Warum wir auf Finanzberater reinfallen (und was wir anstatt dessen tun sollten)

Zunächst einmal: Fast alles ist besser als gar nichts zu tun, aber ob ein Investment über eine Finanzberatung eine interessante Rendite bringt, das ist eine andere Frage. Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich fragen, ob Finanzberater wie MLP oder Sparkasse wirklich die beste Wahl für die Altersvorsorge sind.

Wie Finanzberater uns einfangen

Was verstehe ich unter einem Finanzberater? Damit meine ich professionelle Berater, zum Beispiel von einer Bank oder einer Finanzberatung wie MLP (bei denen ich selber einmal Kunde war), die für den Verkauf eines Produkts eine Provision erhalten. Sie haben also ein Interesse, etwas zu verkaufen, dafür ist die Beratung kostenlos. Ausgenommen sind hier Honorarberater (genauer gesagt, Honorar-Finanzanlagenberater, dazu später mehr). Und hier liegt schon ein zunächst wahrgenommener großer Vorteil von Finanzberatern: Wir müssen ihnen nichts zahlen, und sie kümmern sich um unsere Finanzen. Wir müssen nur noch unterschreiben. Dass diese Leistung natürlich nicht kostenlos ist, sondern uns an anderer Stelle Geld kostet, das ist vielen zunächst nicht klar. Doch wieso sollte jemand kostenlos für uns arbeiten?

Und damit kommen wir schon zu dem nächsten Grund, warum man auf eine Finanzberatung wie MLP reinfällt. In meinem Elternhaus wurde mir keine Finanzbildung mitgegeben. Mein Vater sagte, dass man sich mit Aktien nur die Finger verbrennt, es war aber auch nicht unbedingt viel Geld da. Im Studium wurde ich durch MLP mit kleinen Goodies gelockt und schnell in erste Gespräche verwickelt – so begann die Beratung. Eine Finanzberatung ermöglicht es, das nervige Thema mit den Finanzen outzusourcen. Sie nehmen einem Arbeit ab, auf die man keine Lust und für die man keine Kompetenz hat, und verschaffen einem dadurch das, was Ben Felixvertrauensbasierte Seelenruhe“ nennt. Es ist also eine Abwägung: Entweder investiere ich selber die Zeit und lerne, wie das alles funktioniert, oder ich tue es nicht und muss dafür Einbußen in der Rendite in Kauf nehmen, weil die Provisionen, die der Berater erhält, sowie weitere Mittelsmänner, zu denen wir gleich kommen, ja auch irgendwie Geld verdienen müssen. Der Trick hier war, dass sie mit Goodies wie Lehrbüchern um die Ecke kamen, gegen Prüfungsberichte etc, und schon war ein Gesprächsanlass da. So wurde die erste Haftpflicht verkauft, vielleicht auch schon eine Hausratsversicherung inklusive Fahrraddiebstahl. Und dann wuchs die Beratung mit den Lebensphasen mit. Man konzentrierte sich auf seine Karriere und Familienphasen, bekam jeweils passend immer die relevanten und zumindest augenscheinlich notwendigen Produkte, fühlte sich aber gut versorgt. Aufgrund von Karriere und Familie hat man wenig Zeit, sich selber in die Aktienwelt reinzufuchsen, erleichternd also, wenn man eine kostenlose Beratung hat, die sich mit den Bedürfnissen von Akademikern auskennt und dann auch noch nett und vertrauenswürdig wirkt.

Und tatsächlich ist in einer solchen Beratung auch nicht alles Blödsinn. Ein Puffer auf dem Tagesgeldkonto oder eine Diversifikation beim Sparen – manches ergibt durchaus Sinn. Eventuell besorgen diese Berater auch einen günstigen Immobilienkredit, den man sonst nicht bekommen hätte. Es ist also nicht unbedingt alles schlecht. Aber das weiß man ja nicht, wenn man keine Ahnung hat. Vielleicht raten sie einem auch mal von etwas ab und erwecken somit den Eindruck, dass sie einen auch davor schützen, unnötig Geld auszugeben. So gewinnen sie unser Vertrauen. Mitunter spielen sie aber auch mit unserer Eitelkeit, wenn sie uns sagen, dass wir bei unserem Einkommen ja besser versorgt sind als der Rest etc.

Warum genau ist das denn überhaupt schlecht mit einer Finanzberatung zu arbeiten?

Die Arbeit mit einer Finanzberatung bedingt, dass Produkte mit einer niedrigeren Rendite verkauft werden müssen. Es ist zum Beispiel erwiesen, dass ein aktiv gemanagter Investmentfonds, also ein Fonds, bei dem ein Manager dafür bezahlt wird, dass er Investmententscheidungen trifft, auf Dauer nicht den Markt schlagen kann. Diese Fonds sind teuer, denn der Fondsmanager muss mitbezahlt werden. Und die Finanzberater erhalten eine Provision, wenn sie diesen Fonds verkaufen.

Tatsächlich ist man mit einem passiven Fonds wie einem ETF besser dran. Der kostet auch weit weniger Gebühren, denn hier wird kein Fondsmanager bezahlt, und man benötigt auch keine riesige Researchabteilung, die die Fondsmanager mit Daten und Analysen versorgt. Nur erhalten die Finanzberater hier keine Provision, und daher empfehlen sie auch keine ETFs. Die MLPs und GrunerFishers dieser Welt kommen dann mit dem Argument, dass die Manager aktiver Fonds den Markt halt besser verstehen und rechtzeitig aus Risiken rausnavigieren und blablabla. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dem nicht so ist. Das wird aber gerne wegdiskutiert oder ignoriert.

Macht das denn so viel aus? Ja! In den Fonds, die mir empfohlen wurden, hatte ich einiges an Rendite verschenkt. Beispiel „Flossbach von Storch SICAV – Multiple Opportunities R“: 1,62% Gebühren plus Ausgabeaufschlag von 5% plus 1% Gebühr für die Vermögensverwaltung des Finanzberaters, da bleibt von den 5,46%, die der Fonds im Schnitt in den letzten 10 Jahren gebracht hat, nicht mehr viel über. Aber zumindest wurde mir die Depotgebühr erlassen. Angenommen, ich hätte 10 Jahre lang jeden Monat 200 Euro in diesen Fonds eingespart, dann blieben nach Abzug aller Gebühren und dem Ausgabeaufschlag von 5 % blieben Ihnen etwa 26.394 Euro – bei einer Einzahlung von insgesamt 24.000 Euro, ich hätte also 0,96% Rendite pro Jahr gehabt, weniger als die Inflationsrate. Bei einem MSCI World ETF mit einer durchschnittlichen Rendite von 8 % und einer Gebühr von 0,19 % hätten ich nach 10 Jahren etwa 36.440 Euro.

Aber das ist war nicht mein einziges Problem mit meinem MLP-Berater. So hatte ich sehr klar gesagt, dass ich eine Dividendenstrategie verfolgen wolle, in den Gesprächsdokumentationen wurde das aber nie aufgeführt, und meine Investments waren weiterhin thesaurierend. Irgendwie hatte er meinen Wunsch ignoriert. Die angeblich so wichtige Dynamik bei der Berufsunfähigkeitsversicherung war für meinen Berater extrem lukrativ, weil er bei jeder Erhöhung eine Provision bekam. Und dass ich bei einem Beitragsreduktionsmodul der PKV den Beitrag auch dann noch zahlen müsste, wenn der Beitrag reduziert wird, das war auch nicht explizit erwähnt worden.

Wie soll ich denn mit meinen Finanzen ohne Beratung klarkommen?

Das muss man gar nicht. So gibt es eben die Honorar-Finanzberater. Honorarberater arbeiten ohne Provision und sind daher oft eine faire Alternative, auch wenn man sich um Verträge selbst kümmern muss. Ganz wichtig: Ein unabhängiger Berater ist kein Honorarberater, auch wenn sich manche so ausgeben. Ein Honorar-Finanzanlagenberater, wie es genau heißt, arbeitet nach § 34h GewO, und das steht auch in seinem Impressum. Das „h“ ist der wichtige Buchstabe. Diese Berater haben ein Provisionsverbot, dürfen also kein Geld von einer Bank, Versicherung etc annehmen. Das ist gut, denn wer Provisionen annehmen muss, weil er davon lebt, ist nicht wirklich unabhängig. Und dann gibt es noch Finanztip, eine wunderbare Informationsseite, die zu jedem Finanzthema etwas zu bieten hat.

Finanzentscheidungen sind persönliche Entscheidungen, die langfristige Konsequenzen haben. Während klassische Finanzberater oft als einfache Lösung erscheinen, sollte man sich stets bewusst machen, dass ihre Empfehlungen selten frei von Interessenskonflikten sind. Sich Zeit zu nehmen, um die eigenen Finanzen zu verstehen, oder alternative Beratungsmodelle wie Honorarberater in Betracht zu ziehen, kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Kontrolle über die eigene finanzielle Zukunft stärken. Denn niemand wird sich so sehr um das eigene Geld kümmern wie man selbst.

Scalable Capital Erfahrungen nach 5 Jahren und Neuentdeckung Growney


Über Scalable Capital habe ich in den letzten Jahren schon einiges geschrieben, nun also der Rückblick meiner Erfahrungen nach 5 Jahren. Im Mai 2016 hatte ich mein erstes Portfolio eröffnet, mit 10% VaR, ein Jahr später ein weiteres mit 20% VaR. 2016 hatte ich auch meinem Finanzberater eine Summe gegeben, allerdings ein paar Monate später, daher sind die Daten nicht ganz vergleichbar. Mein Berater nimmt 1% und erstattet Kickbacks und Depotgebühren, so sind die Gebühren ungefähr vergleichbar. Die Daten, hier die zeitgewichtete Renditen, sprechen nicht gerade für Scalable Capital:

Portfolio 2016 (Teiljahr) 2017 2018 2019 2020 2021 (YTD) Gesamt
SC 10% VaR 2,96% 1,83% -4,92% 13,43% -3,55% 1,44% 10,09%
SC 20% VaR 3,87% -6,88% 14,26% -10,45% 4,59% 2,64%
Finanzberater 0,45% 8,91% -9,06% 19,08% 4,3% 6,83% 32,01%

5 Jahre sind immer noch keine lange Zeitspanne, aber die Performance ist entfernt von dem, was mein Finanzberater schafft. Das 20% VaR Portfolio war auch nur selten über dem des 10% VaR-Portfolios. Daher habe ich dieses Portfolio gekündigt (das geht übrigens über das Profil), das 10% VaR schaue ich mir weiterhin an.

Was auch zu meiner Entscheidung geführt hat: Der Datenschutz-Vorfall im Oktober 2020 und die Art, wie Scalable Capital damit umgegangen ist. Auf Nachfrage im Chat wurde ich eher abserviert. Und wenn man danach auf der Homepage sucht, irgendwo unten im Footer findet man einen Link zu den Informationen, die aber anscheinend kaum aktualisiert werden. Bei Scalable Capital behalten werde ich neben dem oben genannten Portfolio weiterhin meine Free Broker-Anlage.

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Growney

Durch einen Hinweis von Finanztip bin ich auf Growney aufmerksam geworden. Gesucht habe ich eine Möglichkeit, für meine Kinder auch mit weniger als 10.000€ Starkapital Geld anlegen zu können. Ein Kinderkonto gibt es dort nicht, was den Nachteil hat, dass der eigene Sparerfreibetrag drauf geht. Aber, und das fand ich überzeugend, es gibt die Möglichkeit, dass man Verwandten die IBAN des Portfolios gibt (dort heißt es Anlageziel) und diese dann einfach Geld überweisen können, welches nach der gewählten Anlagestrategie investiert wird. Ich muss mir also nicht mehr selber Gedanken machen. Ab einem Invest von 500€ oder monatlich 25€ kann investiert werden. Für mich selber habe ich auch ein Portfolio angelegt, sehr nett ist die Möglichkeit hier komplett nachhaltig zu investieren.

Growney bietet keine App. Das ist zunächst nicht schlimm, die meisten Nutzer haben eh zu viele Apps installiert. Aber die Navigation über die mobile Seite ist dann schon etwas umständlich, denn der Login-Link ist zunächst einmal im Burger-Menü „versteckt“.

Auffallend ist außerdem, dass es schon ungewohnt lange dauert, bis eine Einzahlung investiert wird. Nachvollziehbar ist das nicht. Geld, das vor zwei Tagen bereits gutgeschrieben wurde, wird einfach weiterhin als Cash angezeigt. Anders als bei Scalable scheint es auch keine Echtzeit-Darstellung des Depotwerts zu geben, teilweise scheint der Wert nicht einmal täglich aktualisiert zu werden. Dass Growney nicht so schick ist wie Scalable, geschenkt, darauf kommt es wirklich nicht an.

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Scalable Capital in der Corona-Krise


StartBlogScalable capital in der corona krise

Im Januar hatte ich noch überlegt, ob ich über die guten Werte meiner Scalable Capital-Portfolien schreibe (der Screenshot zeigt nicht mal die Höchstwerte), das wäre nun aber nur ein historisch interessante Erinnerung, denn im März ging es steil bergab. Beide Portfolien waren eine Zeit lang tief im Minus, nun ist zumindest das 10% VaR-Portfolio wieder leicht im Plus, nicht nur der DAX ist wieder gestiegen. Ich bin kein Anlage-Spezialist und werde hier garantiert keine Prognose abgeben für die nächsten Monate, aber ich für mich habe entschieden, dass ich alles so lassen werde wie es ist, auch wenn Scalable Capital in diesem Umfeld schlechtere Werte erzielt hat als seine Marktbegleiter.

In dem FinanceForward-Podcast erzählt SC-Gründer Erik Podzuweit, dass die gegenwärtige Krise statistisch gesehen extrem selten sei (ich hätte sie eher als extrem unwahrscheinlich bezeichnet) und dass man aufgrund der hohen Aktienanteile eine schlechtere Performance habe. Beispiel: Bei quirion hatte ich einen fixen Aktienanteil von 50%, bei meinem Scalable Capital 20% Value at Risk-Portfolio war er höher. Was nicht so gut herauskommt bei dem Interview ist, dass Scalable Capital sein Versprechen gehalten hat mit der VaR-Steuerung (zumindest in meinen Portfolien). Ein 10% VaR bedeutet, dass mein Portfolio mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht tiefer als 10% innerhalb eines Jahres rutschen sollte. Während Herr Podzuweit in dem Podcast von Convenience als USP von Scalable Capital spricht, wäre das für mich ein viel größerer USP: Mit hoher Wahrscheinlichkeit verliere ich maximal 10 oder 20%, je nach Portfolio, auch wenn der Markt sich noch negativer entwickelt. Das hat bei mir gut funktioniert, selbst mit den 5% Unsicherheit.

Genau das hat aber auch einen Nachteil: Denn die verkauften Aktien sind weg. Wenn die Börsen sich hoffentlich bald wieder erholen, dann werden eventuell genau diese Aktien wieder neu gekauft. Das bedeutet Transaktionsgebühren, eventuell aber kauft man auch Aktien teurer zurück als man sie verkauft hat. Das ist keine Kritik an Scalable Capital, denn man kann das eine nicht ohne das andere haben. Entweder will ich einen Schleudersitz haben, wenn man den Value at Risk-Ansatz mal so bezeichnen will, oder ich will mein Flugzeug behalten.

Leider kann ich nicht berichten, wie mein Anlageberater mit dem manuell zusammengestellten Portfolio performt. MLP hat es bis jetzt nicht geschafft, mir meinen Zugang zu dem Online-Portal wiederherzustellen. Update: mittlerweile klappt der Zugang, das Depot ist zeitgewichtet bei -1,84 %, also etwas schlechter als mein 10% VaR-Portfolio bei Scalable Capital, aber um einiges besser als mein 20% VaR-Portfolio.

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Mensch gegen Maschine: Anlageberater gegen Scalable Capital im 3-Jahres-Vergleich


Mein mittlerweile 5. Artikel über scalablecapital, insgesamt bin ich nun etwas über 3 Jahre bei Scalable und vergleiche immer wieder mit den Ergebnissen meines Finanzberaters. Nachdem er die letzten Jahre immer gewonnen hatte, verändert sich nun etwas im Feld. Zunächst einmal zu den Daten, hier die zeitgewichtete Rendite:

Portfolio201720182019
SC 10% VaR4,4%3,92%11.67%
SC 20% VaR3,7%6,02%
Finanzberater7,81%10,36%9,66%

Mein Finanzberater hatte eine Umschichtung vorgenommen, Scalable Capital macht dies öfter. Leider kann ich davon keinen schönen Screenshot zeigen, weil die SC-App dies immer noch verbietet. Schade eigentlich.

Steile Entwicklung in meinem 10% VaR-Portfolio

Der Vergleich zwischen SC und dem Anlageberater hinkt allerdings ein klein wenig, da ich jeden Monat bei SC etwas Geld einzahle, bei meinem Berater bis Ende 2019 aber nicht So kann ich also, wenn der Markt zwischendurch etwas günstiger war, eventuell auch günstiger eingekauft haben, was meine Rendite bei SC etwas verbessert. Aber, sehr großen Einfluss sollte dies nicht haben.

Volatilität meines 20% VaR-Portfolios

Insgesamt bin ich mit der Entwicklung von Scalable Capital sehr zufrieden, auch mit der Entscheidung, zwei Portfolien anzulegen mit unterschiedlichem VaR. Aber ich werde auch weiterhin noch meinen Finanzberater die Summe anvertrauen, denn schließlich sind 3 Jahre keine lange Zeit für ein Investment.

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Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Markus

  1. September 2019 at 10:43 Bin erst seit kurzem bei Scalable Kunde. Umso interessanter finde ich deine langfristigen Beobachtungen. Meines Erachtens spielt dein regelmäßiges Einzahlen keine Rolle für die Rendite. Zumindest wenn du den %-Wert abliest der über „Zeitgewichtet“ steht. Vereinfacht gesagt, zeigt dieser, was aus dem ersten angelegten Euro geworden ist. Unabhängig von Ein- oder Auszahlungen. (für die Gesamtrendite sind die Zeitpunkte von Ein-und Auszahlungen natürlich relevant)

Erfahrungen Scalable Capital und Quirion


Mein mittlerweile vierter Artikel zum Thema Scalable Capital und mein zweiter zu Quirion. Unter meinem ersten Artikel zu Scalable Capital sammeln sich eine Vielzahl von Kommentaren, selbst von einem der Scalable Capital-Gründer, und ich bin ehrlich gesagt immer wieder erstaunt, wie sich manche Anleger nach nur wenigen Monaten Erfahrung mit Scalable Capital oder anderen Robo Advisorn ein Urteil erlauben. Genau das aber wird gesucht: Erfahrungen Scalable Capital ist das häufigste Suchwort, mit dem Nutzer von Google auf diese Seite kommen. Zeit für ein Update.

Die Vorgeschichte

Nachdem ich mit der Performance des im Mai 2016 eröffneten 10% VaR-Depots bei Scalable Capital nicht besonders zufrieden war, hatte ich im August 2017 ein zweites mit 20% VaR sowie ein Depot bei Quirion, dem Robo-Advisor der Quirin Privatbank, eröffnet. Bei beiden Anbietern sind 10.000€ Mindesteinsatz erforderlich, bei Quirion gab es damals noch ein Angebot, dass bis 10.000€ keine oder verringerte Gebühren erhoben werden.

Der Quirion-Roboter wurde mittlerweile sogar Sieger bei der Stiftung Warentest, die im Heft 8/18 RoboAdvisor testete. Scalable Capital bekam lediglich ein “befriedigend”. Angeblich weil das Portfolio ein Übergewicht bei bestimmten Assetklassen aufgezeigt hatte.

Nun habe ich selbst keine guten Erfahrungen mit der Stiftung Warentest gemacht, sei es, dass eines der Produkte, an denen ich selbst gearbeitet hatte, unfair getestet wurde (und die Tester inkompetenter waren, als ich es für möglich gehalten hätte), sei es, dass ich einem Testbericht folgte und ein Produkt kaufte, das grotesk schlecht war. Seitdem bin ich was die Stiftung Warentest betrifft sehr vorsichtig geworden.

Quirion-Depot aufgelöst

Und auch hier haben sich meine Erfahrungen nicht mit denen der Stiftung Warentest gedeckt, auch wenn diese Institution für die meisten Deutschen der Weisheit letzter Schluss ist. Dennoch: Nach einem Jahr habe ich das Depot bei Quirion wieder aufgelöst, meine beiden Scalable Capital-Portfolios werde ich behalten.

Das Quirion-Depot hatte mit einem 50%/50%-Anteil von Anleihen zu Aktien meiner Meinung nach ausreichend Potential, brachte es aber in diesem einen Jahr nur auf 1,95% zeitgewichtete Rendite. Transaktionen habe ich keine beobachten können, das Depot wirkte statisch auf mich, aber vielleicht habe ich hier auch was übersehen. In der FAQ steht, dass das Depot mindestens einmal im Jahr aktualisiert wird. Merkwürdig übrigens diese Aussage in den FAQ:

Bei quirion vertraust du die Verwaltung deines angelegten Geldes den quirion-Vermögensverwaltern an, um Zeit für andere Dinge zu haben und dich nicht täglich mit neuen Marktentwicklungen und Anlageentscheidungen beschäftigen zu müssen.

Kein Wort von einem RoboAdvisor. Genaueres wie der Robo Advisor hier funktioniert, habe ich nicht gefunden. Dazu mehr weiter unten.

Ganz anders Scalable Capital, hier sind einige Transaktionen pro Monat zu sehen, und zwar in beiden Portfolios. Und die Ergebnisse? Mein gleichzeitig gestartetes 2. Portfolio bei Scalable Capital mit 20% VaR brachte es auf 3,70% zeitgewichtete Rendite nach einem Jahr, die Entwicklung ist in der Grafik zu sehen. Der Aktienanteil liegt hier bei 67%.

Mein über 2 Jahre altes 1. Portfolio bei Scalable Capital mit 10% VaR hat sich in den über 2 Jahren nicht unbedingt besser entwickelt, aber hier sind auch zwei verschiedene Investmentansätze implementiert. Der Aktienanteil liegt hier bei 34%. Die zeitgewichtete Rendite beträgt 3,92%, allerdings war ich hier nie im Minusbereich wie bei dem risikofreudigeren Portfolio; natürlich kann das auch am Zeitpunkt gelegen haben.

Insgesamt eine aus meiner Sicht überschaubare Performance, schließlich waren wir letztes Jahr schon um die 4% bei meinem älteren Portfolio, aber immer noch besser als die von Quirion. Natürlich ist ein Jahr nicht viel Zeit. Aber ich bin noch nicht fertig mit meinem Vergleich.

Überraschung: Der Mensch gewinnt (noch?)

Wie bei den bisherigen Vergleichen ist auch immer noch mein Finanzberater im Rennen, der die gleiche Summe bekommen hat wie jedes meiner Portfolien bei Scalable Capital. Und das zweite Jahr hintereinander gewinnt er den Vergleich mit einer zeitgewichteten Rendite von 10,36%. In dem Tool wird auch eine zeitgewichtete Rendite p.a. angegeben, was ich für extrem wertvoll und eigentlich auch notwendig halte. Diese liegt bei 5,30%. Laut seinen Angaben ist das Geld auch mit einem Verlustrisiko von -10% investiert, ich kann daher also mit dem 10% VaR-Portfolio von Scalable Capital vergleichen. Allerdings geht hier auch seine Gebühr von 1% runter. Damit ich nicht weiter Fragen bekomme, ob ich nicht selber Investment-Tipps geben kann (kann ich nicht!), hier der Link zum XING-Profil meines Beraters; die Reklame hat er sich verdient

Hier sollte noch erwähnt werden, dass meines Wissens nach keine Umschichtungen vorgenommen wurden. Mit anderen Worten: Wie bei quirion regiert die ruhige Hand, anders als bei quirion sind die Ergebnisse aber besser.

Fazit

Entweder ist mein Anlageberater ein besonders Guter oder die Robo Advisor sind noch nicht da, wo sie sein sollten, oder vielleicht sogar beides. Ich weiß es nicht. Auch scheinen sich die Robo Advisor-Ansätze von quirion und Scalable Capital grundsätzlich zu unterscheiden: Während quirion eher eine Art Assistent anbietet, der auf Basis von Regeln eine Anlagestrategie auswählt, die von Menschen vorher konfiguriert zu sein scheint, verwendet Scalable Capital meiner Meinung nach das innovativere Konzept und empfiehlt dem Investment-Team Portfolio-Umschichtungen; auch hier traded der Algorithmus noch nicht selbst, denn das darf er anscheinend noch nicht. Das ist meiner Meinung nach trotzdem der bessere Ansatz, und er hat sich in diesem einen Jahr, das zugegebenermaßen kurz ist, auch gegen Quirion durchgesetzt. Sehr gut wird der Unterschied zwischen den RoboAdvorsor-Ansätzen in den FAQ von SC erklärt.

Aber auch bei Scalable Capital ist nicht alles Gold, was glänzt. Was mich an Scalable Capital nervt: Ebenso wie bei Quirion wird keine zeitgewichtete Rendite p.a. angegeben. Warum nicht? Und warum darf man in der Android App keine Screenshots erstellen? Absoluter Quatsch! Und wie oben schon geschrieben, knapp 4% in mehr als zwei Jahren in dem älteren Portfolio sind keine herausragende Leistung meiner Meinung nach, insbesondere wenn man sich die Ergebnisse meines Finanzberaters anschaut.

2 Jahre sind immer noch keine lange Zeit im Finanzbereich. 1 Jahr erst recht nicht. Noch gewinnt der Mensch in meinem Vergleich.

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Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Berner says

  1. September 2018 at 21:10 Seit April_2017 investiert. Risikoklasse 15%. Ergebnis nach 1 1/2 Jahren in meinen Augen SCHLECHT! ca. -1,5% zeitgewichtete Rendite. Das habe ich mir anders vorgestellt! Bei Anlagen hauptsächlich oder ausschließlich in ETFs ist das Ergebnis m. E. miserabel. Hätte man die Kohle selbst in vernünftige ETFs oder Aktien investiert, sähe die Rendite vermutlich anders aus. Ich bin mit dem Ergebnis nach ca. 1.5 Jahren (auch wenn 2018 ein sehr volatiles Jahr war und ist) überhaupt nicht zufrieden. Eine Veranstaltung von SC in 2017 hat mich zur Investition veranlasst, die ich jetzt im Nachhinein bereue.

Marc says

  1. September 2018 at 08:16 Hallo, ich bin auch seit Januar 2017 bei scalable capital. Leider hat sich mein Depot nur um 1% vermehrt. Zuerst mit der Risikoklasse 20 und seit 8 Monaten mit der höchsten Risikoklasse. Mein Fazit nach jetzt knapp 21 Monaten – schlechte Performance und ich werde Scalable Capital verlassen.

Mark Alexander says

  1. Dezember 2019 at 20:34 Bei mir hat Quirion zwischen August 2018 und September 2019 aus 20.000 € Einsatz nach Kündigung 20101,71 € gemacht – weniger als die Hälfte an Verzinsung, die ich beim gleichzeitig angelegten Festgeld bei der Crédit Agricole bekommen habe! Wobei eigentlich zum Kündigungszeitpunkt mein „Gesamtvermögen“ auf ca. 20.570 € angegeben war, welches dann nach Auflösung des Depots um ca. 470 € misteriös geschmolzen ist. Ein Schelm, der sich da wundert…….

Vergleich zwischen Quirion und Scalable Capital – Die Fintech-Robo Advisors


Nachdem ich von der Performance von Scalable Capital nach einem Jahr nicht komplett überzeugt war, habe ich zwei Schritte unternommen:

  1. Ein zweites Portfolio bei Scalable Capital angelegt; dazu musste zunächst einmal Geld ausgezahlt werden auf mein Referenzkonto, das dann wieder für das zweite Portfolio abgebucht wird. Hier habe ich Dank einer sehr freundlichen Beratung auch meine Risikoeinstufung verändern können, so dass mehr als 10% Value at Risk möglich waren. Das zweite Portfolio arbeitet nun mit 20% VaR, momentan sind hier 67% in Aktion investiert.
  2. Etwas Geld abgezogen und bei Quirion investiert. Auch ein Robo Advisor, hier von der Quirin-Bank. Die Risiko-Einschätzung der Quirion erlaubte mir das mittlere Paket zu wählen, 50% Anleihen, 50% Aktien.

Nach etwas mehr als einem Monat ist es natürlich komplett unprofessionell, die bisherigen Leistungswerte zu vergleichen. Quirion liegt zur Zeit bei 1,76% (zweitgewichtet), Scalable bei 1,77% (ebenso zeitgewichtet; mein über ein Jahr altes 10% VaR-Portfolio liegt bei 4.21%, ist also etwas gefallen seit dem

1 Jahr Erfahrungen mit Scalable Capital-Bericht). Wie gesagt, die bisher vergangene Zeit ist viel zu kurz für einen Vergleich. Aber ich möchte ein paar Punkte erwähnen, die mir aufgefallen sind.

Quirion bietet im Rahmen einer Aktion an, dass die ersten 10.000€ ohne Gebühr verwaltet werden. Danach bzw. darüber hinaus kostet die Verwaltung 0,48%. Das ist natürlich jetzt etwas unfair, Quirion und Scalable Capital zu vergleichen, was die Kosten betrifft. Allerdings empfinde ich Quirion als weniger transparent im Vergleich zu Scalable Capital. Denn zunächst einmal wird nur von 0,48% gesprochen, wenn man genauer schaut, dann findet man auch noch die durchschnittlichen 0,39% Total Expense Ratio (TER), die bereits in den ETFs eingepreist sind. Bei Scalable Capital beträgt die Management-Gebühr 0,75%, zusätzlich kommen durchschnittlich 0,25% ETF-Gebühren. Etwas unverständlich für mich ist, warum die Gebühren bei Quirion höher sind. Update Dank eines Kommentators: Die Gebühr beträgt momentan 0,74%.

Quirion war Testsieger in der Kategorie Robo Advisor, unter anderem bei Ökotest… wobei ich mich frage, wieso gerade Ökotest Robo Advisors testet? Weil weniger Berater benötigt werden, die Kohlendioxid ausatmen? Beide, Quirion und Scalable Capital, waren Testsieger im Extra Magazin. Und Scalable war nun auch noch Sieger in Capital. Irgendwie ist das schwierig zu vergleichen, wenn alle irgendwo Testsieger sind…

Anders als Scalable Capital verfügt Quirion über keine App. Finde ich persönlich nicht superschlimm, schließlich muss ich nicht jede Sekunde auf meine Investments schauen. Insgesamt wirkt die Scalable-App im Web wie auch auf dem Handy etwas “glatter” und durchdachter.

Scalable Capital ist agiler in der Umgewichtung der Investments. Seit Anlegen des zweiten Portfolios wurden 6 Positionen ge- und verkauft (die initialen Käufe sowie Provisionen und Gebühren-Bewegungen nicht eingerechnet. Bei Quirion wurde nichts geändert. Das Portfolio ist wie am ersten Tag. Das muss nicht gut oder schlecht sein, denn eine Änderung kann ja auch zum Nachteil gereichen.

KEIN ETF aus dem einen Portfolio findet sich in dem Portfolio des anderen wieder. Die Liste der Investments von Quirion:

  • iShares Euro Corporate Bond 1-5yr UCITS
  • SPDR Barclays EUR Corp. 0-3
  • iShares eb.rexx Government Germany 1.5-2.5yr UCITS
  • iShares MSCI World EUR Hedged UCITS ETF
  • Lyxor EuroMTS 1-3Y IG (DR) UCITS
  • iShares Euro High Yield Corporate Bond UCITS ETF
  • Lyxor UCITS ETF MSCI World
  • db x-trackers II Global Sovereign Index ETF
  • Robeco Conservative EM
  • Robeco Conservative DM
  • Global Short Fixed Income Fund EUR
  • Emerging Markets Core Equity Fund EUR Inc
  • Dimensional Global Target Value Fund
  • Dimensional Global Core Equity Fund
  • Dimensional EM Value Fund

Die Liste für Scalable Capital:

  • iShares $ Treasury Bond 7-10yr UCITS ETF
  • iShares J.P. Morgan $ EM Bond UCITS ETF
  • iShares Core € Govt Bond UCITS ETF
  • iShares € Covered Bond UCITS ETF
  • Lyxor Commodities CRB Thomson Reuters/CoreCommodity UCITS ETF
  • iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF
  • db x-trackers Nikkei 225 UCITS ETF (DR) 1D
  • iShares Core DAX® UCITS ETF
  • UBS ETF (LU) MSCI Pacific (ex Japan) UCITS ETF (USD) A-dis
  • UBS ETF (LU) MSCI Emerging Markets UCITS ETF (USD) A-dis
  • S&P 500 UCITS ETF (VUSA)
  • iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF
  • iShares $ Corp Bond UCITS ETF
  • iShares Core € Corp Bond UCITS ETF

Da ich gerade dabei bin: Ich vergleiche nicht nur die Performance zwischen zwei Maschinen, sondern auch mit einer manuellen Anlagestrategie meines Finanzberaters, der sich bereit erklärt hat, gegen die Robo Advisor anzutreten, Mensch gegen Maschine sozusagen. Kostenpunkt 1% des Depotwerts und angeblich auch volle Transparenz. Das Depot liegt hier bei 7,81% Rendite nach einem Jahr, im Vergleich zu Scalable Capital hat der Mensch hier also gewonnen. Hätte ich nicht erwartet. Aber gut. Ein Punkt für den Finanzberater. Und noch etwas mehr Geld bei Scalable abgezogen und ihm gegeben.

Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Deshero says

  1. Dezember 2017 at 01:05 Ich glaube das darfst du so nicht sehen, das dein Finanzverwalter „besser“ war. Einfach weil die Robos versuchen das Risiko gering zu halten. Im Jahr 2017 waren die Zeiten Gold für Aktien und wenn man Risiken da eingeht, dann kann man auch viel rausholen. Werde jetzt auch in Scalable Investieren, da ich denke das man langfristig am besten abschneidet. Bei mir natürlich nur mit max. Risiko, denn ich finde wer das Risiko scheut, braucht auch auf den Gewinn nicht zu hoffen. ^^

Tom Alby says

  1. Dezember 2017 at 01:29 Ich darf wohl In einem anderen Artikel über Scalable weise ich darauf hin, dass das Risiko durch Scalable zumindest theoretisch reduziert werden sollte. Den Beweis mussten sie bisher nicht antreten. Nun hat mein Anlageberater auch nicht gerade die risikofreudigsten Werte ausgesucht, eher wie Quirion. Und am Ende des Tages zählt das Ergebnis.

Urs says

  1. Dezember 2017 at 17:04 Es kommt hier auf die unterschiedlichen Ansätze an. Risiko gering zu halten macht nur Sinn, wenn man es wirklich braucht Risiko gering zu halten (z.B. weil ich das Geld in 3 Monaten brauche), es kostet allerdings viel Rendite. Genau das kann man bei Scalable sehen. Leider gibt es im Quirion „Whitepaper“ relativ wenig Informationen zu dem von Quirion gewählten Ansatz. Es gilt noch immer der alte Spruch „Viel Hin und Her macht die Taschen leer“. Ein guter Ansatz sollte in der Lage für Personen, die langfristig anlegen wollen auch eine gute Rendite zu erzielen.

Emmert Ralf says

  1. Januar 2018 at 10:20 Habe mir auch die unterschiedlichsten Robo Advisor angeschaut und bin bei Quirion gelandet. Die Aussage von euch zu den Kosten hat sich hier überholt, denn Quirion verzichtet teilweise auf iShares Produkte und setzt den führenden ETF Anbieter Vanguard ein. Dadurch haben sich bei Quirion die Gebühren deutlich reduziert.

https://www.quirion.de/news/kosten-fuer-quirion-portfolios-sinken-deutlich/

Finde solche Vergleiche wie ihr sie macht sehr informativ für den Privatkunden und möchte mich für die Infos bedanken.

Tom Alby says

  1. Januar 2018 at 00:00 Danke für den Hinweis!

Erste Erfahrungen mit Scalable Capital & Update Number26


Update zu Scalable Capital: Hier der Bericht nach einem Jahr mit SC!

Meine Begeisterung für Number26 ist immer noch erhalten, auch wenn sich einiges geändert hat seit meinem ersten Artikel:

  • Benutzer können sich einen Dispo einrichten
  • Mittlerweile gibt es auch EC-Karten
  • Es gibt die Möglichkeit, bei Partnern wie REWE Geld einzuzahlen und auszahlen zu lassen

Unschön ist, dass man mit den Karten nicht wirklich überall zahlen kann. In London verweigerte ein Geldautomat die Zusammenarbeit mit der Kreditkarte, in Amerika zeigten mehrere Kartenlesegeräte eine Fehlermeldung. Man sollte also gerade im Ausland immer eine weitere Kreditkarte eines anderen Unternehmens dabei haben. In Deutschland wollten die Automaten der Nord-Ostseebahn die EC-Karte nicht akzeptieren, was laut Support daran liegt, dass den Number26-EC-Karten der Girocard-/EC-Chip fehlt. Das tut meiner Begeisterung dennoch kaum einen Abbruch, denn gerade in Amerika war es wunderbar in Echtzeit sehen zu können, wie viel da gerade vom Konto abging. Meine Miles-and-More-Kreditkarte hat selbst nach drei Tagen immer noch nicht alle Buchungen auf dem Online-Konto.

Ein weiteres Fintech, das ich gerade ausprobiere, ist Scalable Capital. Ich hege ein (un?)gesundes Mißtrauen gegenüber den von Banken und Finanzberatern empfohlenen Anlageprodukten, versteckte Kosten sind anscheinend ein Kavaliersdelikt, und in manche meiner Verträge möchte ich schon gar nicht mehr reinschauen, weil ich in jungen Jahren einfach keine Ahnung hatte. Kostentransparenz wäre also schon mal eine gewaltiger Vorteil, wenn es um ein neues Angebot auf dem Finanzmarkt geht. Die Gebühren bei Scalable Capital betragen 0.75% des investierten Vermögens plus durchschnittlich 0,25% Kosten für die ETFs, die bereits in den ETF-Kursen der Anbieter berücksichtigt sind. Moment mal, Gebühren bei ETFs? Ja, auch ETFs kosten Geld, allerdings in der Regel weniger als ein aktiv gemanagter Fonds. Diese Gebühren hätte man aber eh bezahlt, nur dass man sich dessen vielleicht gar nicht bewusst gewesen wäre. Für 0,75% ist somit alles außerhalb der ETFs bezahlt, das Depot (was es oft genug eh schon kostenlos gibt, nur nicht bei dem Kooperationspartner von Scalable Capital, der Baader Bank), die Transaktionen, das Gehirn, das die Entscheidungen trifft, sowie die Gehälter der Mitarbeiter. Da Scalable Capital eh erst ab 10.000€ Vermögen neue Kunden aufnimmt, sind das also mindestens 75€ pro Jahr.

Beleuchten wir das “Gehirn”, das die Anlageentscheidungen trifft, einmal genauer, denn das ist der eigentlich spannende Teil dieses Fintechs. Man kann sich normalerweise von einem Finanzberater etwas empfehlen lassen, und bis auf die wenigen unabhängigen Berater, die sich in Deutschland eh kaum durchgesetzt haben, ist es nicht unwahrscheinlich, dass eine Provision für das empfohlene Produkt fließt. Abgesehen von den dadurch entstehenden Kosten, die der Kunde trägt, stellt sich die Frage, ob das empfohlene Produkt tatsächlich das beste Produkt ist oder die zu erwartende Provision bei der Empfehlung nicht vielleicht auch eine Rolle gespielt hat. Und selbst wenn der Finanzberater sich davon überhaupt nicht beeinflussen ließe, wie kann sichergestellt sein, dass tatsächlich das beste Produkt empfohlen wird? Woher weiß der Finanzberater das? Und wie lange bleibt es das beste Produkt? Wie oft empfiehlt einem der Berater, doch mal umzuschichten, weil sich der Markt geändert hat? Hat man nicht gerade eine wirklich hohe Summe auf dem Konto, so dass man in den Genuss einer richtigen Vermögensberatung kommt, dann sind die Optionen für den Normalverbraucher bestenfalls suboptimal.

Warum also nicht die Anlageentscheidungen einem Algorithmus, einem RoboAdvisor, überlassen, der sich nicht davon beeinflussen lässt, wie viel Provision er erhält? (Auch das wäre natürlich rein technisch möglich… wie eine Private Auction im Realtime Bidding) Und außerdem sehr viel mehr Informationen verarbeiten kann, als ein Mensch imstande ist? Der außerdem skalierbar ist und nicht nach der Höhe des zu verwaltenden Vermögens priorisiert? Aktiv gemanagte Fonds zum Beispiel schlagen sich nicht unbedingt besser als passive Fonds, und wie es um das Denken allgemein steht, nun ja. Algorithmen könnten die besseren Anlage-Manager sein, und das ist die Idee von Scalable Capital (neben der Art der Strategie, siehe dazu weiter unten). Das Unternehmen wird stehen und fallen mit der Performance seiner Algorithmen. Das Grundprinzip hier ist, dass die Algorithmen nicht auf Renditen optimiert wurden, sondern auf die Vermeidung von Verlust, ausgehend davon, dass die meisten Modelle das Verlustrisiko unterschätzen sowie das Renditepotential überschätzen (“Asymmetrie der positiven und negativen Kursentwicklungen”). Das Whitepaper auf der Webseite erklärt das Prinzip sehr gut. Sich selber keine Gedanken mehr machen zu müssen und von einer Vermögensverwaltung profitieren zu können, die ansonsten nur wirklich Vermögenden vorbehalten ist, wäre ein zweiter gewaltiger Vorteil. Plus, da Scalable Capital selbst Vermögen verwalten darf, werden die Transaktionen auch gleich für einen durchgeführt. Wie das alles genau funktioniert, darüber haben andere schon viel geschrieben.

Aber zu den ersten Erfahrungen. So schnell wie Number26 klappte die Konto-Eröffnung nicht. Zwar kann man auch hier via Video-Chat die Anmeldung vornehmen, aber bis das Konto tatsächlich eröffnet und die initiale Anlagesumme vom Referenzkonto abgebucht und dem Baader-Tagesgeldkonto gutgeschrieben ist, vergeht eine gute Woche. Baader hat mir dann auch noch ein Passwort für die Webseite geschickt, das ich nicht mal lesen konnte, weil es so dünn gedruckt war, so dass mein Zugang nach drei Fehlversuchen gesperrt war. Die Telefon-Hotline war nett, wollte das Problem aber nicht sofort beheben, und auch der Rückruf blieb aus. Alles in allem klappte aber auch das irgendwann. Und dann dauert es auch noch ein paar Tage, bis Geld von diesem Konto abgebucht und die ersten Papiere eingekauft werden. Zumindest bei mir wurde auch nicht sofort alles investiert, sondern auf zwei aufeinander folgende Tage, wobei immer noch etwas Geld auf dem Tagesgeldkonto über blieb. Und zunächst ging der Wert meines Portfolios minimal runter, aber wie es nunmal ist bei solchen Geldanlagen: erst mal schlafen legen. Auch der DAX ging in diesem Zeitraum runter.

Die App wie auch die Webseite sind ästhetisch und funktional gestaltet, kein Schnickschnack, schnell ladend. Die App hat lediglich Informationswert, Auf der Webseite und mittlerweile auch in der App kann man Ein- und Auszahlungen veranlassen sowie die monatliche Sparrate verändern. Das Portfolio zeigt genau, in welche Produkte investiert wurde, auch hier herrscht absolute Transparenz. Aus irgendeinem Grund kann ich keine Screenshots erstellen aus der App, anscheinend ist das durch die App unterbunden.

Das Portfolio wird verglichen mit einem Durchschnittsportfolio, wobei nicht wirklich klar ist, wie sich dieses Durchschnittsportfolio gestaltet. In der Hilfe steht lediglich, dass es um repräsentatives Portfolio der letzten 15 Jahre handelt, aber woher wurde dieses Portfolio genommen? Und welche Relevanz hat diese Information? Ich kann mein Portfolio eh nicht ändern.

Insgesamt macht Scalable Capital einen guten Eindruck auf mich. Es wird einige Zeit dauern, bis die Qualität der Algorithmen bewertet werden kann, ab und zu werde ich hier ein Update geben.

Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Frieder says

  1. Februar 2017 at 11:23 … ich habe von Juli 2016 bis heute bei 20.000 Euro Anlagesumme exakt 275 Euro Gewinn gemacht in der mittleren Risikostrategie. Einen Indexvergleich braucht man gar nicht heranzuziehen: Eine erbärmliche Performance der Alghorithmen!!

Komisch, dass Scalable überall über den grünen Klee gelobt wird. Ich brauche keinen Dienstleister mit guter Presseabteilung.

Fazit: Ich werde kurzfristig mein Geld dort wieder wegnehmen!!

Keine Empfehlung!

Tom says

  1. Februar 2017 at 10:41 Frieder, lies den Beitrag noch mal: investieren und schlafen legen Bei mir sind es gerade 3,75%…