Amazon Kindle: Erste Eindrücke


Während nach und nach die alten Artikel in diesem Blog wieder auftauchen nach dem Totalabsturz, ein paar Worte über meinen gestern eingetroffenen Amazon Kindle. Ich hatte lange überlegt, ob ich mir tatsächlich einen Ebook-Reader zulegen sollte, denn eigentlich empfand ich, abgesehen von der technischen Spielerei, wenig Begeisterung für das elektronische Buch. Vor 10 Jahren hatte ich eine Arbeit über digitalisierte Klassiker geschrieben, damals noch über Literatur auf CD-ROM, die damals das Ende des Buches einleiten sollte (was wir schon damals nicht geglaubt hatten).

Gute Bücher muss man besitzen, so habe ich gedacht, und so denke ich noch immer, denn ein gutes Buch wird Teil der eigenen Geschichte, jeder Kaffeefleck in dem Buch ist ein mentale Postkarte des Cafés im Urlaub, in dem man das Buch auf dem Tisch liegen hatte. Und dann noch dieses dämliche DRM: Die Bücher sind verloren, sobald ich mich für ein anderes Gerät entscheide, und hatte nicht Amazon sich blamiert, nachdem es automatisch über das Amazon Whispernet gekaufte Exemplare des Klassikers 1984 löschte? Wieso hatte ich es mir dann doch anders überlegt?

Ich kann nicht abstreiten, dass die technische Spielerei eine Rolle gespielt hat. Aber sie hat nicht die Hauptrolle gespielt. Denn natürlich bietet der/die/das Kindle einige Vorteile:

  • Ich kann mehrere Bücher gleichzeitig auf dem Kindle haben, was insbesondere auf Reisen sehr charmant ist.
  • Ich kann Bücher durchsuchen, was ich sehr praktisch finde.
  • Ich kann Bücher SOFORT haben, und das ist nicht zu unterschätzen, insbesondere bei technischen Büchern, die man gerade ganz ganz dringend gebrauchen könnte.
  • Ich kann Notizen direkt dort eingeben und muss mir keine Gedanken mehr machen, ob ich noch genug Post-it!-Notes habe, um sie ins Buch zu kleben. Idealerweise muss ich die Notizen nicht mehr abtippen, denn sie sind ja schon digital vorhanden.
  • Englische Bücher sind günstiger. Nach meinen Berechnungen müsste sich der Kindle in weniger als einem Jahr amoritisiert haben.

Was sind die Nachteile?

  • Die Bücher stehen nicht im Regal. Ich kann sie nicht einfach kurz mal rausnehmen, drin stöbern, mich an das Café sonstwo erinnern, weil sich ein Kaffeefleck im Buch darin befindet.
  • Wenn Amazon pleite geht oder ich mir ein Gerät eines anderen Herstellers kaufe, dann sind die Bücher futsch.
  • Ich kann die elektronischen Bücher nicht auf einem Flohmarkt oder bei eBay verkaufen.
  • In der Badewanne ist der/die/das Kindle wahrscheinlich nicht zu gebrauchen.
  • Es gibt keine gebrauchten eBooks, die ich kaufen könnte (ich liebe es, gebrauchte Bücher zu kaufen)

Können die Vorteile die Nachteile kompensieren? Nein. Niemals. Aber darum geht es auch nicht. Man kann auch nicht die Nachteile eines Cabrios mit den Vorteilen eines Geländewagens kompensieren, denn es sind zwei verschiedene Autos für komplett verschiedene Bedürfnisse. Der/die/das Kindle ist kein Ersatz für das Buch. Aber das sagt jemand, der mit richtigen Büchern groß geworden ist. Für die (über)nächste Generation sind Bücher aus Papier vielleicht genau so obsolet wie Vinyl-Schallplatten.

Aber wie ist er nun, der Amazon Kindle? Ganz ok:

  • Enttäuschend ist für mich, dass ich die Notizen, die ich in einem Buch anfertige, nicht exportieren kann. Das Tippen macht aber eh keinen Spaß mit der Tastatur.
  • Ich kann dafür aber Artikel aus einer Zeitung “kopieren”.
  • Lesen kann man auf dem Kindle hervorragend, besser als ich gedacht hätte.
  • Es fühlt sich gut an in der Hand.
  • Es hat bei mir bisher noch nicht geklappt, dass ein Buch innerhalb von 1 Minute herunter geladen gewesen wäre.
  • Ich habe eine Zeitung abonniert (die Süddeutsche gibt es leider noch nicht), und tatsächlich ist sie morgens, wenn ich aufwache, bereits auf dem Gerät. Aber hier wurde kein Problem gelöst, was ich vorher gehabt habe, schließlich enthält der Akt des Zeitung-Kaufens, am besten zusammen mit den Frühstücks-Brötchen, ein gewisses Wohlgefühl.
  • Blogs kann man nicht lesen, aber das wurde auch vorab kommuniziert.
  • Dafür geht Wikipedia, was ich nicht erwartet hätte.
  • Das Lexikon ist hervorragend.

Welche Bücher habe ich bisher gekauft? Fachliteratur, zum Teil sogar Bücher, die ich bereits besitze. Ich kann mir nicht vorstellen, einen Roman darauf zu lesen. Vielleicht lade ich mir ein paar Klassiker vom Gutenberg-Projekt drauf, macht sich sicherlich gut, jederzeit nachsehen zu können, wie die Gretchenfrage genau lautete. Aber momentan ist der Kindle für mich ein Arbeitsgerät, mit dem ich unterwegs die Bücher komfortabel lesen kann, die ich lesen muss. To be continued…

Digital Natives versus Digital Immigrants?


Es war angeblich Marc Prensky, der den Begriff der Digital Natives prägte, eine Umschreibung für die nach 1980 geborene Generation, die mit Computern, Mobiltelefonen und dem Internet aufgewachsen ist. Dem gegenüber sollen die Digital Immigrants stehen, also diejenigen, die nicht in dem digitalen Land geboren wurden, sondern erst später einwanderten, weil ihre Geburt stattfand, als das digitale Land noch gar nicht existierte.

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Warum Social Search nicht funktioniert


Während Lycos iq-Mitkonzeper Oliver Wagner das Ausbleiben der Social Search-Revolution als Versäumnis sieht (damit aber nicht die reinen Social Search-Ansätze meint) und Robert Basic sogar die Social Bookmark-Dienste als Social Search Engines ansieht, ist eine allein auf Nutzerbewertungen basierende Social Search aufgrund seines Konzepts von vornherein für diejenigen gescheitert, die bereits tiefer in die Komplexität eines Suchalgorithmus geschaut haben.

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Die Drohnen kommen


 

Vor einiger Zeit hatte ich den Videofilm zum Chaos Communication Camp 2007 gesehen, und insbesondere die Aufnahmen von den Quadrokopter-Drohnen hatten es mir angetan. Es kribbelte in meinen Fingern, eine Mikrodrone selbst zu bauen, nur leider habe ich für sowas momentan überhaupt keine Zeit. Doch was ist eine Drohne ganz genau und was kann man mit ihr machen?

Quelle: Wikimedia

In diesem Fall ist von einem sehr kleinen Hubschrauber-artigen unbemannten Luftfahrzeug die Rede, das mit vier elektrobetriebenen Propellern fliegt und so gut wie kein Geräusch verursacht. Drohnen werden entweder ferngesteuert oder können sich anhand von GPS-Daten autonom fortbewegen. Sie schleppen eine Foto- oder Videokamera mit sich, deren Bilder live an den Boden gesendet werden. Luftbildaufnahmen werden bald also sehr viel günstiger sein.

Ungeachtet der Faszination für die Technik war mir nicht wirklich klar, was ich eigentlich mit so einem Ding soll: Es interessiert mich nicht, mit der auf der Drohne installierten Kamera durch die Fenster meiner Nachbarn zu schauen oder potentielle Überwacher zu überwachen. Eine mögliche Überwachung durch Dronen außerhalb des militärischen Kontexts war für mich außerdem eher Zukunftsmusik.

Nun aber habe ich gestern in den Nachrichten gesehen, dass in Sachsen zukünftig Drohnen in Fußballstadien die Fans beobachten sollen, eine Drohne von der deutschen Firma MicroDrones für 65.000 Euro ist bereits bestellt (das CCC-Modell kostet im Eigenbau weniger als 1.000 Euro), und bei Heise wird hinzugefügt, dass die Bundespolizei auch schon zwei Dronen besitzt.

Niemand wird bestreiten, dass es sehr viele gute Einsatzmöglichkeiten für Drohnen gibt, sei es um schnell Informationen über die Lage bei Katastrophen zu erhalten, sei es um ein Terrain wie ein Fußballstadion vor einer Veranstaltung auf verdächtige Gegenstände zu überprüfen. Es geht hier um die Aufklärung möglicher Gefahren, um zum Beispiel Rettungskräften einen Überblick über eine für sie selber gefährliche Situation zu verschaffen oder eine Katastrophe zu verhindern. Doch Fußballfans während des Spiels durch Drohnen zu beobachten ist eine andere Sache. Nicht dass ich irgendwelche Sympathien für Hooligans hege, aber hier werden Menschen überwacht, Orwell lässt grüßen. Selbstverständlich geschieht dies alles lediglich nur zur Dokumentation, so die Polizei, damit eine ordentliche Beweisführung ermöglicht wird. Niemand müsse Angst haben, dass Drohnen durch die Straßen fliegen und in die Fenster schauen, so ein Sprecher der Landespolizeidirektion. In anderen EU-Ländern sind Dronen bereits erprobt, zum Beispiel in England.

Liest man aber den anderen Artikel auf heise.de, wer zu den Kunden der Firma Microdrones gehört oder schaut sich einige der Videos auf der Seite des Herstellers an, dann kann man schnell in eine andere Richtung denken (der Firma Microdrones muss zugute gehalten werden, dass sie dem CCC einen Quadrokopter kostenlos überließ). Man kann Dronen sogar mieten, und auch hier wird davon gesprochen, dass dies neben dem Fotografieren von Landschaften auch für Sicherheitsfirmen interessant wäre. Sie wollen wissen, was Ihr Partner tut, wenn Sie auf Reisen sind? Eine Detektei kann mit einer Mikrodrohne für Klarheit schaffen.

Laut Wikipedia

kam die Schweizer Armee in negative Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sie routinemäßig zu Trainingszwecken zufällig ausgewählte Privatautos und Zivilpersonen bei ihren Trainingsflügen mit Aufklärungsdrohnen aus 1.500 Meter Höhe mit hochempfindlichen Wärmebildkameras verfolgte und filmte.

Dies geschah bereits 2004. Und führt man sich dann noch vor Augen, dass diese Drohnen auch schon sehr viel kleiner zu haben sind und garantiert noch kleiner werden, so wäre es auch vorstellbar, dass man sie irgendwann von einem Insekt nicht mehr unterscheiden kann. GPS-Daten mit Einwohnermeldeamtdaten in Verbindung zu bringen, kann auch nicht so schwer sein.

Doch warum sollte der Staat seine Bürger so überwachen wollen? Vielleicht aus dem gleichen Grund, den der Staat angibt, warum er bereits die Internet- und Telefonkommunikation aller Bürger überwacht. Beim Telefon und Internet haben es die meisten Bürger nicht mitbekommen oder es hat sie nicht interessiert. Mal sehen, ob das bei den Drohnen anders sein wird.

Eine Frage, die noch nicht geklärt ist: Wie werden selbstgebaute Drohnen in Zukunft behandelt werden? Unter 5 Kilo Eigengewicht darf ohne besondere Genehmigung alles in die Luft steigen. Wie lange wird das noch erlaubt sein? Werden selbstgebaute Drohnen andere Drohnen ausfindig machen können?

Update: Wunderbares Video von den beiden Entwicklern von der Mikrokopter-Seite

Noch ein Update: Auf Kais Blog wird darüber diskutiert, dass die vermehrte Sichtung von UFOs auch dadurch erklärt werden kann, dass diese UFOs auch einfach Drohnen sein könnten; außerdem wird auf Miniatur-Drohnen eingegangen.

Internetstörungen bitte über das Internet melden


Gestern Abend ist mehrmals das DSL bei uns ausgefallen, der Router schien ok zu sein, aber auch im Telefon war ein Rauschen. Die Ansage der Störungs-Hotline war zunächst zum Schreien: “Sie wollen eine Störung melden? Dazu ein kurzer Tipp: Störungen können sie auch übers internet melden” Die nette Dame der Störungsstelle musste selber drüber lachen.

sendmail 8.13.3 und SMTP AUTH


(Warnung: Ich bin nicht der große Linux-Sysadmin, darum die folgenden Zeilen bitte mit Vorsicht genießen!)

Es hat mich immer gewurmt, dass die sendmail-Konfiguration meines Rootservers (SuSE Linux 9.3) keine Mails nach außen versenden wollte, sondern stattdessen alle Mails stets nur in /var/mail/(benutzername) landeten. Die folgenden Änderungen funktionieren bei mir, und eventuell ist das ein schrecklicher Hack, der zu üblen Nebenwirkungen führen kann, darum alles ohne Gewähr.

„sendmail 8.13.3 und SMTP AUTH“ weiterlesen

Virtuelle Assistenten betroffen durch Internet-Störung


Internet-Verbindungen gestört durch Schaden an Glasfaser-Kabel im Mittelmeer, berichtet die Süddeutsche, netterweise schaffte es meine virtuelle persönliche Assistentin noch, mir eine Mail zu schreiben, dass sie keine Internetverbindung im Büro hat. Angeblich wird es mehrere Tage dauern, bis das Problem gelöst ist. Mal sehen, wieviele Leute Probleme bekommen, weil sie ihre Arbeit nun selber machen müssen.