauf schon rechnen, wobei auch hier der Druck da ist, was passiert, wenn man die Raten einmal nicht mehr bedienen kann. Auch hier ist man nicht mehr frei, sondern macht sich abhängig.

Was ich bereits während der Lektüre geändert habe:

  • Ich habe uns einen Büchereiausweis spendiert. Und gleich beim ersten Besuch in den Bücherhallen (so heißen Bibliotheken in Hamburg) gemerkt, wie sehr ich öffentliche Bibliotheken vermisst habe, denn als Kind habe ich da ständig rumgehangen, am liebsten in der Notenabteilung. Seit Ende der 90er war es irgendwie zur Gewohnheit geworden, ein Buch schnell besitzen zu müssen, und wenn es im Buchhandel nicht schnell genug ging, dann eben über Amazon. Gebraucht habe ich nur selten ein Buch gekauft.
  • Ich habe einige Abos gekündigt und Ideen gesammelt, wie ich meine Sparrate noch gesteigert werden kann.

Es ist spannend zu lesen, was aus Jakob Lund Fisker geworden ist. So hatte er später für mehrere Jahre einen Job als Trading Analyst (wenn ich “Quant” richtig übersetzt habe), hat den Trailer Park verlassen und wohnt mit seiner Frau in einem eigenen Haus. Immer noch liegt er bei ca. 7.000€ jährlichen Ausgaben und hat mehr als 100 Jahre an Ersparnissen, seine Frau über 60 Jahre. Seine Zusamemenfassung der Jahre danach aus dem Jahr 2020 findet sich auf Get Rich Slowly.