Über Zeitmanagement für Kinder und den Verlust der Zeit


 

Merlin verweist auf 5 Themen, die Kinder in jeder Schule lernen sollten, und dazu gehört auch Zeitmanagement. Leider bin ich offline und kann nicht nachlesen, für welches Alter dies geeignet sein soll, aber mir ist nicht wohl bei diesem Gedanken:

Learn to make a to do list. Learn to prioritize. Learn to break things down into 30 minute blocks of time. Learn about actionable items.

Fing es nicht damit an, dass erst die Hausaufgaben gemacht werden mussten, bevor man nach draußen spielen durfte? Ab wann sag ich unserer Tochter, dass ich ihre Prioritätenliste überprüfen möchte? Wenn ich im April zurück in den Staaten bin, werde ich nach einem Zeitmanagement-Buch für Kinder gucken, vielleicht ist das eine Marktlücke neben all den Seiwert-Titeln und damit mehr Geld zu verdienen als mit Web 2.0-Büchern.*

Anfang Januar erschien in der SZ ein Artikel von Matthias Drobinski, “Der Verlust der Zeit”, über den ich schon seit einiger Zeit bloggen wollte, und dieser Artikel Merlins ist ein guter Aufhänger.

Die Deutschen hatten noch nie soviel Zeit wie heute, und gleichzeitig ist die Qualität dieser Lebenszeit vervielfacht, so Drobinski. Es gibt keinen Vergleich zwischen den müdegelebten Senioren der 50er Jahre und den heute aktiven Unruheständlern. Gleichzeitig ist die Zeitnot allgegenwärtig, denn die durch bessere Verkehrsverbindungen und moderne Kommunikationswege eingesparte Zeit verschwindet durch neue “zeitverbrauchende Zwecke” anstatt für Zweckfreies verwendet zu werden.

Die allgegenwärtigen Erleichterungen werden zum Multitasking genutzt und lassen den von der Wirtschaft erwünschten flexibilisierten Menschen entstehen, der dann frei hat, wenn es die globalen Zwänge der Firma zulassen. Doch es ist vor allem der Verlust an gemeinsam verbrachter Zeit, der den Verlust der Zeit ausmacht. Und dies wird angesichts des wirtschaftlichen Drucks eher noch schlimmer als besser werden:

Die Beschleunigungsprozesse werden weitergehen, der Druck auf den Einzelnen wird wachsen, seine Lebenszeit als überall gleichzeitig handelndes Wesen zu verbringen. Es sind derzeit interessanterweise Ökonomen, die von der Beschleunigungsfalle reden, […], die ausrechnen, wie viel der Fluch der permanenten Unterbrechung kostet, wenn vor lauter Anrufen, E-Mails und Internetausflügen Angestellte nicht mehr zum Arbeiten kommen.

Zuletzt fordert Drobinski die Politik dazu auf dafür zu sorgen, dass die “stade Zeit” in Form von allgemeingültigen Feiertagen erhalten bleibt, denn schließlich halte diese die Gesellschaft zusammen. Zuguterletzt betont er, dass es den Bayern mit den vielen Feiertagen wirtschaftlich sehr gut geht.

Sowenig ich auch daran glaube, dass das an den Feiertagen oder der “staden Zeit” liegt, so hat Drobinski nicht unrecht in den anderen Punkten. Macht es wirklich Sinn, Kinder schon früh darauf zu drillen? Ist die Trödelei der Kids unnatürlich oder das Multitasking der Erwachsenen?

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