Umweltschutz durch Öko-Produkte?


Ich bin mir nicht sicher, ob die “grünen” Artikel der New York Times-Beilage in der Süddeutschen Zeitung den tatsächlichen Anteil ökologisch orientierter Artikel in dem Original repräsentieren. Auffällig ist aber, dass auch diese Woche “grüne” Themen einen prominten Platz einnehmen.

So wird auf der ersten Seite festgestellt, dass Öko-Shopping hip ist, gefolgt von der Frage, ob es auch sinnvoll ist? Immer mehr Ökoprodukte füllen die Supermarktregale, und manch einer fragt sich, was denn bitte schön so “öko” an bestimmten Produkten sei. So macht es zum Beispiel wenig Sinn, biologisch einwandfreies Gemüse zu kaufen, wenn es mit einer 747 aus China eingeflogen wurde. Außerdem wird die “Öko light”-Mode kritisiert, weil sie vermittelt, dass der Planet durch die Wahl anderer Produkte im Supermarkt gerettet werden könnte, so wie es laut NYT bereits 35 Millionen Amerikaner tun. Es gibt keinen Öko-Konsum, so die Hardliner, die einzige Lösung sei signifikant weniger Ressourcen und Güter zu verbrauchen.

Und so ist das Umweltschutzlager in zwei Teile geteilt, die “Old School”, die einen beinahe asketischen Lebensstil predigt auf der einen Seite, und das Lager derjenigen, die ihr Gewissen durch den Konsum von Ökoprodukten erleichtern. Die Medien sowie die Marketingabteilungen werden dafür verantwortlich gemacht, dass sie Umweltschutz zu einer Mode erklärt haben, die von wichtigen Themen ablenkt.

Die Kritik wird nicht von allen geteilt, was auch daran liegen könnte, dass die Umweltschutzorganisationen nun überhaupt gehört werden. So hat der Öko-Konsum dazu geführt, dass Umweltschützer nicht mehr allein als Bäume umarmende Hippies angesehen werden, so der Greenpeace USA-Chef. Außerdem sei es ein guter erster Schritt. Man hofft, dadurch die breite Masse für Aktionen aktivieren zu können. Denn nur durch den individuellen Konsum von Ökoprodukten lässt sich nicht so viel ändern; vielmehr seien es die Politiker und die Wirtschaft, die zu Änderungen gezwungen werden müssen.

Ein weiterer Artikel in der gleichen Ausgabe beschreibt die Bemühungen von Home Depot mit ihrem Öko-Label. So hatte Home Depot eine Nachricht an die Lieferanten der über 170.000 Produkte geschickt, die im eigenen Sortiment verkauft wwerden, ob sie an dem Ökolabel-Programm teilnehmen wollen. Über 60.000 Produkte waren plötzlich “öko”, wovon Home Depot dann aber nur 2.500 akzeptierte. Während dies einigen immer noch zuviel ist, weil die Standards nicht hoch genug seien, sucht Home Depot die Zusammenarbeit mit den Lieferanten, um die Produkte zu verbessern und bis zu 6.000 Produkte unter dem Ökolabel zu verkaufen. Kritisiert wird aber auch, dass Home Depot schon sehr viel für die Umwelt tun könnte, wenn es die Umweltschädlichen Produkte aus dem Regal verbannte.

Währenddessen arbeitet Home Depot mit der Firma Scientific Certificate Systems zusammen, um Produkte auf ihre ökologische Unbedenklichkeit zu untersuchen. Im Gegensatz um Energy Star wird hier nicht nur untersucht, wieviel Elektrizität ein Gerät verbraucht, sondern auch wieviel Energie bei der Herstellung verwendet wurde und ob das Recylen der Produkte von vornherein vorgesehen war.

Ein weiterer Artikel beschreibt das Comeback des Tafelwassers in San Francisco. Gefiltertes Wasser aus dem Wasserhahn wird den Gästen aus Glaskaraffen angeboten, um die Wegwerfflaschen zu vermeiden. Angefangen hatte dies in wenigen Restaurants, doch erst als die hochpreisigen Edelrestaurants damit begannen, nahm die Presse Notiz davon. Heute folgen auch Restaurants an der Ostküste diesem Trend. Bei $200-350 Millionen Umsatz durch Flaschenwasser könnte dieser Trend Schweißperlen auf der Stirn der Getränkeproduzenten verursachen. Andererseits bedeutet das auch für die Restaurants einen Umsatzverlust, schließlich ist die Marge bei Wasserflaschen sehr hoch.
Die Tap Water-Mode folgt einer anderen Bewegung, die mit “eat local” beschrieben wird. Dieses auch in Kalifornien (wo sonst?) entstandene Angebot von Restaurants enthält nur Produkte, die in nahem Umkreis entstanden sind (was auch immer als “nah” in den Staaten definiert werden kann). Und so macht es auch beim Wasser keinen Sinn, wenn Wasserflaschen Tausende von Kilometern transportiert werden, nur um in Kalifornien St. Pellegrino anbieten zu können.

Es sind aber auch die Konsumenten, die von den Vorteilen überzeugt werden müssen, denn die Getränkeindustrie hat schließlich viel Marketinggeld investiert, die Reinheit und die Förderung des Wohlbefindens mit dem Konsum von Edelwasser gleichzusetzen.

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