Blackberry Perl 8100


Ein Artikel über einen Blackberry? Der Blackberry auf dem Bild gehört ja wohl nicht dem Alby? Hat der nicht geschrieben, dass er niemals nie auf gar keinen Fall einen Blackberry haben will? Um Adenauer zu zitieren, was stört mich mein Geschwätz von gestern. Es ist meiner. Naja, nicht ganz, er gehört meinem Arbeitgeber. Und ich hab ihn mir gewünscht. Nicht weil ich jetzt eine andere Meinung hätte, was die Blackberry-Waisen angeht, sondern weil ich einen Großteil meiner Zeit nicht in einem Büro verbringe, sondern unterwegs, auf dem Weg zum Flughafen, in einem Flieger, auf dem Weg zu einem Büro, in Terminals, in Hotels, und nicht überall gibt es ein WLAN, in das man problemlos reinkommt. Es ist für mich sehr angenehm, ins Büro zu kommen und die Mails schon abgearbeitet zu haben und mich auf die Arbeit konzentrieren zu können.

Bei der ganzen Geschichte hat mir der Artikel von Volker Weber in der ct geholfen, mir war vorher nicht klar, dass man entweder ein Enterprise-Modell oder ein “freies” Modell wählen kann. Ansonsten hätte ich einfach einen bei T-Mobile gekauft, aber das wäre absolut sinnfrei gewesen, denn ich brauche ein Enterprise-Modell. Und das wird nicht ohne Lizenz verkauft. Ziemlich schwierig alles, und da waren die paar Euro für die ct eine gute Investition, um eine teure Fehlanschaffung zu vermeiden.

Mein erster Eindruck: die Tastatur ist sehr gewöhnungsbedürftig, das hatte ich vorher auch schon gelesen, Wahrscheinlich hätte ich selbst daher auch nicht dieses Modell ausgewählt, es wurde aber für mich ausgesucht. Der Vorteil ist aber, dass das Gerät sehr, sehr leicht ist. Auch die Darstellung von Text finde ich sehr unästhetisch, zumal ich erst letzte Woche das iPhone gesehen habe, das wirklich sehr ansprechend ist. Aber ansonsten löst der Blackberry mein Problem (oft weit weg vom Rechner), und das ist gut.

In diesem Moment ist er ausgeschaltet, und das bleibt er bis morgen früh auch. Und am Wochenende bleibt er auch ausgeschaltet. Ich will keine Blackberry-Waise.

Reingefallen


Die Mockumentary Citizen Cam sollte man bis zum Ende sehen, um zu verstehen, dass es keine Dokumentation ist und auch keine 200 Kameras in Reykjavik existieren, deren Aufnahmen in einem eigenen Fernsehkanal gezeigt werden. Könnte sonst peinlich werden, wenn der Gesprächspartner es besser weiß.

Gleichzeitig? Das kann ich nicht


Als diese Single von Foyer des Arts 1986 erschien, war Multitasking noch kein populärer Begriff. Internetanschluss und Handys gehörten noch nicht zur Standardausrüstung, selbst Faxgeräte waren erst gegen Ende der 80er in fast jedem Büro anzutreffen. Mit anderen Worten, das Leben im Büro muss im Vergleich zu heute noch wie eine Wellnessoase gewesen sein (ich ging damals noch zur Schule und kann es nicht beurteilen).

Heute checken wir ständig unsere E-Mails, surfen gleichzeitig bei eBay, chatten mit drei Arbeitskollegen gleichzeitig, suchen bei einer Suchmaschine nach Hinweisen, ob es ein Update für eine Applikation gibt, und telefonieren gleichzeitig mit unserem Steuerberater. Diese Gleichzeitigkeit gereicht den meisten zum Nachteil, so ein Artikel der New York Times, der in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 2. April 2007 erschienen ist (leider habe ich keinen Link auf einen Originalartikel gefunden).

Multitasking verlangsamt nicht nur, es bringt auch mehr Fehler ein, so einer der Interviewten. Auch wenn das Gehirn unglaubliche Leistungen hervorbringen kann, so kann es sich immer noch nicht auf mehr als eine Sache gleichzeitig konzentrieren, und der Wechsel von einer zur anderen Tätigkeit, die gleichzeitig abgearbeitet werden, kostet 1 Sekunde. Klingt nicht nach besonders viel, aber eins fügt sich zum andern, und so wird vermutet, dass Unterbrechungen die amerikanische Wirtschaft jährlich 650 Milliarden Dollar kosten. Allerdings bedeutet eine Unterbrechung auch, dass dadurch auch wieder Arbeit erledigt oder eine Idee mit einem Kollegen ausgetauscht wird. Auch hier wird davon ausgegangen, dass Software in Zukunft helfen kann, indem sie als “Time Nanny” fungiert. Einige interessante Arbeiten gibt es dazu von Eric Horvitz von Microsoft.

Über Zeitmanagement für Kinder und den Verlust der Zeit


 

Merlin verweist auf 5 Themen, die Kinder in jeder Schule lernen sollten, und dazu gehört auch Zeitmanagement. Leider bin ich offline und kann nicht nachlesen, für welches Alter dies geeignet sein soll, aber mir ist nicht wohl bei diesem Gedanken:

Learn to make a to do list. Learn to prioritize. Learn to break things down into 30 minute blocks of time. Learn about actionable items.

Fing es nicht damit an, dass erst die Hausaufgaben gemacht werden mussten, bevor man nach draußen spielen durfte? Ab wann sag ich unserer Tochter, dass ich ihre Prioritätenliste überprüfen möchte? Wenn ich im April zurück in den Staaten bin, werde ich nach einem Zeitmanagement-Buch für Kinder gucken, vielleicht ist das eine Marktlücke neben all den Seiwert-Titeln und damit mehr Geld zu verdienen als mit Web 2.0-Büchern.*

Anfang Januar erschien in der SZ ein Artikel von Matthias Drobinski, “Der Verlust der Zeit”, über den ich schon seit einiger Zeit bloggen wollte, und dieser Artikel Merlins ist ein guter Aufhänger.

Die Deutschen hatten noch nie soviel Zeit wie heute, und gleichzeitig ist die Qualität dieser Lebenszeit vervielfacht, so Drobinski. Es gibt keinen Vergleich zwischen den müdegelebten Senioren der 50er Jahre und den heute aktiven Unruheständlern. Gleichzeitig ist die Zeitnot allgegenwärtig, denn die durch bessere Verkehrsverbindungen und moderne Kommunikationswege eingesparte Zeit verschwindet durch neue “zeitverbrauchende Zwecke” anstatt für Zweckfreies verwendet zu werden.

Die allgegenwärtigen Erleichterungen werden zum Multitasking genutzt und lassen den von der Wirtschaft erwünschten flexibilisierten Menschen entstehen, der dann frei hat, wenn es die globalen Zwänge der Firma zulassen. Doch es ist vor allem der Verlust an gemeinsam verbrachter Zeit, der den Verlust der Zeit ausmacht. Und dies wird angesichts des wirtschaftlichen Drucks eher noch schlimmer als besser werden:

Die Beschleunigungsprozesse werden weitergehen, der Druck auf den Einzelnen wird wachsen, seine Lebenszeit als überall gleichzeitig handelndes Wesen zu verbringen. Es sind derzeit interessanterweise Ökonomen, die von der Beschleunigungsfalle reden, […], die ausrechnen, wie viel der Fluch der permanenten Unterbrechung kostet, wenn vor lauter Anrufen, E-Mails und Internetausflügen Angestellte nicht mehr zum Arbeiten kommen.

Zuletzt fordert Drobinski die Politik dazu auf dafür zu sorgen, dass die “stade Zeit” in Form von allgemeingültigen Feiertagen erhalten bleibt, denn schließlich halte diese die Gesellschaft zusammen. Zuguterletzt betont er, dass es den Bayern mit den vielen Feiertagen wirtschaftlich sehr gut geht.

Sowenig ich auch daran glaube, dass das an den Feiertagen oder der “staden Zeit” liegt, so hat Drobinski nicht unrecht in den anderen Punkten. Macht es wirklich Sinn, Kinder schon früh darauf zu drillen? Ist die Trödelei der Kids unnatürlich oder das Multitasking der Erwachsenen?

Von den Schwierigkeiten, einen guten Mail2Fax-Service zu finden


 

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es Mail2Fax-Services wie Sand am Meer geben müsste. Gibt es auch, nur nicht solche Services, die man auch wirklich ernsthaft gebrauchen kann.

Der Use Case: Ich habe ein Dokument, das ich unterschrieben an ein Unternehmen faxen muss. Dieses kann ich einscannen und dann als PDF auf meinem Rechner speichern. Ich könnte auch meine Unterschrift einscannen und diese in ein Dokument einfügen und dann daraus ein PDF erstellen. Die zweite Option sieht nicht wirklich gut aus, und ich hab keine Zeit, mich darum zu kümmern. Im nächsten Schritt möchte ich diese PDF-Datei in eine Mail stecken und an ein Mail2Fax-Gateway senden, welches die Datei als Fax an die im Betreff oder sonstwo angegebene Faxnummer sendet, im besten Fall mit einem Header, in dem meine Faxnummer und mein Name steht. Sollte nicht so schwer sein. Ich will außerdem nicht monatlich dafür bezahlen, sondern nur pro Fax, denn manchmal verschicke ich monatelang kein Fax. Klingt doch alles ganz einfach, oder?

Mein erster Gedanke war web.de. Tatsächlich kann man dort ein Fax verschicken von der Weboberfläche, aber leider keine Dokumente anhängen. Gestorben. Dann dachte ich an das Unified Messaging von Puretec/Schlund & Partner/1&1/United Internet, schliesslich war dies das Schlagwort, das in ihren bunten, aus jeder Computerzeitung purzelnden Prospekten stets besonders fett gedruckt war. Zwar ist web.de mittlerweile eine Tochter der United Internet, aber ich hatte immer noch die Hoffnung, dass die Services noch nicht konsolidiert wurden und es bei Puretec/1&1 ein anderes Produkt gäbe. Tatsächlich wird so etwas angeboten, allerdings nicht in meinem sauteuren Hostingtarif. Nur wenn ich DSL auch noch nähme, dann könnte ich das Mail2Fax-Gateway nutzen. So aber kann ich wieder nur ein Fax von einer Weboberfläche versenden.

Klickt man auf einen der vielen Werbelinks bei einer Suchmaschine nach der Suche “mail2fax”, so findet man in der Regel lediglich Services, die monatlich abkassieren. Erst nach einiger Zeit habe ich ein Angebot gefunden, das zwar eine Einrichtungsgebühr von wenigen Euro erfordert, aber danach nur noch pro Fax abkassiert; der Provider heisst Xaranet. Zwar wird der Zugang anscheinend erst nach einer langsamen Banküberweisung freigeschaltet und ist nichts für Kurzentschlossene, aber das Geld wird nicht auf ein Konto in den Bahamas überwiesen, sondern auf das einer deutschen GmbH. Der Geschäftsführer, Timo Dreger, beantwortet nicht nur höchstpersönlich Supportmails, sondern schreibt auch ein eigenes Unternehmensblog.

Es gab einige kleine Startschwierigkeiten, aber nachdem ich das Prinzip verstanden hatte, kann ich nun endlich Faxe verschicken, ohne mir ein Gerät kaufen zu müssen oder eine zweite Leitung zu beantragen. Interessant, dass es noch keine Web 2.0-ige Lösung gibt, sowas wie DropSend für Faxe; ich hatte vor einiger Zeit noch gedacht, dass Faxe eine aussterbende Art wären, aber manche Dinge lassen sich einfach noch nicht mit E-Mail oder Skype lösen. Umso überraschender, dass es nur so wenige Anbieter gibt.

Blackberry-Waisen


 

In dem Artikel “Blackberry Orphans” des Wall Street Journals vom 8. Dezember 2006 behandelt Katherine Rosman den Rollentausch, der in vielen Familien stattfindet: Anstatt dass die Eltern aufpassen, dass die Kids nicht so lange vor der Glotze hängen, sind die Kinder besorgt, weil ihre Eltern heimlich E-Mails checken, obwohl sie sich eigentlich um sie kümmern sollten. In dem Artikel kommen auch Kids zu Wort, die davon berichten, dass ihre Eltern im Auto E-Mails lesen und beantworten, anstatt auf die Strasse zu achten. Die Kinder sind relativ machtlos, vor allem wenn sie verstehen, dass die Eltern arbeiten müssen, um Geld zu verdienen. Aber nicht alle lassen sich die immer geringer werdenden Aufmerksamkeitsspannen gefallen:

When nothing else works, Lucas turns to the highest of authorities. “I go tell my mom that Daddy’s not listening and then my mom yells at him.”

In dem Artikel werden auch Tipps für E-Mail-Süchtige gegeben, zum Beispiel dass während des Essens keine E-Mails gecheckt werden, der Blackberry während des Autofahrens nicht benutzt wird, und dass es Blackberry-freie Zonen und Zeiten zuhause gibt (natürlich sind diese Regeln nicht allein auf Blackberry-Geräte beschränkt). Dagegen wird ein Blackberry-Verteidiger zitiert, dass sich Kinder doch fragen sollten, ob es besser ist, die Eltern nur 20 Prozent nicht zuhause zu haben oder ganze 100 Prozent.

Nach diesem Satz habe ich beschlossen, keinen Blackberry o.Ä. anzuschaffen.