Erfahrungen Vorwerk Staubsauger-Roboter VR200


Staubsauger-Roboter sind schon seit vielen Jahren mein Begleiter, angefangen mit einem Roomba iRobot über das erste Modell von Vorwerk bis hin zum aktuellen Modell Vorwerk Staubsauger-Roboter VR200, den ich kurz nach Markteinführung gekauft hatte. Der Vorteil des Vorwerk-Geräts damals war, dass es neben der angeblichen Vorwerk-Saugqualität auch möglich ist, die tägliche Reinigung zu automatisieren. Das konnten damals nur wenige Geräte. Auch dass er sich selbst merkt, wo er war wenn ihm der Strom ausgeht und sich auftankt und an diese Stelle zurückkehrt, ist eine große Erleichterung. Und da ich auch schon auf eine längere Historie mit Vorwerk zurückblicken kann, wechselte ich von Roomba auf Vorwerk.

Warum überhaupt ein Staubsauger-Roboter?

Ein Staubsauger-Roboter hat auch Nachteile, denn natürlich ist seine Saugkraft nicht vergleichbar mit der eines “normalen” Staubsaugers, zumindest bei den Geräten der höheren Klassen. Einen günstigen Staubsauger schlägt auch der Vorwerk Staubsauger-Roboter. Aber verglichen mit dem normalem “Kobold” hinkt der VR200 etwas hinterher.

Auf der anderen Seite steht die automatische Reinigung des Bodens, man muss weniger Zeit damit verbringen, selber den Boden zu saugen. Und mit dem VR200 kann man sogar einstellen, wann der Staubsauger-Roboter durch die Wohnung fahren soll, am besten wenn man selber nicht da ist. Die Frage, die man sich stellen muss, ist, ob die geringere Saugleistung dennoch ausreichend ist. Für uns war sie das, denn wir haben nur Holzböden, keine Haustiere, keine langen Haare etc.

Der Saugvorgang des Vorwerk Staubsauger-Roboter

Man kann den Vorwerk Staubsauger-Roboter auf vier Arten starten:

  • Direkt am Gerät
  • Über die mitgelieferte Fernbedienung
  • Über die App
  • oder über ein vorher definiertes Programm, das den VR200 automatisch losfahren lässt.

Der Roboter saugt so lange wie sein Akku hält und fährt dann zurück zur Station, wo er sich wieder auflädt und dann nach vollständiger Aufladung wieder dort weiter macht, wo er vorher aufgehört hatte. Bis zu 120qm soll er mit einer Akku-Ladung schaffen, aber das schafft er definitiv nicht, manchmal nicht mal die Hälfte. Das kann natürlich an bei uns vorzufindenen minimalen Hindernissen liegen (siehe nächster Abschnitt), aber wir müssen mit einem Saugvorgang von mehreren Stunden rechnen inklusive zwischendurch Aufladen.

Ich verstehe das Prinzip des VR200 so, dass die Bürsten den Dreck lösen und dann der Ansaugöffnung zum Fraß vorwerfen. Die Bürste ist also ein wichtiger Teil des Staubsauger-Roboters. Damit ist nicht die kleine Bürste am Rande gemeint, die hat nach meiner Einschätzung extrem wenig Power. Vielleicht ist sie auch nur zum Wohfühlen da, damit man denkt, dass die Ecken auch irgendwie gereinigt werden.

Das Saugergebnis ist für unseren Fall gut, wobei man nicht völlig auf einen “richtigen” Staubsauer verzichten kann, wenn man auch die Ecken richtig sauber haben will.

Hindernisse überwinden: Der VR200 ist unberechenbar

Der Hauptgrund für uns direkt das Nachfolgemodell zu kaufen war vor allem das Feature, dass kleine Hindernisse überwunden werden können. Unsere Küchenstühle bieten so ein kleines Hindernis, kleiner als 2cm, was als Grenzwert bei Vorwerk angegeben wird. Und tatsächlich, manchmal schafft es der Staubsauger-Roboter. Aber manchmal schafft er es auch nicht. Leider lässt sich nicht vorhersagen, wann er es schafft und wann nicht.

So sieht man auf dem Foto sehr deutlich, dass er es ja fast geschafft hätte, aber irgendwie fehlt ihm da noch etwas. Beim nächsten Stuhl hatte er es dann ohne Probleme geschafft. Leider bedeutet das dann auch, dass man sich eben NICHT darauf verlassen kann, dass der Roboter automatisch die Wohnung saugt, wenn man mal nicht zuhause ist. Stattdessen verschickt der Staubsauger-Roboter seine Benachrichtigungen, dass etwas im Weg sei. Nur, wenn man bei der Arbeit ist, dann ist das auch nicht hilfreich. Auch verkeilt sich der VR200 gerne mal unter dem Sofa, und ich frage mich immer, wieso er nicht einfach wieder zurückfährt. Manchmal meckert er, weil er angeblich irgendwo feststeckt, aber tatsächlich hat genug Freiraum sich zu drehen.

Unter dem Sofa könnte man natürlich die Grenzmagnetbänder ablegen, aber zum einen sieht das häßlich aus, zum andern hätte ich es ja auch gerne mal unter dem Sofa gesaugt. Und natürlich könnte ich die Stühle auch hochstellen, bevor ich zur Arbeit gehe. Aber selbst dann bleibt der Vorwerk Staubsauger-Roboter gerne mal irgendwo hängen, wo es eigentlich keinen Anlass dazu gibt.

Die App für den VR200 wäre wirklich toll, wenn man dort zum Beispiel das Bild, das sich der VR200 von der Wohnung gemacht hat, zu sehen wäre und man als Anwender bestimmen könnte, in welche Areale der Wohnung der Staubsauger-Roboter dann nicht dürfte. So kann man aber nur den Roboter starten und Nachrichten von ihm erhalten. Das stelle ich mir nicht so schwer vor, ehrlich gesagt.

Defekt nach Garantieablauf – Geplante Obsoleszenz?

Unser VR200 wollte zwei Monate nach dem Ablauf der Garantie nicht mehr saugen. Die Hilfe im Netz brachte keine Linderung, ein Besuch im Vorwerk-Laden am Jungfernstieg resultierte darin, dass das Gerät eingeschickt werden musste. “Mit Bitte um Kulanz” angesichts des Schadens kurz nach dem Ablauf der Garantie, schrieb die Verkäuferin auf den Zettel. Das interessierte bei Vorwerk aber anscheinend niemanden. Nach knapp 2 Wochen erreichte mich eine DHL-Mail, dass ein Paket der Fiege Logistik Wuppertal GmbH unterwegs sei, und tatsächlich war der Vorwerk Staubsauger-Roboter darin. Und eine Rechnung über 140€. Hauptbürstenantrieb komplett erneuert 39€, Bürste erneuert 25€, Deckel Staubfach 4€, Aufwandspauschale 72€. Die Justierung war im Preis inbegriffen.

Wow. Wie gesagt: Wir haben keine langen Haare, keine Haustiere, einfach nur uralten Dielenfußboden. Kein täglicher Einsatz. Was genau kann da kaputt gehen? Ich hatte wie gesagt noch nie erlebt, dass ein Gerät von Vorwerk kaputt geht, die Staubsauger meiner Oma hielten Jahrzehnte. Natürlich sind Geräte heute komplexer. Aber hier ist nicht die Elektronik kaputt gegangen. Sondern das, was jeder Staubsauger auch hat, und das seit Jahrzehnten. Bürstenantrieb. Bürste. Das fühlt sich für mich wie geplante Obsoleszenz an. Wer mit dem Begriff Obsoleszenz nichts anfangen kann, der sollte sich unbedingt die Dokumentation Kaufen für die Müllhalde ansehen (wenn man sie gerade nicht bei Arte sehen kann, dann ist sie sicherlich bei YouTube zu finden). Die ersten Glühbirnen wurden so konstruiert, dass sie nicht darauf ausgelegt waren irgendwann kaputt zu gehen. Damit ist natürlich nicht so viel Geld zu verdienen. Und so werden Geräte heute so konstruiert, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputt gehen.

Natürlich kann man Vorwerk keine geplante Obsoleszenz unterstellen. Aber wenn das, was einen Vorwerk-Staubsauger für mich immer ausgemacht hat, nämlich Qualität und Langlebigkeit, heute nicht mehr gilt, puh, warum dann noch so viel Geld ausgeben?

Meine Erfahrungen mit dem Vorwerk Staubsauger-Roboter: Fazit

Kann ich eine klare Kaufempfehlung für den Vorwerk Staubsauger-Roboter VR200 geben? Nein. Für 749€ bietet das Vorwerk-Gerät nicht die Qualität, die man für diesen Preis erwarten kann, denn wenn man nach 2 Jahren und 2 Monaten schon wieder 140€ bezahlen muss, dann läuft da etwas schief. Das Überwinden von Hindernissen ist nicht zuverlässig. Die App ist ein Witz. Der nächste Staubsauger-Roboter wird kein Gerät von Vorwerk sein.

Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Helga Ritter says

  1. November 2018 at 15:29 Hallo Herr Alby, ich kann Ihrem Bericht nur zustimmen und würde Ihnen gerne mein Schreiben von heute an Herrn Michael Auer, Vorstand Vorwerk schicken. Dazu brauche ich eine e-mail Adressen. Besten Dank.

C. Kulig says

  1. November 2018 at 18:16 Hallo Herr Alby, ich war so naiv gleich drei Geräte für verschiedene Standorte zu kaufen. Nach drei Jahren läuft an keinem dieser Räume noch ein Vorwerk. Die schönste Rückmeldung von Vorwerk war diese, das O-Ton der Staubsauger mit dem Staub nicht klarkommt! Sollte in einer kleinen Wohnung von 50 m² eigentlich kein Problem sein. Vielleicht habe ich ja eine kleine böse Staubfee, oder ist der Microstaub der Diesel von der angrenzenden Strasse schuld… ? Ein klares NO GO für Vorwerk! Über zwei Tausend Euro für die Tonne.

Markus says

  1. Februar 2019 at 12:53 Hallo, kann mich nur anschließen. Mein Roboter hielt keine 3 Jahre und wurde nur einmal wöchentlich verwendet. Die Anzeige blinkte nach 2 3/4 Jahren nicht mehr grün, sondern war orange. Also Service angerufen und ein Hardreset durchgeführt. Keine Reaktion. Über einen Vorwerk Laden wurde das Gerät eingeschickt mit der Bitte doch Kulanz zu prüfen. Nach 2 Wochen die Rückantwort, dass die Ladeeinrichtung defekt und nicht mehr reparabel wäre. Sie bieten mir jedoch ein Austauschgerät für „nur“ € 347 an. Ein persönliches Anschreiben an einen Geschäfsführer wurde durch einen Mitarbeiter beantwortet, jedoch wurde in keiner Silbe auf die Kulanz eingegangen. Man kann doch von einer ausgeprägten Arroganz ausgehen. Das Gerät kann man nicht empfehlen. Ecken saugt er nicht. An Füßen von Schwingstühlen hängt er. Den recht flachen Fuß meines Relaxsessels hat er zerkrazt. Aktuell sind in unserem Haushalt 2 Tiger, 1 Kobold, 1 Handstaubsauger und ein Thermomix von Vorwerk im Einsatz. Hier gab es nie Probleme. Es scheint in Deutschland jedoch üblich zu werden, dass Premiumhersteller nicht zu ihren Fehlern stehen und den „dummen „Verbraucher im Regen stehen lassen. Für mich ist Vorwerk erledigt und der erste Dyson hat schon Einzug gehalten. Vom Thema Saugroboter habe ich zunächst genug.

I. Di Giulio says

  1. Februar 2019 at 16:16 Hallo, ich kann da leider auch nur zustimmen. Zu 99% schafft es der Vorwerk nicht, zur Station zurück. Eine Rücksendung mit Überprüfung durch Vorwerk erzielte auch keine Besserung. Ständig steht er vor der Gardine oder einer Wand und meldet, sein Weg wäre blockiert… und dabei müsste er doch nur rückwärts fahren! Ich habe heute wieder unseren alten Roomba in Betrieb kommen und er fand ohne Problem zur Station zurück. Für mich nie wieder Vorwerk.

Florian Vilser says

  1. Oktober 2019 at 10:55 Kann ich so unterschreiben nur würde ich Vorwerk Obsoleszenz unterstellen. Das erste mal ging der Laserantrieb nach 1,5 Jahren kaputt. Das zweite mal nach 3 Jahren. Das ist kein Zufall. Hier wird auf unverschämte Art und Weise mit einer Art Abo Geld mit regelmäßigen Reparaturen gemacht. Das gleiche trifft auf unseren Staubsauger VT 300. Es tut mir leid, dieses so resümieren zu müssen, aber: Finger Weg von Vorwerk!

Vorwerk hat es geschafft, ein Fall für die Verbraucherschutzzentrale zu werden.

Carina b. says

  1. Dezember 2019 at 18:40 Hallo, ich lann leider ihrem bericht auch nur zustimmen. Die ersten 2 jahre hat der vorwerk roboter bis auf kleiner probleme gut gesaugt. Kurz nach ablauf der 2 jahres garantie ging es dann aber los. Immer häufiger kam ich nachhause und der staubsauger hat irgendwo festgehangen, obwohl sich die wohnung nicht geändert hat. Entweder hat er sich auf waagerechten stuhlbeine festgefahren, sich zwischen 2 stuhlbeinen hochgebockt oder stand einfach mitten im raum und ist nicht weitergefahren weil etwas im weg wäre. Die steighilfe ist somit – solange man keine wohnung hat in welcher zwingend kleine hinternisse überwunden werden müssen – nur eine potentielle fehlerquelle. Mittlerweile kamen noch weiter fehler hinzu. Häufiger findet er nicht mehr zu station zurück oder versucht verweifelt an anderen einrichtungsgegenständen anzudocken. Auch der on/off button funktioniert nur noch sporadisch. Häufig muss ich 10 bis 20 mal drücken bis der roboter tatsächlich angeht. Letztens hat er auch noch das magnetband ignoriert und einfach überfahren. Jetzt ist er ca. 3 jahre alt und hat die fehlermeldung gebracht, dass die bürste blockiert sei. Ich habe daraufhin den gesamten roboter gereinigt inkl. bürste ausgebaut. Obwohl die bürste und auch das rolllager danach völlig sauber waren, kam die fehlermeldung weiterhin. Ich habe den Kundenservice von vorwerk kontaktiert, diese haben mir eine reparatur für 199 euro angeboten. Ich finde das eine unverschämte höhe, der roboter hat schon 700 euto gekostet und funktionierte nach 3 jahren gar nicht mehr. Ich habe ihn natürlich nicht für diesen preis reparieren lassen. Lieber kaufe ich mir einen billigeren anderen roboter, auch wenn dieser nach 2 jahren auch kaputt gehen sollte, ist dies immer noch billiger als vorwerk in zukunft wahrscheinlich häufiger für 199 euro reparieren zu lassen. Zum glück habe ich nach internetrecherchen herausgefunden ,dass sich das problem mit der blockierten rolle durch besprühen des drehlagers mit silikonspray löst. Ich habe es versucht und es hat tatsächlich super geklappt. Der roboter ist wieder gefahren. Ich habe mich super gefreut, aber schon 2 tage später das nächste problem. Jetzt kommt die fehlermeldung 3000, dass der roboter nicht navigieren könne. Somit geht er einfach aus und ist erneut nicht mehr zu benutzen. Ich bin wirklich sehr enttäuscht von vorwerk, ich dachte ich gebe mehr geld für gute qualität aus aber leider war das ein trugschluss. Falls ich jetzt keine lösung für den neuen fehler finde, landet der vorwerk auf dem müll und ich werde mir eine andere billigere marke zulegen.

Vorwerk Thermomix, Cook-Key, Cookidoo: Gute und Schlechte Erfahrungen


Zuletzt aktualisiert am 8. Oktober 2021.

Überblick

  1. Einleitung
  2. Warum überhaupt ein Vorwerk Thermomix?
  3. Das System Thermomix-Party
  4. Thermomix-Repräsentantin hat gelogen
  5. Inbetriebnahme und erste Erfahrungen mit dem Vorwerk Thermomix
  6. Der Thermomix als Daten-Krake
  7. Was taugt die Gelinggarantie und das Guided Cooking?
  8. Fazit: Lohnt sich der Thermomix?

Einleitung

Entweder man hasst ihn, oder man liebt ihn. Dazwischen scheint es kaum etwas zu geben im Netz. Die einen sagen, dass man für viel Geld etwas kauft, was man auch mit einem Herd und guten Töpfen hinbekäme, die anderen sagen, dass er eine Riesenerleichterung in ihrem Leben sei und sie ihn nicht mehr missen wollen. Die Rede ist vom Vorwerk Thermomix mit all seinem Zubehör. Auch nach zwei Monaten mit dem TM5 befinde ich mich irgendwo zwischen Ärger darüber, wie unseriös das Geschäftsgebahren der Vorwerk-Beteiligten an manchen Stellen ist und welche schlechten Erfahrungen mit dem Thermomix zu machen sind, und dem Eingeständnis, dass selber zu kochen auch befriedigend und vor allem günstiger als Lieferservice etc ist. Der Gedanke, dass man damit Geld sparen kann, indem man mehr kocht und weniger bestellt, das kann ich gleich vorausschicken, den sollte man sich abschminken. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die Anschaffungskosten je amortisieren werden,

Warum überhaupt ein Vorwerk Thermomix?

Eine der schlimmsten Fragen für mich ist “Was essen wir heute Abend?” Das bedeutet nämlich, dass man wahrscheinlich noch einkaufen gehen muss und dann mit Einkaufen, Nach-Hause-Laufen und Kochen 1-2 Stunden des Abends mit etwas verbraten hat, worauf zumindest ich in der Regel keine Lust habe. Und dann gehts alternativ zum China-Mann um die Ecke oder einer der Hipster-Burger-Läden wird ausprobiert. Das geht ins Geld, und gesund ist es auch nicht.

Eine Zeitlang hatte ich mal ganz gerne gekocht, auch weil es ein wunderbares Kochbuch für Informatiker (Affiliate-Link) gibt. Aber das bedeutet auch Vorbereitung. Die richtigen Zutaten kaufen. Ich hasse die Zeit im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt. Am liebsten würde ich alles liefern lassen und so wenig Zeit wie möglich mit so etwas verbringen. Aber das entscheide ich nicht alleine. Und dann muss man ja auch noch überlegen, was man wann kochen will, damit die Zutaten nicht vergammeln. Da sich die Anzahl der Familienmitglieder bei uns von einem Tag auf den anderen verdoppelt hatte, war dieser Ansatz der kulinarischen Planlosigkeit nicht mehr aufrecht zu erhalten. Ganz abgesehen davon, dass, wenn alles Bio sein soll, der Besuch eines Biomarkts und dem Kauf von Babykost dort mit dem finanziellen Ruin gleichzusetzen scheint.

Abhilfe soll hier das Cookidoo-System helfen, das mit dem Vorwerk Thermomix verbunden ist. Man wählt die Rezepte in einer App aus, es wird automatisch eine Einkaufsliste erstellt, und dann werden die Rezepte per WIFI auch noch auf den Vorwerk Thermomix übertragen. Guided Cooking heißt der Assistent, der die Küche und mich vor der Katastrophe bewahren soll. Wahnsinn. Das erspart mir zumindest in der Theorie viel Arbeit. Eine runde Sache also, und alles was Zeit und Nerv spart, ist mir Geld wert. Das Cookidoo-Abo kostet nach 6 Monaten 36€ im Jahr, dafür hat man aber auch die Gelinggarantie. Und 36€ im Jahr, das ist etwas mehr als einmal Pizza bestellen. Was von der Gelinggarantie zu halten ist, dazu später mehr.

Der dafür notwendige Cook-Key kostet 129€, wenn man ihn nachträglich kauft, oder halt 100€ mehr im Premium-Paket zusammen mit dem Vorwerk Thermomix. 100€ und mehr für einen WLAN-Adapter? Das ist schon ziemlich dreist, zumal sich später in den Foren rausstellte, dass der WLAN-Adapter auch noch schwach auf der Brust zu sein scheint. Aber gut. Wir reden hier von Vorwerk. Vorwerk ist nicht günstig. Aber hier bin ich familiär etwas vorbelastet, auch wenn es mal schlechte Momente gab, und nach mehreren Staubsaugerrobotern ist es auch hier ein Vorwerk geworden. Mittlerweile auch Version 2.0 (Update: Wir haben keinen Vorwerk-Staubsauger mehr, da die Marktbegleiter mittlerweile bessere Produkte bauen).

Das System Thermomix-Party

Ich hätte den Vorwerk Thermomix gerne im Laden gekauft. Wir haben einen Vorwerk-Laden am Jungfernstieg, warum muss also der “personengestützte Direktvertrieb” hier zum Einsatz kommen? Gebraucht ist übrigens keine Option, weil die Garantie IMMER an den Käufer gebunden ist. Nützt also nix, wenn man bei eBay liest, dass noch Garantie drauf sei, denn wenn man das Gerät kauft, dann gilt die Garantie für den Gebrauchtkäufer nicht. Tatsächlich hatte ich einen Fall, wo mir die Verkäuferin einen Schrieb von Vorwerk präsentierte, dass die Garantie übertragen werde, aber in dem Fall handelte es sich um ein noch eingepacktes Gerät. Nur wollte die Dame immer noch zu viel Geld dafür haben.

Aber zurück zur Thermomix-Party: Wenn man einmal darüber nachdenkt, dann wird ein alter Verkaufstrick offensichtlich. So werden zu Events von Firmen gerne Kunden als auch potentielle Kunden eingeladen. Und wenn dann gefragt wird, wer denn schon zum Beispiel Google AdWords einsetzt, dann wundert sich die Hälfte der Anwesenden, warum die andere Hälfte weiter ist als man selbst.

Und so trifft man auf einer Thermomix-Party Menschen, die sowieso einen haben wollen, und die, die nicht ganz entschlossen sind. Nach leckerem Essen und meistens auch einem oder mehreren Gläsern Wein ist dann auch bei den Unentschlossenen die Wahrscheinlichkeit höher, dass gekauft wird, wenn man sieht, dass es andere Teilnehmer auch tun. Auch wenn sie nicht wissen, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt. “Peer Pressure” wird auch hier funktionieren, und wer mag schon zugeben, dass einem 1.200 bis 1.300€ zu viel sind für eine Küchenmaschine?

Thermomix-Repräsentantin hat gelogen

Zum Glück gab es sehr guten und auch ausreichend Wein auf der Thermomix-Party, der wir beiwohnten. Denn sie war schwer zu ertragen. Natürlich gab es ein Risotto, und alle anwesenden Damen so “Jaja, Risotto, das ist ja auch immer viel Arbeit, super dass das hier nicht so ist.” Aber das Beispiel für den Vorwerk Thermomix ist IMMER ein Risotto. Wie oft kann man Risotto im Monat essen, ohne dass es einem zum Hals raushängt? Jeder durfte bzw. musste den Thermomix einmal bedienen um zu sehen, wie einfach das ist. Dummerweise hatte ich mich auch noch vorbereitet und die Vorwerk-Beraterin, die offiziell “Repräsentantin” genannt wird, gefragt, ob der Thermomix denn mittlerweile die eingestellte Temperatur auch hinbekommen würde und ob man an dem Lautstärke-Problem gearbeitet hätte. Die Dame schien etwas angepisst und versuchte alles abzuwiegeln. Sie hätte noch nie davon gehört, aber wenn man nach Problemen suche, dann würde man auch etwas finden. Mehr zu den Problemen des Vorwerk Thermomix TM5 übrigens in dieser Reportage auf YouTube, ansehen lohnt sich!

https://www.youtube.com/watch?v=1dHiGB8EV40

Und dann kam der Hammer. Die Dame sprach immer davon, wie toll das mit dem Cook-Key und Cookidoo sei, und da wagte ich zu ergänzen, dass man den Thermomix ja auch ohne kaufen könne. Das werde aber nicht mehr angeboten. Wie bitte? Auf der Webseite gibt es das doch noch? Ja, aber das werde so eigentlich nicht mehr angeboten. Auf dem Bestellformular gab es auch noch ein Kästchen für den Vorwerk Thermomix ohne Cookidoo zum Ankreuzen. Noch mal angesprochen: Jaja, nene, sie würde das halt nicht anbieten, denn das ergäbe keinen Sinn. Interessant.

Wir entschieden uns übrigens für die Express-Lieferung innerhalb von 48 Stunden. Kostet extra Geld, aber so konnte ich wenigstens vor dem Wochenende damit arbeiten. Hat leider nicht geklappt. Die Vorwerk-Repräsentantin versicherte mir, dass ich dann die Gebühr nicht zu bezahlen brauche, aber bei Vorwerk wusste man davon nix. Stattdessen wurde mir dann nach kurzer Diskussion geschrieben “Aus Kulanz und ohne Anerkennung einer rechtlichen Verpflichtung buchen wir die Expresskosten zu unseren Lasten aus.” Wow. Danke. Ihr habt die Expresslieferung verbaselt und jetzt ist es Kulanz, dass ich die Kosten dafür nicht tragen muss?

Inbetriebnahme und erste Erfahrungen mit dem Vorwerk Thermomix

Irgendwann kam der Vorwerk Thermomix dann doch, und die Hälfte meiner Kollegen machte sich lustig über den Karton, die andere Hälfte war interessiert. Auch hier die Spaltung in zwei Lager. Das Gerät war zuhause schnell aufgebaut, und meine erste Erfahrung war, dass der Spatel schnell Schaden nimmt, wenn er die Messer berührt. Ich hatte keinen Warnhinweis dazu gesehen, vielleicht gab es einen, aber gut. Schnell alle Teile einmal sauber abgespült, die Anleitung durchgelesen, damit auch ja nix schief geht, und dann wird zum ersten Mal der dicke Einschaltknopf gedrückt.

Nach dem Einschalten wird man durch die Einrichtung geführt, und sicherlich wird jeder erst mal die Datenschutzregelung aufmerksam durchlesen. Oder auch nicht. Das sollte man aber. Dazu später mehr.

Natürlich habe ich mir am Anfang einfache Gerichte ausgesucht. Die selbstgebackenen Brötchen waren gerade so ok, einer der Salate ist zu meinen Lieblingssalaten geworden. 100%ige Zufriedenheit sieht anders aus, siehe auch weiter unten den Abschnitt über die Gelinggarantie. Die Cookidoo-App hat nicht so viele Rezepte, wie es zunächst scheint, aber man kann auch in andere Länder wechseln und deren Rezepte ausprobieren, Sprachkenntnisse vorausgesetzt. Die Einkaufsliste von Cookioo ist ein echter Mehrwert, allerdings wird auch hier nicht alles aggregiert, was aggregiert werden könnte. Manchmal darf man dann doch 2x laufen. Und schade, dass es keine Android App gibt. So kann man zwar auch die Web App nutzen, aber ganz so komfortabel ist diese nicht. Der Wochenplaner aber ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe. So braucht man nur maximal zwei Mal die Woche in einen Supermarkt rennen. Es existieren auch schon Kooperationen mit den Lieferdiensten von Lebensmitteln wie Hello Fresh. Unsere Erfahrungen mit diesen Services sind allerdings wenig berauschend gewesen. Vorwerk bietet in der Cookiddo-App mittlerweile Rewe als Lieferdienst an; sobald Amazon Fresh (mit Alnatura-Produkten) dabei ist, wäre es sogar noch komfortabler.

Die Usability und Performance der Cookidoo-App sind unter aller Kanone. Fast jedes Mal, wenn ich die App nutze, werde ich gefragt, wie ich sie finde, oder ich werde darauf hingewiesen, dass ich keine TM5-Rezepte mit dem TM31 zubereiten soll. Leider merkt sich die App das nicht. Schlimmer noch, sie reagiert häufig überhaupt nicht, und nur ein Neustart der Cookidoo-App schafft Abhilfe. Sie ist langsam. Sie ist alles andere als intuitiv in manchen Fällen. Sie hat Bugs. Das Datum springt nicht mit. Warum soll ich mir noch die Rezepte von vor zwei Wochen anschauen, wenn ich die App öffne? Liebe Vorwerk Cookidoo-Produktmanager und -Entwickler, bitte benutzt Eure App selber einmal. Ich zahle dafür und ärgere mich jedes Mal über die App, wenn ich sie benutze. Egal übrigens ob neues iPad oder iPhone 7.

Probleme gibt es auch mit dem WLAN des Cook-Keys. Manchmal dauerte es Ewigkeiten, bis der Thermomix sich mit dem WLAN verbunden hatte. In den Foren wird zum Teil erhitzt darüber diskutiert, warum man den Thermomix nah am Router haben sollte. Doch das Argument zählt bei uns nicht. Weniger als 3 Meter entfernt ist ein Repeater. Und dann kam der Tag, als der Fehler c582 zuschlug. Kurz gegoogelt und schon war klar, alles noch mal neu einrichten. Spaß macht das nicht. Die Vorwerk-Repräsentantin sagte übrigens, dass sie noch nie von jemandem gehört hätte, der damit jemals Probleme gehabt hätte, bei allen funktioniert das tadellos. Muss an unserem Netz liegen. Na klar. Im Laufe der Zeit wird man mit den seltsamsten Fehlern konfrontiert, zum Beispiel C 590: “Konnte nicht auf vorinstallierte Daten zugreifen. Bitte starten Sie ihren Thermomix neu.” Wow. Für knapp 1.300€ holt man sich ein Gerät in die Küche, dass ständig irgendwelche seltsamen Fehlermeldungen zeigt, am liebsten dann, wenn man es selber eilig hat und eigentlich nur schnell etwas erwärmen will etc. Von der Software-Stabilität her ist der Vorwerk Thermomix eher ein Sorgenkind. Ich frage mich, wie die normale Hausfrau damit klar kommt, die nicht Informatik studiert hat.

Es gab aber auch positive Momente. Zum Beispiel als ich das erste Mal Kartoffelpuffer gemacht habe, mit selbstgemachtem Apfelmus. Kindheitserinnerung pur. Der oben schon erwähnte Salat, den ich sogar bei Instagram gepostet hatte, weil ich so unglaublich stolz war. Meine Brötchen finde ich in der Regel auch ganz gut, auch wenn sie nie so werden wie beim Guided Cooking. Und dann gab es den Moment, wo ich in meiner Brotdose nur Selbstgemachtes hatte. Brötchen, Salat, Frikadellen und irgendwas, an dessen Name ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich war sehr stolz. Und ja, es macht sich in der Haushaltskasse bemerkbar. Nach meiner Berechnung wird sich das Gerät innerhalb eines Jahres amortisiert haben.

Meine Frau behauptet sogar, dass ich nun mehr koche als jemals zuvor seitdem wir zusammen sind. Das glaube ich nicht ganz. Aber es macht mir mehr Spaß als vorher. Ich mag technischen Schnickschnack. Ich mag es, dass ich weiß, was in meinem Essen drin ist (wobei ich da nicht ganz so paranoid bin) und dass ich es selber zusammen gestellt habe. Bei manchen Dingen war ich sogar erstaunt, wie einfach es ist. Die Kartoffelpuffer zum Beispiel. Kann man öfter machen.

Ganz so einfach ist das Saubermachen übrigens nicht. Beim ersten Mal habe ich den unteren Boden kaum abschrauben können, das muss man aber, um das Messer richtig säubern zu können. Die Spülmaschine ist Dein Freund, wenn Du einen Thermomix kaufen willst, aber das Messer, vor allem der untere Bereich, muss sehr penibel extra gesäubert werden. Ein kleiner Trick ist, dass man einfach etwas warmes Wasser mit Spüli in den Topf tut, Deckel drauf, 30 Sekunden bei Stufe 5 schleudern, und schon ist das Saubermachen schon etwas einfacher.

Der Thermomix als Daten-Krake

Mich hatte das schon bei dem Bestellformular erheblich genervt, denn schon dort befand sich ein Feld, in dem man mit einem Kreuz sein Einverständnis gab, alle Daten jedem zu geben, Vorwerk Deutschland, Vorwerk International und der Repräsentantin. Dies ist aber optional, d.h. es handelt sich um ein Opt-in. Wer sein Kreuzchen nicht hier macht, der hat dann noch mal am Gerät selber die Möglichkeit, sein Häkchen zu machen.

Ansonsten konnte man anscheinend bis vor kurzem die Datenschutzerklärung nur auf dem Gerät durchscrollen, mittlerweile gibt es sie auch online. Und die hat es in sich, wenn man sich nur anschaut, was das Cookidoo-Portal so alles trackt:

Ihre Einwilligung vorausgesetzt, werden diese Vorwerk-Konzernunternehmen die Kundendatenbanken synchronisieren und die personenbezogenen Daten, die Sie in dem Bestellformular und bei der Anmeldung auf Cookidoo® angegeben haben, zwischen den Vorwerk-Konzernunternehmen austauschen, um alle Datenbanken der Gesellschaften auf dem aktuellen Stand zu halten.

Und weiter:

Zusätzlich zu dem Voranstehenden und wiederum Ihre Einwilligung, wie unten beschrieben, vorausgesetzt, tracken und analysieren die Vorwerk-Konzernunternehmen Ihre Besuche auf Cookidoo® sowie Ihre Nutzung der App und wann Sie welche Produkte angesehen und gekauft haben und werten dies aus. Sie tracken und analysieren zudem, welche Funktionen von Cookidoo® und der App Sie genutzt haben und wie Sie diese genutzt haben.

Der Thermomix geht noch weiter:

Wenn Sie Ihre Einwilligung erteilt haben, übermittelt der Thermomix® TM5 Daten über die Nutzung Ihres Thermomix® TM5 an die in Ziffer 1.1 definierten Vorwerk-Konzernunternehmen, und diese Gesellschaften verknüpfen diese Daten mit Ihrem Nutzerkonto auf der Plattform und in der App sowie mit Ihren von der Vorwerk-Landesgesellschaft gespeicherten Kundendaten. Die von den Vorwerk-Konzernunternehmen gesammelten Daten über die Nutzung Ihres Thermomix® TM5 enthalten die Thermomix® TM5-Seriennummer („TM5 Geräte-ID“), Ihr Land und Ihre Region, Ihre Kundenpräferenzen, die Nutzung von Rezeptchips, bei Guided Cooking den Rezeptnamen und die Rezeptkennung sowie Datum und Zeit eines jeden Nutzungsvorgangs. Die Vorwerk-Konzernunternehmen verfolgen dementsprechend, welche Rezepte gekocht und welche Gerätefunktionen zu welcher Zeit und an welchem Datum verwendet werden.

So. Vorwerk und die dazu gehörenden Unternehmen wissen also wann ich was koche, wie lange ich dafür brauche, und zwar wirklich genau ich. Meine Daten verlassen auch die deutsche Grenze, denn zu den Vorwerk-Konzernunternehmen gehört auch die Vorwerk International in der Schweiz.

6.2.5 Die Vorwerk-Konzernunternehmen stellen zudem, Ihre Einwilligung vorausgesetzt, Ihrem/Ihrer Vorwerk-RepräsentantIn die Daten über Ihre Nutzung des Thermomix® TM5 zur Verfügung. Auf Grundlage der vorgenannten Informationen kann Ihr/Ihre Vorwerk-RepräsentantIn Sie kontaktieren, um Ihnen Inhalte und Angebote zu präsentieren, die für Sie von Interesse sein könnten; Sie werden nur dann telefonisch oder per E-Mail kontaktiert, soweit Sie zusätzlich Ihre Einwilligung dazu erteilt haben, solche Telefonanrufe oder Marketing-E-Mails zu erhalten.

Wirklich? Die Repräsentantin bekommt Daten darüber, wann ich was wie gekocht habe?

Ehrlich gesagt ist das so ziemlich die krasseste Datenschutzerklärung, die ich jemals gelesen habe. Wenigstens wird auf der Cookidoo-Webseite die IP-Adresse für Google Analytics anonymisiert, aber ansonsten habe ich den Eindruck, dass dies keine Datenschutzerklärung ist, sondern einfach nur eine Erklärung, was man mit den Daten anstellt. Positiv zu bewerten ist, dass damit transparent umgegangen wird. Aber jeder sollte sich überlegen, die Datensammlung im Thermomix zu deaktivieren und mit einer Mail an rezeptportal@vorwerk.de der Nutzung der Daten zu widersprechen [Update: In der Datenschutzerklärung steht zwar, dass man das tun könne, aber dann erhält man lediglich eine Mail, dass man das doch bitte in der Cookidoo-App tun solle]. Ich hätte kein Problem damit, wenn Vorwerk meine Nutzungsdaten anonymisiert nutzte, aber der Repräsentantin meine Daten zu geben, finde ich schon echt krass. Sie weiß dann genau, was wir jeden Tag essen, oder was genau erhält sie? Angeblich nichts. Aber die Möglichkeit lässt sich Vorwerk auf jeden Fall offen.

Was taugt die Gelinggarantie und das Guided Cooking?

Um es ganz kurz zu machen. Das Guided Cooking und die dazu gehörige Gelinggarantie ist zum Teil lächerlich. Schritte werden schlecht beschrieben, manchmal fehlt etwas, und dann haben wir es mehr als einmal gehabt, dass das Fleisch oder der Fisch nicht gar waren. Die Antwort der Vorwerk-Repräsentantin: Dann hast Du das Fleisch zu dick geschnitten. Nein, habe ich nicht. Ich halte mich immer penibelst an Rezepte. Aber klar, der Fehler liegt immer beim Anwender bei dieser Vorwerk-Repräsentantin, auf das System Thermomix darf nix kommen. Was hat man eigentlich von der Gelinggarantie, wenn es mal nicht klappt? Nichts. Rein gar nichts.

Auch die Zubereitungszeiten sind zum Teil extrem untertrieben. Aus 15 Minuten Vorbereitung (Gemüse vorbereiten etc) werden schnell mal 45 Minuten, und das nicht weil ich so langsam wäre… es ist einfach nicht zu schaffen. Wenn Vorwerk die tatsächlichen Zubereitungszeiten auf Basis der Datensammelwut berechnete und diese in die Rezepte einfließen ließe, dann wäre das toll. So sind das Zeiten, die sich jemand ausgedacht hat. Noch ein Minuspunkt.

Seit der Einführung des TM6 (die Produktentwicklungszyklen werden immer kürzer, so dass man sich darauf einstellen kann, kurz nach Kauf ein veraltetes Modell für viel Geld gekauft zu haben), sind auch TM6-Rezepte in Cookidoo. Kann man schnell mal übersehen. Und dann wundert man sich, warum die Rezepte nicht synchronisiert werden! Kein Wunder, ein TM6-Rezept wird halt nicht auf den TM5 synchronisiert. Es scheint auch so, als ob Vorwerk dann ein paar TM5-Rezepte “upgegraded” hat, so dass sie nur noch auf dem TM6 laufen. Wenn natürlich immer mehr Rezepte nicht mehr auf dem TM5 funktionieren, dann braucht man auch kein Cookidoo mehr. Übrigens kann man in Cookidoo konfigurieren, dass man einen TM5 hat, es werden aber trotzdem Rezepte für den TM6 angezeigt.

Aber nicht alles, was schief lief, lag am Thermomix. Unvergessen meine Zuccinicremesuppe mit Gnocci. An irgendeinem Punkt hatte ich mich anscheinend vertan, so dass ich anstatt der Zuccini die Gnocci in den Thermomix warf und eine unglaubliche Matschepampe produzierte. Über so etwas lacht man auch noch Jahre später. Zum Glück ist meiner Frau dann etwas Ähnliches passiert.

Update nach 2 Jahren: Nach ziemlich genau 2 Jahren ging die Waage kaputt. Vorwerk schickte einen Karton, wir schickten das Gerät zu Vorwerk, und innerhalb von 5 Werktagen war das Gerät repariert zurück bei uns. Kostenlos.

Fazit: Lohnt sich der Thermomix?

Ich glaube, dass Vorwerk mit dem Thermomix tatsächlich ein Bedürfnis befriedigen kann, nämlich Zeit zu sparen bei der Zubereitung von Essen, das günstig und gut ist. Nun ja, „günstig“ sollte man relativ sehen. Der Thermomix ist kein Schnäppchen mit einem Preis von ca. 1.350€ neu. Hinzu kommt das Geld für das Cookidoo-Abo, 36 Euro im Jahr (ab 2022 kostet es 1 Euro mehr pro Monat, also 48 Euro im Jahr). Ob sich das wirklich lohnt mit dem Thermomix, das hängt davon ab, wie oft man ihn nutzt. Das sollte generell die Frage sein, wenn man sich etwas kauft: Wie hoch sind die Kosten pro Nutzung? Gehen wir davon aus, dass wir den Thermomix in den letzten 4 Jahren täglich ein Mal genutzt haben, dann sind das 1.460 Nutzungen, der Anschaffungspreis plus 4 x 36 Euro für das Cookidoo-Abo macht 1.494 Euro. Ich habe also mehr als 1 Euro pro Nutzung gezahlt. 30 Euro im Monat dafür, dass man sich Rezepte in einer mehr oder weniger gut nutzbaren App aussuchen, diese mit dem Gerät synchronisieren und dann angeleitet kochen kann. Je häufiger man ihn nutzt, desto günstiger wird die Anschaffung. Man muss also ausrechnen, ob sich das wirklich für einen lohnt. Ich bin außerdem der Meinung, dass man sich genau überlegen sollte, ob Technologie einem wirklich weiterhilft. Um mich selbst zu zitieren:

Der Profit, den man aus etwas zieht, muss gegen die Kosten der Lebenszeit gehalten werden, die man dafür benötigt, um eben dieses etwas zu bekommen. Umgekehrt sollte eine Technologie als optional betrachtet werden, sofern ihr temporärer Wegfall nicht den Zusammenbruch des eigenen (Arbeits-)Lebens bedeutet.

Ich glaube, dass wir uns damals eine häufigere Nutzung vorgenommen hatten, so dass sich das Gerät auch irgendwann amortisiert hätte. Das hat nicht geklappt, und ich vermute, dass es bei den wenigsten klappen wird.

Heißt das, dass ich auch wieder ohne den Vorwerk Thermomix leben könnte? Ja, könnte ich. Aber viele Sachen gehen schon einfacher damit. Und manchmal ist er tatsächlich eine Zeitersparnis, sofern nicht irgendein Software-Problem zuschlägt. Ansonsten: Zutaten rein, laufen gehen, wenn man zurück kommt den nächsten Schritt durchführen, duschen gehen, und dann hat man ein fertiges Essen.  Schon nicht schlecht. Geht nicht bei allen Rezepten, aber bei manchen schon. Pizzateig, Brotteig, alles nebenbei während man die Küche aufräumt. Wunderbar. Auch schön, dass man im Cookidoo-Portal filtern kann nach Rezepten, für die man wenig Zeit investieren muss (auch wenn das nicht immer klappt, siehe oben). Schade nur, dass man nicht die Menge automatisch auf 2 Personen reduzieren kann. Anscheinend ist der Vorwerk Thermomix und das dazu gehörende Portal nur für Großfamilien gedacht, weniger für Paare mit wenig Zeit fürs Kochen. Andere nette Features: Babyfläschchen und Schnuller sterilisieren in 25 Minuten. Seitdem der Nachwuchs da ist, haben wir den Thermomix öfter an. Und Dips für eine Party sind in der Regel tatsächlich schnell gemacht, siehe links Lachs-Frischkäse, Sesam, Auberginen… plus Antipasti-Gemüse, eingelegt. Schon alles sehr lecker. Und die Gäste staunen immer.

Der Vorwerk Thermomix ist ein Premium-Produkt, und ich denke, dass man dann auch verlangen kann, dass alles drumherum Premium ist. Dazu passt keine Vorwerk-Repräsentantin, die einen anlügt und Probleme nicht transparent zugibt. Wie der Name schon sagt, sie repräsentiert das Unternehmen. So möchte Vorwerk glaube ich nicht repräsentiert werden. Zu dem Premiumgedanken passt auch keine Kulanzregelung, die keine ist. Und anscheinend hat Vorwerk auch Probleme mit der Qualität, wenn man einen Blick in dieses Forum wirft. Unsere defekte Waage wurde allerdings nach 2 Jahren ohne Murren kostenlos repariert.

Die Verwendung der Daten finde ich bedenklich. Vielleicht wird ja auch irgendwann an einer Kooperation mit einer Krankenkasse gearbeitet: Nur wer Gesundes isst bekommt einen Rabatt. Spannender wäre auch eine Kooperation mit MyFitnessPal, so dass man die Daten vom Essen nicht mehr eingeben muss. Aber hier geht es sogar für mich zu weit. Ich hoffe nur, dass die Daten tatsächlich nicht mehr erhoben werden, wenn man die Funktion deaktiviert.

Wir haben übrigens um eine andere Repräsentantin gebeten und auch bekommen. Ich hoffe, dass die alte Repräsentantin keine potentiellen Neukunden mehr belügen darf, aber nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Vorwerk bin ich da nicht optimistisch.

Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Lars says

  1. November 2017 at 18:18
    Schön mal eine differenzierte Bewertung zu diesem System zu lesen. Danke dafür! Ich werde mir das ganze auch einmal genauer anschauen.

Floey says

  1. März 2018 at 21:42
    Danke für diesen Beitrag! Ist echt informativ und gut geschrieben!

Mackie says

  1. Oktober 2019 at 10:44
    Hallo, schöner Beitrag, danke dafür. Finde es toll auch mal berechtigte und konstruktive Kritik über das Gerät zu lesen, auch aus Sicht des Datenschutzes (bin auch Informatiker).

Gerade an der Tür…


…klingelte ein Vorwerk-Vertreter und fragte mich, ob meine Eltern da wären.

Ich bin 34 Jahre alt, habe bereits einige graue Haare und hätte eigentlich gedacht, dass ich alt genug wäre, um einen Vorwerk-Staubsauger zu kaufen. Anscheinend gehöre ich aber leider nicht zur Zielgruppe.

Meine Oma hatte sich jedes Jahr einen neuen Vorwerk aufschwatzen lassen, so dass meine Ma das alte Modell „erbte“. Und diese Staubsauger konnten Jahrzehnte ohne Probleme überleben, nichts konnte einen Vorwerk Kobold zerstören. Ich bin also der Marke Vorwerk durchaus positiv gegenüber eingestellt. Und genau jetzt benötigten wir auch einen Staubsauger. Schade.