Amazon Kindle Scribe versus reMarkable 2


Update: Ich habe den Kindle Scribe nun mittlerweile getestet, zum Bericht geht es hier!

Ich hatte einen der ersten Kindle in Deutschland und dafür sogar eine App geschrieben. Auch hatte ich einen der ersten reMarkable und besitze jetzt einen reMarkable 2. Anscheinend bin ich anfällig für technische Spielereien, insbesondere wenn ich mir erhoffe, dass mir diese eventuell meine Produktivität erhöhen könnten. Nun steigt Amazon mit dem Kindle Scribe in diesen Markt ein. Und greift Anbieter wie reMarkable direkt an. Hier das Einführungsvideo von einer Amazon-Veranstaltung:

Beim reMarkable war ich kritisch geworden, weil sie plötzlich ein Abo eingeführt hatten. Das hatte mich zwar nicht betroffen, weil die Erstkäufer das Connect-Abo lebenslang “for free” behalten konnten, aber reMarkable hat wohl auch gemerkt, dass sie keine Karma-Punkte bekommen für ihre Aktion und das Modell nun wieder geändert. Beim Kindle hatte ich eines der Geräte erwischt, die eine fest verbaute SIM-Karte hatten, für die man weltweit keine Gebühren zahlen musste. Das war schon sehr lässig, dass ich egal wo ich auf der Welt war meine Zeitung täglich lesen konnte.

Wird der neue Kindle Scribe den reMarkable vom Markt verdrängen? Noch habe ich keinen Kindle Scribe auf meinem Tisch für einen Test, aber schon jetzt sind ein paar interessante Aspekte zu erkennen. Beide Geräten bieten einen immensen Vorteil, nämlich den Fokus auf das Wesentliche. Ich kenne die aktuellen Kindle-Geräte nicht, aber mein alter Kindle konnte supergut Bücher anzeigen, ansonsten gab es nur einen Webbrowser für Wikipedia, das wars. Fokus pur. Das Annotieren von Texten war auf meinem Kindle zum Glück etwas einfacher, da eine Tastatur auf dem Gerät vorhanden war. Aber natürlich war das nicht so einfach wie mit einem Stift eine Notiz zu machen. Dafür konnte man diese Notizen einfach exportieren mit meinem Tool.

Schauen wir uns die Daten einmal genauer an:

  • Der Amazon Kindle Scribe ist günstiger. Zwar kostet das reMarkable “nur” 349 Euro, aber das ist der Preis ohne Stift. Die günstigste Stift-Variante kostet hier 79 Euro, unter 400 Euro gibt es hier nix. Das ist beim Kindle anders, der momentan in der günstigsten Variante mit Stift 369 Euro kostet.
  • Den Scribe gibts mit 16, 32 und 64 GB. Das reMarkable nur mit 8. Bei der 32-GB-Variante wird gleich der Premium-Stift mit ausgewählt, genau diese Variante habe ich auch bestellt.
  • Beide Systeme bieten einen Stift, der Minen benötigt. Bei Amazons Scribe ist noch nicht viel bekannt, aber ich vermute, dass der Stift ähnlich funktioniert wie der von reMarkable. Er braucht keinen Strom, und es gibt eine Premium-Variante, die ein virtuelles Radiergummi bietet. Anders als der Kollege hier gehe ich nicht davon aus, dass der Stift aufgeladen werden muss.
  • Die Maße: Das reMarkable hat die Maße 187 × 246 × 4,7 mm, die Maße des Scribe sind noch nicht bekannt. Das Scribe scheint größer zu sein trotz des kleineren Bildschirms, denn der Rahmen ist breiter, vor allem links. Wir wissen außerdem, dass der Scribe 433 Gramm wiegt, das sind 30 Gramm mehr als das reMarkable 2.
  • Das Display: Das reMarkable hat einen 10.3-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1872 x 1404 (226 DPI), der Scribe 10.2 Zoll mit einer Auflösung von 300 dpi. Das reMarkable hat ein E Ink Carta display, wobei sie sagen, dass ihre Canvas-Technologie nur zum Teil darauf basiert. Das Display des Scribe ist ein blendfreies Paperwhite. Der Scribe hat Licht und passt sich der Umgebungshelligkeit an, das reMarkable nicht. Ich bin nicht sicher, ob ich das mit dem Licht mag, denn das reMarkable hatte ich auch gekauft, weil ich damit Abends nicht noch wacher werde. Aber manchmal nervt es, eine Lichtquelle zu finden.
  • Beide Geräte lassen sich über USB-C laden.
  • Die Akkulaufzeit des Scribe wurde zunächst mit “monatelang” angegeben, das reMarkable hält bei mir etwa 1 Woche. Mittlerweile hat Amazon etwas zurückgerudert.
  • Dokumente werden in der Cloud gespeichert, eine Software gibt es hier für den Scribe noch nicht.
  • Auf dem Scribe wird es möglich sein, Word-Dokumente zu bearbeiten. Eine Integration mit DropBox und Google Drive wie beim reMarkable halte ich dagegen für ausgeschlossen. Insgesamt ist das Hin- und Herschieben von Dokumenten mit dem reMarkable etwas umständlich. Man kann zwar Dateien per E-Mail versenden, aber ansonsten braucht man immer die App.

Was interessiert mich am Scribe? Ich habe mich in den letzten Monaten mit Luhmanns Zettelkasten-Ansatz beschäftigt und habe nun auch einen solchen zuhause. Beim reMarkable stört mich, dass ich die Notizen, die ich gerne machen würde, gar nicht darauf kriegen würde, also nicht die permanenten Notizen, sondern meine Arbeitsnotizen. Ich schleppe also immer Karteikarten mit, das ist recht unhandlich mit dem reMarkable. Das Schreiben auf virtuelle Karteikarten wäre beim Scribe möglich, da man hier bei einer Textstelle eine Notiz anheften und diese auch später gut exportieren kann. Das ist für mich die Killerapplikation. Auch wäre meine Hoffnung, dass das Importieren und Exportieren von Dokumenten einfacher wäre. Ich werde es testen und hier berichten.

Für reMarkable bedeutet Amazons Einstieg, dass diese Technologie in der breiten Masse ankommt, wovon reMarkable aber nichts haben wird. Ganz im Gegenteil. Denn Amazon bietet mit dem Store einen bequemen Weg, an Inhalte zu kommen. Die Awareness-Kampagne von Amazon wird auch reMarkable-Interessenten bekehren.

Die Frage für Powernutzer wird allerdings sein, wie bequem die Handhabung von Notizen und Büchern auf dem Kindle Scribe sein wird. reMarkable bietet Ordner an, die auch auf dem Desktop erstellt und verwaltet werden können. Die Tags-Funktionalität, die reMarkable vor kurzem eingeführt hat, ist wirklich gut, leider funktioniert sie nur auf dem Gerät selbst. Beim Kindle ist die Software zumindest auf dem Mac eine Katastrophe, eine Ordnung lässt sich hier nicht erkennen.

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