Erfahrungen Scalable Capital und Quirion


Mein mittlerweile vierter Artikel zum Thema Scalable Capital und mein zweiter zu Quirion. Unter meinem ersten Artikel zu Scalable Capital sammeln sich eine Vielzahl von Kommentaren, selbst von einem der Scalable Capital-Gründer, und ich bin ehrlich gesagt immer wieder erstaunt, wie sich manche Anleger nach nur wenigen Monaten Erfahrung mit Scalable Capital oder anderen Robo Advisorn ein Urteil erlauben. Genau das aber wird gesucht: Erfahrungen Scalable Capital ist das häufigste Suchwort, mit dem Nutzer von Google auf diese Seite kommen. Zeit für ein Update.

Die Vorgeschichte

Nachdem ich mit der Performance des im Mai 2016 eröffneten 10% VaR-Depots bei Scalable Capital nicht besonders zufrieden war, hatte ich im August 2017 ein zweites mit 20% VaR sowie ein Depot bei Quirion, dem Robo-Advisor der Quirin Privatbank, eröffnet. Bei beiden Anbietern sind 10.000€ Mindesteinsatz erforderlich, bei Quirion gab es damals noch ein Angebot, dass bis 10.000€ keine oder verringerte Gebühren erhoben werden.

Der Quirion-Roboter wurde mittlerweile sogar Sieger bei der Stiftung Warentest, die im Heft 8/18 RoboAdvisor testete. Scalable Capital bekam lediglich ein “befriedigend”. Angeblich weil das Portfolio ein Übergewicht bei bestimmten Assetklassen aufgezeigt hatte.

Nun habe ich selbst keine guten Erfahrungen mit der Stiftung Warentest gemacht, sei es, dass eines der Produkte, an denen ich selbst gearbeitet hatte, unfair getestet wurde (und die Tester inkompetenter waren, als ich es für möglich gehalten hätte), sei es, dass ich einem Testbericht folgte und ein Produkt kaufte, das grotesk schlecht war. Seitdem bin ich was die Stiftung Warentest betrifft sehr vorsichtig geworden.

Quirion-Depot aufgelöst

Und auch hier haben sich meine Erfahrungen nicht mit denen der Stiftung Warentest gedeckt, auch wenn diese Institution für die meisten Deutschen der Weisheit letzter Schluss ist. Dennoch: Nach einem Jahr habe ich das Depot bei Quirion wieder aufgelöst, meine beiden Scalable Capital-Portfolios werde ich behalten.

Das Quirion-Depot hatte mit einem 50%/50%-Anteil von Anleihen zu Aktien meiner Meinung nach ausreichend Potential, brachte es aber in diesem einen Jahr nur auf 1,95% zeitgewichtete Rendite. Transaktionen habe ich keine beobachten können, das Depot wirkte statisch auf mich, aber vielleicht habe ich hier auch was übersehen. In der FAQ steht, dass das Depot mindestens einmal im Jahr aktualisiert wird. Merkwürdig übrigens diese Aussage in den FAQ:

Bei quirion vertraust du die Verwaltung deines angelegten Geldes den quirion-Vermögensverwaltern an, um Zeit für andere Dinge zu haben und dich nicht täglich mit neuen Marktentwicklungen und Anlageentscheidungen beschäftigen zu müssen.

Kein Wort von einem RoboAdvisor. Genaueres wie der Robo Advisor hier funktioniert, habe ich nicht gefunden. Dazu mehr weiter unten.

Ganz anders Scalable Capital, hier sind einige Transaktionen pro Monat zu sehen, und zwar in beiden Portfolios. Und die Ergebnisse? Mein gleichzeitig gestartetes 2. Portfolio bei Scalable Capital mit 20% VaR brachte es auf 3,70% zeitgewichtete Rendite nach einem Jahr, die Entwicklung ist in der Grafik zu sehen. Der Aktienanteil liegt hier bei 67%.

Mein über 2 Jahre altes 1. Portfolio bei Scalable Capital mit 10% VaR hat sich in den über 2 Jahren nicht unbedingt besser entwickelt, aber hier sind auch zwei verschiedene Investmentansätze implementiert. Der Aktienanteil liegt hier bei 34%. Die zeitgewichtete Rendite beträgt 3,92%, allerdings war ich hier nie im Minusbereich wie bei dem risikofreudigeren Portfolio; natürlich kann das auch am Zeitpunkt gelegen haben.

Insgesamt eine aus meiner Sicht überschaubare Performance, schließlich waren wir letztes Jahr schon um die 4% bei meinem älteren Portfolio, aber immer noch besser als die von Quirion. Natürlich ist ein Jahr nicht viel Zeit. Aber ich bin noch nicht fertig mit meinem Vergleich.

Überraschung: Der Mensch gewinnt (noch?)

Wie bei den bisherigen Vergleichen ist auch immer noch mein Finanzberater im Rennen, der die gleiche Summe bekommen hat wie jedes meiner Portfolien bei Scalable Capital. Und das zweite Jahr hintereinander gewinnt er den Vergleich mit einer zeitgewichteten Rendite von 10,36%. In dem Tool wird auch eine zeitgewichtete Rendite p.a. angegeben, was ich für extrem wertvoll und eigentlich auch notwendig halte. Diese liegt bei 5,30%. Laut seinen Angaben ist das Geld auch mit einem Verlustrisiko von -10% investiert, ich kann daher also mit dem 10% VaR-Portfolio von Scalable Capital vergleichen. Allerdings geht hier auch seine Gebühr von 1% runter. Damit ich nicht weiter Fragen bekomme, ob ich nicht selber Investment-Tipps geben kann (kann ich nicht!), hier der Link zum XING-Profil meines Beraters; die Reklame hat er sich verdient

Hier sollte noch erwähnt werden, dass meines Wissens nach keine Umschichtungen vorgenommen wurden. Mit anderen Worten: Wie bei quirion regiert die ruhige Hand, anders als bei quirion sind die Ergebnisse aber besser.

Fazit

Entweder ist mein Anlageberater ein besonders Guter oder die Robo Advisor sind noch nicht da, wo sie sein sollten, oder vielleicht sogar beides. Ich weiß es nicht. Auch scheinen sich die Robo Advisor-Ansätze von quirion und Scalable Capital grundsätzlich zu unterscheiden: Während quirion eher eine Art Assistent anbietet, der auf Basis von Regeln eine Anlagestrategie auswählt, die von Menschen vorher konfiguriert zu sein scheint, verwendet Scalable Capital meiner Meinung nach das innovativere Konzept und empfiehlt dem Investment-Team Portfolio-Umschichtungen; auch hier traded der Algorithmus noch nicht selbst, denn das darf er anscheinend noch nicht. Das ist meiner Meinung nach trotzdem der bessere Ansatz, und er hat sich in diesem einen Jahr, das zugegebenermaßen kurz ist, auch gegen Quirion durchgesetzt. Sehr gut wird der Unterschied zwischen den RoboAdvorsor-Ansätzen in den FAQ von SC erklärt.

Aber auch bei Scalable Capital ist nicht alles Gold, was glänzt. Was mich an Scalable Capital nervt: Ebenso wie bei Quirion wird keine zeitgewichtete Rendite p.a. angegeben. Warum nicht? Und warum darf man in der Android App keine Screenshots erstellen? Absoluter Quatsch! Und wie oben schon geschrieben, knapp 4% in mehr als zwei Jahren in dem älteren Portfolio sind keine herausragende Leistung meiner Meinung nach, insbesondere wenn man sich die Ergebnisse meines Finanzberaters anschaut.

2 Jahre sind immer noch keine lange Zeit im Finanzbereich. 1 Jahr erst recht nicht. Noch gewinnt der Mensch in meinem Vergleich.

Übrigens, wenn Sie sich über diesen Link bei Scalable Capital anmelden, dann bekommen Sie und ich einen kleinen Bonus 🙂

Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Berner says

  1. September 2018 at 21:10 Seit April_2017 investiert. Risikoklasse 15%. Ergebnis nach 1 1/2 Jahren in meinen Augen SCHLECHT! ca. -1,5% zeitgewichtete Rendite. Das habe ich mir anders vorgestellt! Bei Anlagen hauptsächlich oder ausschließlich in ETFs ist das Ergebnis m. E. miserabel. Hätte man die Kohle selbst in vernünftige ETFs oder Aktien investiert, sähe die Rendite vermutlich anders aus. Ich bin mit dem Ergebnis nach ca. 1.5 Jahren (auch wenn 2018 ein sehr volatiles Jahr war und ist) überhaupt nicht zufrieden. Eine Veranstaltung von SC in 2017 hat mich zur Investition veranlasst, die ich jetzt im Nachhinein bereue.

Marc says

  1. September 2018 at 08:16 Hallo, ich bin auch seit Januar 2017 bei scalable capital. Leider hat sich mein Depot nur um 1% vermehrt. Zuerst mit der Risikoklasse 20 und seit 8 Monaten mit der höchsten Risikoklasse. Mein Fazit nach jetzt knapp 21 Monaten – schlechte Performance und ich werde Scalable Capital verlassen.

Mark Alexander says

  1. Dezember 2019 at 20:34 Bei mir hat Quirion zwischen August 2018 und September 2019 aus 20.000 € Einsatz nach Kündigung 20101,71 € gemacht – weniger als die Hälfte an Verzinsung, die ich beim gleichzeitig angelegten Festgeld bei der Crédit Agricole bekommen habe! Wobei eigentlich zum Kündigungszeitpunkt mein „Gesamtvermögen“ auf ca. 20.570 € angegeben war, welches dann nach Auflösung des Depots um ca. 470 € misteriös geschmolzen ist. Ein Schelm, der sich da wundert…….

Vergleich zwischen Quirion und Scalable Capital – Die Fintech-Robo Advisors


Nachdem ich von der Performance von Scalable Capital nach einem Jahr nicht komplett überzeugt war, habe ich zwei Schritte unternommen:

  1. Ein zweites Portfolio bei Scalable Capital angelegt; dazu musste zunächst einmal Geld ausgezahlt werden auf mein Referenzkonto, das dann wieder für das zweite Portfolio abgebucht wird. Hier habe ich Dank einer sehr freundlichen Beratung auch meine Risikoeinstufung verändern können, so dass mehr als 10% Value at Risk möglich waren. Das zweite Portfolio arbeitet nun mit 20% VaR, momentan sind hier 67% in Aktion investiert.
  2. Etwas Geld abgezogen und bei Quirion investiert. Auch ein Robo Advisor, hier von der Quirin-Bank. Die Risiko-Einschätzung der Quirion erlaubte mir das mittlere Paket zu wählen, 50% Anleihen, 50% Aktien.

Nach etwas mehr als einem Monat ist es natürlich komplett unprofessionell, die bisherigen Leistungswerte zu vergleichen. Quirion liegt zur Zeit bei 1,76% (zweitgewichtet), Scalable bei 1,77% (ebenso zeitgewichtet; mein über ein Jahr altes 10% VaR-Portfolio liegt bei 4.21%, ist also etwas gefallen seit dem

1 Jahr Erfahrungen mit Scalable Capital-Bericht). Wie gesagt, die bisher vergangene Zeit ist viel zu kurz für einen Vergleich. Aber ich möchte ein paar Punkte erwähnen, die mir aufgefallen sind.

Quirion bietet im Rahmen einer Aktion an, dass die ersten 10.000€ ohne Gebühr verwaltet werden. Danach bzw. darüber hinaus kostet die Verwaltung 0,48%. Das ist natürlich jetzt etwas unfair, Quirion und Scalable Capital zu vergleichen, was die Kosten betrifft. Allerdings empfinde ich Quirion als weniger transparent im Vergleich zu Scalable Capital. Denn zunächst einmal wird nur von 0,48% gesprochen, wenn man genauer schaut, dann findet man auch noch die durchschnittlichen 0,39% Total Expense Ratio (TER), die bereits in den ETFs eingepreist sind. Bei Scalable Capital beträgt die Management-Gebühr 0,75%, zusätzlich kommen durchschnittlich 0,25% ETF-Gebühren. Etwas unverständlich für mich ist, warum die Gebühren bei Quirion höher sind. Update Dank eines Kommentators: Die Gebühr beträgt momentan 0,74%.

Quirion war Testsieger in der Kategorie Robo Advisor, unter anderem bei Ökotest… wobei ich mich frage, wieso gerade Ökotest Robo Advisors testet? Weil weniger Berater benötigt werden, die Kohlendioxid ausatmen? Beide, Quirion und Scalable Capital, waren Testsieger im Extra Magazin. Und Scalable war nun auch noch Sieger in Capital. Irgendwie ist das schwierig zu vergleichen, wenn alle irgendwo Testsieger sind…

Anders als Scalable Capital verfügt Quirion über keine App. Finde ich persönlich nicht superschlimm, schließlich muss ich nicht jede Sekunde auf meine Investments schauen. Insgesamt wirkt die Scalable-App im Web wie auch auf dem Handy etwas “glatter” und durchdachter.

Scalable Capital ist agiler in der Umgewichtung der Investments. Seit Anlegen des zweiten Portfolios wurden 6 Positionen ge- und verkauft (die initialen Käufe sowie Provisionen und Gebühren-Bewegungen nicht eingerechnet. Bei Quirion wurde nichts geändert. Das Portfolio ist wie am ersten Tag. Das muss nicht gut oder schlecht sein, denn eine Änderung kann ja auch zum Nachteil gereichen.

KEIN ETF aus dem einen Portfolio findet sich in dem Portfolio des anderen wieder. Die Liste der Investments von Quirion:

  • iShares Euro Corporate Bond 1-5yr UCITS
  • SPDR Barclays EUR Corp. 0-3
  • iShares eb.rexx Government Germany 1.5-2.5yr UCITS
  • iShares MSCI World EUR Hedged UCITS ETF
  • Lyxor EuroMTS 1-3Y IG (DR) UCITS
  • iShares Euro High Yield Corporate Bond UCITS ETF
  • Lyxor UCITS ETF MSCI World
  • db x-trackers II Global Sovereign Index ETF
  • Robeco Conservative EM
  • Robeco Conservative DM
  • Global Short Fixed Income Fund EUR
  • Emerging Markets Core Equity Fund EUR Inc
  • Dimensional Global Target Value Fund
  • Dimensional Global Core Equity Fund
  • Dimensional EM Value Fund

Die Liste für Scalable Capital:

  • iShares $ Treasury Bond 7-10yr UCITS ETF
  • iShares J.P. Morgan $ EM Bond UCITS ETF
  • iShares Core € Govt Bond UCITS ETF
  • iShares € Covered Bond UCITS ETF
  • Lyxor Commodities CRB Thomson Reuters/CoreCommodity UCITS ETF
  • iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF
  • db x-trackers Nikkei 225 UCITS ETF (DR) 1D
  • iShares Core DAX® UCITS ETF
  • UBS ETF (LU) MSCI Pacific (ex Japan) UCITS ETF (USD) A-dis
  • UBS ETF (LU) MSCI Emerging Markets UCITS ETF (USD) A-dis
  • S&P 500 UCITS ETF (VUSA)
  • iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF
  • iShares $ Corp Bond UCITS ETF
  • iShares Core € Corp Bond UCITS ETF

Da ich gerade dabei bin: Ich vergleiche nicht nur die Performance zwischen zwei Maschinen, sondern auch mit einer manuellen Anlagestrategie meines Finanzberaters, der sich bereit erklärt hat, gegen die Robo Advisor anzutreten, Mensch gegen Maschine sozusagen. Kostenpunkt 1% des Depotwerts und angeblich auch volle Transparenz. Das Depot liegt hier bei 7,81% Rendite nach einem Jahr, im Vergleich zu Scalable Capital hat der Mensch hier also gewonnen. Hätte ich nicht erwartet. Aber gut. Ein Punkt für den Finanzberater. Und noch etwas mehr Geld bei Scalable abgezogen und ihm gegeben.

Kommentare (seit Februar 2020 ist die Kommentarfunktion von meinem Blog entfernt):

Deshero says

  1. Dezember 2017 at 01:05 Ich glaube das darfst du so nicht sehen, das dein Finanzverwalter „besser“ war. Einfach weil die Robos versuchen das Risiko gering zu halten. Im Jahr 2017 waren die Zeiten Gold für Aktien und wenn man Risiken da eingeht, dann kann man auch viel rausholen. Werde jetzt auch in Scalable Investieren, da ich denke das man langfristig am besten abschneidet. Bei mir natürlich nur mit max. Risiko, denn ich finde wer das Risiko scheut, braucht auch auf den Gewinn nicht zu hoffen. ^^

Tom Alby says

  1. Dezember 2017 at 01:29 Ich darf wohl In einem anderen Artikel über Scalable weise ich darauf hin, dass das Risiko durch Scalable zumindest theoretisch reduziert werden sollte. Den Beweis mussten sie bisher nicht antreten. Nun hat mein Anlageberater auch nicht gerade die risikofreudigsten Werte ausgesucht, eher wie Quirion. Und am Ende des Tages zählt das Ergebnis.

Urs says

  1. Dezember 2017 at 17:04 Es kommt hier auf die unterschiedlichen Ansätze an. Risiko gering zu halten macht nur Sinn, wenn man es wirklich braucht Risiko gering zu halten (z.B. weil ich das Geld in 3 Monaten brauche), es kostet allerdings viel Rendite. Genau das kann man bei Scalable sehen. Leider gibt es im Quirion „Whitepaper“ relativ wenig Informationen zu dem von Quirion gewählten Ansatz. Es gilt noch immer der alte Spruch „Viel Hin und Her macht die Taschen leer“. Ein guter Ansatz sollte in der Lage für Personen, die langfristig anlegen wollen auch eine gute Rendite zu erzielen.

Emmert Ralf says

  1. Januar 2018 at 10:20 Habe mir auch die unterschiedlichsten Robo Advisor angeschaut und bin bei Quirion gelandet. Die Aussage von euch zu den Kosten hat sich hier überholt, denn Quirion verzichtet teilweise auf iShares Produkte und setzt den führenden ETF Anbieter Vanguard ein. Dadurch haben sich bei Quirion die Gebühren deutlich reduziert.

https://www.quirion.de/news/kosten-fuer-quirion-portfolios-sinken-deutlich/

Finde solche Vergleiche wie ihr sie macht sehr informativ für den Privatkunden und möchte mich für die Infos bedanken.

Tom Alby says

  1. Januar 2018 at 00:00 Danke für den Hinweis!