Wie eine Community entsteht


Eine Kollegin von mir musste diese Woche aus ihrer Wohnung in Manhattan evakuiert werden, nachdem die Tiefgarage unter Wasser stand. Zwei Tage später entstand das Blog der Residents of 90 West Street (interessanterweise nennen sie es “Forum”), und es ist nicht das einzige; auch zuvor bloggende Bewohner des Hauses nahmen das Thema auf, und so ensteht eine Community von Leuten, die sich bisher kaum kannten, auch wenn sie vorher in einem Haus wohnten. Informationen werden ausgetauscht und Fragen werden diskutiert, zum Beispiel ob die Miete nun fällig ist, wenn man nicht in die Wohnung darf und außerdem die Kosten für das Hotel vorstrecken muss. Die spannende Frage ist, ob diese Community aufrechtzuerhalten ist, wenn die Notsituation die Betroffenen nicht mehr zusammenschweißt. Aber nirgendwo steht geschrieben, dass Communities für immer bestehen müssen.

Neues Buch in Vorbereitung: Professionell bloggen mit WordPress


Da es nun auch schon bei Amazon vorbestellbar ist, möchte ich es kurz hier erwähnen: In Kürze erscheint mein neues Buch, Professionell bloggen mit WordPress, wieder im Hanser-Verlag, ca. 350 Seiten, Preis liegt bei 34,90 Euro. Ob es wirklich der 8. November wird, wie bei Amazon angegeben, ich hoffe. Gerne könnt Ihr hier in die Kommentare schreiben, was Ihr von einem solchen Buch erwartet!

Die ganze Wahrheit über Social Networks


Timo hatte sich neulich gefragt, warum es für das Lunch 2.0 September in Hamburg so wenige Anmeldungen gab, wo es doch sonst schneller voll war als es manchen lieb gewesen ist; eine Erklärung war, dass man sich in Hamburg ja sowieso schon ständig trifft und jeden kennt. Lediglich bei der sagenumwobenen Gimahhot-Party wären auch mal andere Leute dabei gewesen.

Was Timo hier erlebt hat ist eine grundlegende Eigenschaft von Communities, die in jedem Scale-free Network zu beobachten ist, und dies wird auch an einem anderen Beispiel deutlich, das ich im Web 2.0-Buch erwähnt habe, nämlich der Verlinkung innerhalb der Blogosphäre.

In der deutschen Blogosphäre ist nicht jeder mit jedem vernetzt. Es gibt viele Seiten mit wenig Links und wenige Seiten mit vielen Links. Viele eingehende Links zu haben reicht aber nicht aus, um ein Multiplikator zu sein. Denn wenn man sich die Grafik mal genau anschaut, die ich mittels meinem eigenen Crawler und GraphViz erstellt habe, dann gibt es verschiedene Zentren in der Blogosphäre, die mehr oder weniger gut miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass eine Information in einer Region der Blogosphäre vielleicht heiß diskutiert wird, aber aufgrund der wenigen Verbindungen zu einer anderen Region nicht in den Rest der Blogosphäre gelangt. Interessant sind also vielmehr die Knoten, die Verbindungen zu mehreren Regionen haben, da sie diejenigen sind, die als Multiplikatoren fungieren können (man nennt sie auch Hubs).

Übertragen wir das mal auf ein menschliches Netzwerk abseits der Blogosphäre. Wie findet man einen neuen Job? Nicht durch seine engsten Freunde, denn diese haben in der Regel lediglich Zugang zu den Informationen, die man selber hat. Es sind die weniger guten Bekannten, die Zugang zu einem anderen (Informations-)Kreis haben und zu einem neuen Job verhelfen können (dieser schlaue Gedanke sowie viele weitere zu Communities und Social Networks kommen aus Albert-Laszlo Barabasis Buch Linked). Und je mehr Kontakte sie zu verschiedenen Clustern haben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie jemanden kennen, der gerade jemanden mit genau den gleichen Qualifikationen sucht, wie man sie selber mitbringt.

Aber kennt nicht sowieso jeder jeden über 6 Ecken? Was ist mit den six degrees of separation? Hier hat sich ein Mythos entwickelt, der, wenn man genauer hinsieht, ernüchternd wirkt. Es gab tatsächlich diese Studie, auf die sich alle berufen, und sie stammt von Stanley Milgram, der in den 60er Jahren Briefe an Menschen in den USA schickte mit der Bitte, dass sie diese weiterleiten an eine bestimmte Zielperson oder an jemanden, der diese Zielperson kennen könnte. Und tatsächlich, im Durchschnitt brauchten die Briefe 5.5 Stationen, bis sie bei der Zielperson ankamen. Der Schönheitsfehler ist allerdings, dass von den 160 abgeschickten Briefen nur 42 ankamen. In manchen Fällen brauchte es knapp ein Dutzend Stationen, bis der Brief ankam. Stimmt das also doch nicht mit den 6 Stationen? Man weiß es nicht, würde ich sagen. Denn schließlich haben diejenigen, die einen Brief zur Weiterleitung bekamen, diese immer an Personen weitergeleitet, von denen sie dachten, dass sie die Zielperson kennen könnten. Es könnte also sein, dass es viel kürzere Wege durch das Netz gab. So oder so ähnlich geht es uns, wenn wir uns bei XING ansehen, durch wen wir eine Person kennen könnten, wenn wir sie nicht schon selber als Kontakt hätten: “Wie, die kennen sich auch?”. Hinzu kommt, dass heute, mit den modernen Kommunikationsmethoden und billigen Flügen, die Anzahl der Stationen zwischen zwei Menschen tatsächlich abgenommen haben kann. Wir wissen es aber nicht genau. Dazu gleich mehr. Der Begriff “Six Degrees of Separation” wurde übrigens nie von Stanley Milgram verwendet; er wurde erst durch den gleichnamigen Film populär.

Warum wissen wir heute nicht, wieviele Stationen zwischen uns und einer anderen Person liegen, vor allem wenn sie in einem anderen Land lebt? (Milgrams Experiment fand lediglich in 3 Staaten in den USA statt) Weil es bisher kein Soziales Netzwerk im Web gibt, dass wirklich verschiedene Social Networks (länderübergreifend) miteinander verbindet. Es gibt zwar Gedanken dazu in verschiedenen Unternehmen, wie man das tun könnte, aber bis dahin sind die Cluster der verschiedenen Social Networks eher “manuell” miteinander verbunden. Beispiel: Ich habe einige XING-Kontakte, und ich habe einige LinkedIn-Kontakte. Zwei Netzwerke für das Gleiche. Tatsächlich? Nein, der Overlap meiner Kontakte in den beiden Netzwerken ist gering. Ebenso ist der Overlap zwischen diesem Netzwerk und meinen Last.fm-Freunden gering. Ich bin ein Mensch (wie jeder andere Mensch auch), der Teil verschiedener Communities ist, und ich bin das Bindeglied zwischen diesen Communities. Heißt das nun, dass ich dafür sorgen kann, dass Informationen von einer Community in die andere gelangen? Vielleicht, aber nicht in jedem Fall, denn nicht jede Community ist für die Informationen aus einer anderen Community empfänglich. Und in manchen Fällen muss ich “manuell” tätig werden, um die beiden verschiedenen Netzwerke miteinander zu verbinden. Die digital abgebildeten Netzwerke benötigen noch analoge Verbindungen, um die Verbindungen im realen Netzwerk abbilden zu können. Die Menschen, die einem wirklich weiterhelfen (oder ein PR-Desaster bescheren) können, sind diejenigen, die die meisten Kontakte in möglichst vielen verschiedenen Communities haben, im realen wie auch im digitalen Leben, und diese auch aktiv pflegen und nicht nur im Adressbuch ruhen lassen. Das sind die Menschen, die dafür sorgen, dass Hush Puppies wieder modern wurden (siehe dazu auch Malcolm Gladwells exzellentes Buch The Tipping Point). Diese Hubs oder Multiplikatoren oder Konnektoren sind allerdings nicht diejenigen, die selber Innovationen hervorbringen. Aber sie sind diejenigen, die Innovationen zum Durchbruch verhelfen, indem sie Informationen über sie in die verschiedenen Cluster, die sie kennen, verbreiten. Und diejenigen, die einem zu einem neuen Job verhelfen können.

Für das Lunch 2.0 könnte das zum Beispiel bedeuten, dass einer der teilnehmenden Hubs andere Leute mitbringen muss, die noch keiner kennt. Ein Blind Business Date zum Beispiel. Über XING wird überprüft, ob die Teilnehmer in direktem Kontakt zueinander stehen, und wenn nicht, dann dürfen sie teilnehmen. So kann jeder eine Verbindung zu einem anderen Cluster knüpfen.

Von den Schwierigkeiten, einen guten Mail2Fax-Service zu finden


 

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es Mail2Fax-Services wie Sand am Meer geben müsste. Gibt es auch, nur nicht solche Services, die man auch wirklich ernsthaft gebrauchen kann.

Der Use Case: Ich habe ein Dokument, das ich unterschrieben an ein Unternehmen faxen muss. Dieses kann ich einscannen und dann als PDF auf meinem Rechner speichern. Ich könnte auch meine Unterschrift einscannen und diese in ein Dokument einfügen und dann daraus ein PDF erstellen. Die zweite Option sieht nicht wirklich gut aus, und ich hab keine Zeit, mich darum zu kümmern. Im nächsten Schritt möchte ich diese PDF-Datei in eine Mail stecken und an ein Mail2Fax-Gateway senden, welches die Datei als Fax an die im Betreff oder sonstwo angegebene Faxnummer sendet, im besten Fall mit einem Header, in dem meine Faxnummer und mein Name steht. Sollte nicht so schwer sein. Ich will außerdem nicht monatlich dafür bezahlen, sondern nur pro Fax, denn manchmal verschicke ich monatelang kein Fax. Klingt doch alles ganz einfach, oder?

Mein erster Gedanke war web.de. Tatsächlich kann man dort ein Fax verschicken von der Weboberfläche, aber leider keine Dokumente anhängen. Gestorben. Dann dachte ich an das Unified Messaging von Puretec/Schlund & Partner/1&1/United Internet, schliesslich war dies das Schlagwort, das in ihren bunten, aus jeder Computerzeitung purzelnden Prospekten stets besonders fett gedruckt war. Zwar ist web.de mittlerweile eine Tochter der United Internet, aber ich hatte immer noch die Hoffnung, dass die Services noch nicht konsolidiert wurden und es bei Puretec/1&1 ein anderes Produkt gäbe. Tatsächlich wird so etwas angeboten, allerdings nicht in meinem sauteuren Hostingtarif. Nur wenn ich DSL auch noch nähme, dann könnte ich das Mail2Fax-Gateway nutzen. So aber kann ich wieder nur ein Fax von einer Weboberfläche versenden.

Klickt man auf einen der vielen Werbelinks bei einer Suchmaschine nach der Suche “mail2fax”, so findet man in der Regel lediglich Services, die monatlich abkassieren. Erst nach einiger Zeit habe ich ein Angebot gefunden, das zwar eine Einrichtungsgebühr von wenigen Euro erfordert, aber danach nur noch pro Fax abkassiert; der Provider heisst Xaranet. Zwar wird der Zugang anscheinend erst nach einer langsamen Banküberweisung freigeschaltet und ist nichts für Kurzentschlossene, aber das Geld wird nicht auf ein Konto in den Bahamas überwiesen, sondern auf das einer deutschen GmbH. Der Geschäftsführer, Timo Dreger, beantwortet nicht nur höchstpersönlich Supportmails, sondern schreibt auch ein eigenes Unternehmensblog.

Es gab einige kleine Startschwierigkeiten, aber nachdem ich das Prinzip verstanden hatte, kann ich nun endlich Faxe verschicken, ohne mir ein Gerät kaufen zu müssen oder eine zweite Leitung zu beantragen. Interessant, dass es noch keine Web 2.0-ige Lösung gibt, sowas wie DropSend für Faxe; ich hatte vor einiger Zeit noch gedacht, dass Faxe eine aussterbende Art wären, aber manche Dinge lassen sich einfach noch nicht mit E-Mail oder Skype lösen. Umso überraschender, dass es nur so wenige Anbieter gibt.