Die Drohnen kommen


 

Vor einiger Zeit hatte ich den Videofilm zum Chaos Communication Camp 2007 gesehen, und insbesondere die Aufnahmen von den Quadrokopter-Drohnen hatten es mir angetan. Es kribbelte in meinen Fingern, eine Mikrodrone selbst zu bauen, nur leider habe ich für sowas momentan überhaupt keine Zeit. Doch was ist eine Drohne ganz genau und was kann man mit ihr machen?

Quelle: Wikimedia

In diesem Fall ist von einem sehr kleinen Hubschrauber-artigen unbemannten Luftfahrzeug die Rede, das mit vier elektrobetriebenen Propellern fliegt und so gut wie kein Geräusch verursacht. Drohnen werden entweder ferngesteuert oder können sich anhand von GPS-Daten autonom fortbewegen. Sie schleppen eine Foto- oder Videokamera mit sich, deren Bilder live an den Boden gesendet werden. Luftbildaufnahmen werden bald also sehr viel günstiger sein.

Ungeachtet der Faszination für die Technik war mir nicht wirklich klar, was ich eigentlich mit so einem Ding soll: Es interessiert mich nicht, mit der auf der Drohne installierten Kamera durch die Fenster meiner Nachbarn zu schauen oder potentielle Überwacher zu überwachen. Eine mögliche Überwachung durch Dronen außerhalb des militärischen Kontexts war für mich außerdem eher Zukunftsmusik.

Nun aber habe ich gestern in den Nachrichten gesehen, dass in Sachsen zukünftig Drohnen in Fußballstadien die Fans beobachten sollen, eine Drohne von der deutschen Firma MicroDrones für 65.000 Euro ist bereits bestellt (das CCC-Modell kostet im Eigenbau weniger als 1.000 Euro), und bei Heise wird hinzugefügt, dass die Bundespolizei auch schon zwei Dronen besitzt.

Niemand wird bestreiten, dass es sehr viele gute Einsatzmöglichkeiten für Drohnen gibt, sei es um schnell Informationen über die Lage bei Katastrophen zu erhalten, sei es um ein Terrain wie ein Fußballstadion vor einer Veranstaltung auf verdächtige Gegenstände zu überprüfen. Es geht hier um die Aufklärung möglicher Gefahren, um zum Beispiel Rettungskräften einen Überblick über eine für sie selber gefährliche Situation zu verschaffen oder eine Katastrophe zu verhindern. Doch Fußballfans während des Spiels durch Drohnen zu beobachten ist eine andere Sache. Nicht dass ich irgendwelche Sympathien für Hooligans hege, aber hier werden Menschen überwacht, Orwell lässt grüßen. Selbstverständlich geschieht dies alles lediglich nur zur Dokumentation, so die Polizei, damit eine ordentliche Beweisführung ermöglicht wird. Niemand müsse Angst haben, dass Drohnen durch die Straßen fliegen und in die Fenster schauen, so ein Sprecher der Landespolizeidirektion. In anderen EU-Ländern sind Dronen bereits erprobt, zum Beispiel in England.

Liest man aber den anderen Artikel auf heise.de, wer zu den Kunden der Firma Microdrones gehört oder schaut sich einige der Videos auf der Seite des Herstellers an, dann kann man schnell in eine andere Richtung denken (der Firma Microdrones muss zugute gehalten werden, dass sie dem CCC einen Quadrokopter kostenlos überließ). Man kann Dronen sogar mieten, und auch hier wird davon gesprochen, dass dies neben dem Fotografieren von Landschaften auch für Sicherheitsfirmen interessant wäre. Sie wollen wissen, was Ihr Partner tut, wenn Sie auf Reisen sind? Eine Detektei kann mit einer Mikrodrohne für Klarheit schaffen.

Laut Wikipedia

kam die Schweizer Armee in negative Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sie routinemäßig zu Trainingszwecken zufällig ausgewählte Privatautos und Zivilpersonen bei ihren Trainingsflügen mit Aufklärungsdrohnen aus 1.500 Meter Höhe mit hochempfindlichen Wärmebildkameras verfolgte und filmte.

Dies geschah bereits 2004. Und führt man sich dann noch vor Augen, dass diese Drohnen auch schon sehr viel kleiner zu haben sind und garantiert noch kleiner werden, so wäre es auch vorstellbar, dass man sie irgendwann von einem Insekt nicht mehr unterscheiden kann. GPS-Daten mit Einwohnermeldeamtdaten in Verbindung zu bringen, kann auch nicht so schwer sein.

Doch warum sollte der Staat seine Bürger so überwachen wollen? Vielleicht aus dem gleichen Grund, den der Staat angibt, warum er bereits die Internet- und Telefonkommunikation aller Bürger überwacht. Beim Telefon und Internet haben es die meisten Bürger nicht mitbekommen oder es hat sie nicht interessiert. Mal sehen, ob das bei den Drohnen anders sein wird.

Eine Frage, die noch nicht geklärt ist: Wie werden selbstgebaute Drohnen in Zukunft behandelt werden? Unter 5 Kilo Eigengewicht darf ohne besondere Genehmigung alles in die Luft steigen. Wie lange wird das noch erlaubt sein? Werden selbstgebaute Drohnen andere Drohnen ausfindig machen können?

Update: Wunderbares Video von den beiden Entwicklern von der Mikrokopter-Seite

Noch ein Update: Auf Kais Blog wird darüber diskutiert, dass die vermehrte Sichtung von UFOs auch dadurch erklärt werden kann, dass diese UFOs auch einfach Drohnen sein könnten; außerdem wird auf Miniatur-Drohnen eingegangen.

Reingefallen


Die Mockumentary Citizen Cam sollte man bis zum Ende sehen, um zu verstehen, dass es keine Dokumentation ist und auch keine 200 Kameras in Reykjavik existieren, deren Aufnahmen in einem eigenen Fernsehkanal gezeigt werden. Könnte sonst peinlich werden, wenn der Gesprächspartner es besser weiß.