Braun Atelier – Hifi aus den 80ern


 

Ich habe noch keinen Minimalismus-Bericht für den September abgegeben, aber eine Anschaffung aus dem September ist oben zu sehen, verschiedene Komponenten einer Braun Atelier-Anlage. Hintergrund ist, dass ich manchmal gerne in Ruhe etwas auf den Kopfhörern hören möchte, das aber nicht möglich ist, wenn gerade ein Film geschaut wird, da dafür derselbe Verstärker genutzt wird. Ich wollte aber nicht wieder viel Geld für eine neue Anlage ausgeben, zumal heutige Geräte alles können, aber nicht das, was ich brauche. Unser NAD c700 zum Beispiel ist wirklich toll, allerdings hat er keinen Kopfhörerausgang. Ja, man könnte die Airpods da anschließen, aber wie oben schon gesagt, wenn da eh ein Film drauf geschaut wird, nützt mir das nix. Also habe ich mich auf die Suche nach etwas Gebrauchtem gemacht.

Die Braun Atelier-Anlage ist mir deswegen ins Auge gefallen, weil auch sie ein Klassiker ist. Ich weiß nicht, wie viel Einfluss Dieter Rams auf das Design dieser Anlage hatte, sie sieht auch sehr nach 80er Jahre aus und nicht so zeitlos wie vieles andere aus seiner Hand. Allerdings passt die Anlage ganz genau auf ein Vitsoe 606 Holztablar mit der 36er Tiefe. In den 80ern sah man diese Anlage nur in Filmen bei Wohlbetuchten, die Eltern meiner Freunde hatten keine solche Anlage. Es gab sie in schwarz und in einem hellgrau, das damals sehr untypisch war für Stereoanlagen. Das Besondere war, dass man keine Kabel sah, weil diese hinten durch Klappen abgedeckt wurden. Auch der Ständer und der Kabelschlauch auf dem Foto unten zeigen die Schlichtheit, die durch dieses Konzept ausgestrahlt werden soll.

Ein weiteres durchdachtes Detail ist, dass die Funktionen, die man häufig benötigt, sofort erreichbar sind, besondere Funktionen wie zum Beispiel Dolby beim Kassettendeck sind versteckt.

Die Suche nach einer gebrauchten Anlage gestaltete sich schwierig. Da vielen Verkäufern bewusst ist, dass ihre Eltern ein Vermögen für die Anlage ausgegeben hatten, versuchen sie nicht selten vierstellige Summen dafür zu bekommen. Das funktioniert nicht, zumindest nicht bei mir.

Ich habe daher erst einmal “klein” angefangen mit dem Receiver R1, dem Kassettenrekorder C2 (beides auf dem Foto oben) sowie einem Plattenspieler P2 (nicht auf dem Foto). Der Braun P2 ist ein Halbautomat ohne Quartzlaufwerk und gilt als Anfängermodell zwischen dem P1 und P3. Um ein Gefühl zu geben, was die Komponenten damals gekostet hatten:

  • R1: 1.250 DM (1981, heute ca. 1.430 Euro)
  • C2: 1.300 DM (1982, heute ca. 1.400 Euro)
  • P2: 800 DM (1982, heute ca. 860 Euro)

Mit der Anlage bekam ich ein paar Lautsprecher, leider nicht original Braun, aber sehr gute CANTON GLE60, die leider sehr zerkratzt waren. Bei der Anlage kratzten die Potis. Eine Rückklappe fehlte. Der Klang ist allerdings super, bis auf ein Brummen im Ruhezustand. Die Anlage war komplett überholt worden. Die Komponenten sind übrigens superschwer, ich konnte sie kaum alleine tragen. Und das, was man ganz oben auf dem Foto sieht, hätte ich niemals angehoben bekommen.

Wenig später bekam ich den Plattenspieler P4 angeboten, Vollautomat mit ein paar witzigen Features, zum Beispiel dass man die Nadel bewegen kann ohne den Deckel hochzunehmen. Der Plattenspieler wurde von 1984 bis 1990 verkauft und kostete bis zu 1.550 DM, heute ca. 1.400 Euro. Den P2 bin ich innerhalb von zwei Tagen losgeworden.

Und dann gab es noch einen günstigen CD4, Neupreis über 2.000 DM aus dem Jahr 1986, den ich gebraucht gekommen habe. Der CD-Player ist auch heute noch oberste Kategorie. Sowohl beim P4 wie auch beim CD4 sieht man übrigens, dass der Einschaltknopf nicht mehr grün ist, sondern schwarz mit einem grünen Ring.

Meine Anlage, wie sie auf dem Bild ganz oben zu sehen ist, hätte nach heutigen Maßstäben nach Inflation etc also knappe 6.000 Euro gekostet. Verrückt, oder? Bezahlt habe ich nun mit Kaufen und Verkaufen von Komponenten 780 Euro. Viel Geld für eine alte Anlage, aber vom Klang her muss sie sich nicht hinter dem NAD c700 verstecken. Sie kann nicht streamen, aber dafür ist sie sofort nach dem Einschalten bereit (anders als der NAD, den ich nie auf Standby habe). Schwierig ist es übrigens auch noch, alte Handbücher zu bekommen. Es gibt sie nicht zum Download, stattdessen werden sie teuer auf eBay oder als Kopie angeboten.

Momentan suche ich noch einen Braun A2, einen Verstärker, um den R1 zu ersetzen. Der R1 hat keinen CD-Eingang, den A2 gibt es in zwei Varianten, einmal mit zwei Phono-Optionen auf der Vorderseite, einmal mit Phono- und CD-Option. Genau diese Variante suche ich.

Andrea Mastroni


 

Die Serie der Berliner Philharmoniker über die Goldenen 20er begann mit einer Symphonie von Weill und Oedipus Rex von Strawinsky. Und hier war der Bass Andrea Mastroni zu sehen und zu hören. Tatsächlich hatte ich ihn schon mal in Hamburg live gesehen, und zwar in der von mir nicht wirklich gemochten neuen Inszenierung der Zauberflöte:

Der Bass hat eigentlich Klarinette gelernt und scheint ein Faible für Gothic-artige Ästhetik zu haben:

Sehr zu empfehlen ist sein Album Melancholia, aus dem auch das folgende Stück stammt:

 

Phoniebox: Vom MVP zur richtigen Box (Toniebox-Alternative)


 

Vorab: Die erste Phoniebox, mein MVP (Minimum Viable Product) in einem Pappkarton, ist extrem gut angekommen, zum Teil werden die beklebten und bemalten RFID-Karten wie der größte Schatz behandelt und sogar versteckt oder mit zum Tisch gebracht. Zeit also, aus dem MVP eine richtige Box zu bauen. Wer den ersten Teil über meinen MVP nicht gelesen hat, die Phoniebox ist eine Open Source-Alternative zur Toniebox zum Selberbauen. Der Vorteil ist, dass man keine teuren Tonies kaufen muss, sondern günstige RFID-Karten oder -Sticker verwenden kann, um damit selbst ausgewählte Musikdateien abzuspielen.

Ich bin handwerklich höchst unbegabt, und die Frage, wie ich die Löcher wo in die Holzkiste bekomme, hat mich schwer beschäftigt. Einfach wieder nur kleine Löcher reinzubohren fand ich doof, zumal ich dieses Mal bessere Lautsprecher haben wollte. Und so kam eines zum anderen. Diese Box ist um einiges teurer geworden. Was habe ich gekauft?

Insgesamt kommt man hier also auf ca. 200€! Den Kreissägen-Aufsatz kann ich natürlich noch weiter verwenden, und handwerklich Begabtere haben sowas vielleicht eh zuhause. Man muss sich aber im Klaren sein, dass die Phoniebox zunächst einmal viel teurer werden kann als die Toniebox. Sobald man aber mehrere Tonies für die Toniebox kaufen würde, und jetzt gehen wir mal nur von den Kreativ-Tonies für 11,99€ aus, dann ist man bei 10 Tonies beim gleichen Preis, ab der 11. Karte wird die Phoniebox also günstiger. Klanglich ist meine Box auf jeden Fall eine andere Liga als die kleine Toniebox.

Die Aktivierung des MiniAmps war nicht ganz trivial. Olaf Splitt beschreibt die notwendigen Schritte hier sehr gut, ich hatte allerdings anscheinend schon die Toniebox-Software aufgespielt, und die belegt dummerweise dann einige der GPIO-PINs. Diese müssen dann deaktiviert werden. Irritierend ist, dass der Raspberry die Soundkarte zwar findet und man auch die Lautstärke regeln kann, aber dummerweise kein Ton rauskommt. Das machte die Fehlersuche nicht einfach. Der Sound zusammen mit den Lautsprechern ist aber wirklich toll. Ich hatte die Teile zunächst einmal ohne Kiste zusammengebaut um zu schauen, ob auch alles funktioniert.

Die EasyAcc PowerBank ist eine der wenigen, die gleichzeitig ausreichend Strom abgeben können, während sie auch lädt. So ist unterbrechungsfreier Musikgenuss möglich. Allerdings, bisher habe ch noch keine guten Erfahrungen sammeln können, dass tatsächlich auch mehr Strom in den Akku gepumpt als an den Raspberry ausgegeben wird. Genau das erwähnt Olaf Splitt in seinen ansonsten großartigen Anleitungen nicht so genau, er spricht sogar von Wochen (!), nach denen man das Ding mal wieder aufladen muss. Der große Unterschied ist wahrscheinlich, dass bei mir ein Raspberry 4 seine Arbeit tut, und der saugt die EasyAcc PowerBank schneller leer als sie das Netzteil vollladen kann. Die PowerBank darf theoretisch mit 5V 4A betankt werden, allerdings auch nur dann, wenn man beide USB-Ports zum Laden nutzt, ansonsten bleibt es bei 5V 2,4A. Für den Raspberry 4 wird ein 5V 3A-Netzteil angeboten, er soll aber auch mit 5V 2,5A betrieben werden können, je nachdem, welche Verbraucher noch angeschlossen sind. Bei mir halt noch der MiniAmp sowie der USB-Kartenleser. Eventuell werde ich daher den Raspberry 4 noch mal auswechseln gegen einen Raspberry 3.

Hier ist das Endergebnis, das Video spiegelt nicht den echten, wirklich guten Sound dar:

 

So sieht das Innenleben aus:

Andere Bastler hatten Kartenleser aus dem Plastikgehäuse geholt und dann direkt innen reingeklebt. Es funktioniert aber auch so gut, die Wand der Box ist nicht so dick, dass das Signal der Karte nicht funktionieren würde. Auch eine zusätzliche WLAN-Antenne war nicht notwendig, allerdings ist das das WIFI bei uns in der Wohnung auch sehr stark.

Die USB-Buchse habe ich noch nicht angebracht. Im nächsten Schritt würde ich auch noch einen Ein-/-Aus-Schalter anbringen, der die Box erst runterfährt, bevor sie vom Strom getrennt ist.

Phoniebox, die günstige Alternative zur Toniebox (mein erster Prototyp und MVP)


Wenn ich irgendetwas geliebt hatte als Kind, dann war es stundenlang Schallplatten oder Kassetten zu hören. Unser Nachwuchs hört auch gerne Musik, glücklicherweise stehen die bekannten Arien aus der Zauberflöte hoch im Kurs, aber auch Kraftwerks Roboter oder Herman van Veens seltsame Abenteuer. Wie kann man aber Kleinkindern heute in der Spotify- und Sonos-Welt einen geeigneten Zugang zu “ihrer” Musik geben?

Eine Toniebox kam für uns nicht in Frage, auch wenn das User Interface natürlich sehr kindgerecht ist. Glücklicherweise gibt es Open Source-Alternativen, und was noch besser ist, viele der dafür notwendigen Teile hatte ich bereits zuhause. Zum einen sei hier die Arduino-basierte Version Tonuino genannt, die den großen Vorteil hat, dass sie kaum Strom verbraucht und einen extrem kurzen Bootvorgang hat. Zum andern, und das ist das Projekt, das ich nachgebaut habe, die Phoniebox, die auf einem Raspberry 3 basiert. Hier dauert die Bootzeit mehr als eine Minute, falls die Box vom Strom getrennt wird, und natürlich wird auch viel mehr Strom verbraucht. Der große Vorteil für mich ist hier aber, dass Musik über ein Web-Interface verwaltet werden kann. Und ich kann Musik auch einfach leiser machen, wenn der Nachwuchs es zu bunt treibt 🙂

Wie funktioniert es genau? Auf der SD-Karte werden in einem definierten Verzeichnis Ordner angelegt, in denen Musikdateien oder Stream-URLs abgelegt werden. Die RFID-Karten werden mit den jeweiligen Ordnern verbunden, so dass eine Karte sozusagen das Abspielen der Musik in dem Ordner “anschubst”. Auf der Karte selbst wird also nichts abgespeichert, und man die Karten-Verknüpfung immer wieder neu konfigurieren. Die Karten kann man bemalen oder mit Aufklebern versehen, damit die Kids eine Orientierung haben, welche Musik oder welches Hörbuch oder welcher Stream sich mit einer Karte abspielen lässt.

Die Einkaufsliste auf der Phoniebox-Seite fand ich etwas verwirrend und zum Teil auch ungeeignet. Was ich gekauft habe:

Insgesamt 94,15€. Zum Vergleich, eine Toniebox kostet 79,90€. Da ist dann ein Tonie dabei, ein bespielter Tonie kostet ansonsten 14,99€, ein Kreativtonie kostet 11,99€. Wenn ich das Konzept richtig verstanden habe, dann kann man auf einen Kreativtonie 90 Minuten Inhalt laden, alles über eine Cloud, wobei man die Tonies auch offline nutzen kann. Ich habe bei 50 RFID-Karten also sozusagen schon 50 Tonies, nur noch ohne Inhalt. Der ist entweder schon da (ich hatte viele meiner alten Kassetten mal digitalisiert, weil ich sie nicht als CD bekommen konnte!) oder eben günstiger zu bekommen. So kann eine RFID-Karte auch mit einem Spotify-Song- oder Album oder einem Radiosender verbunden werden. Insgesamt ist man also günstiger dabei, wenn man mehr Inhalte hat, und außerdem ist man unabhängig von einer Plattform. Baut man eine Box mit dem Arduino, so wird diese sehr wahrscheinlich um einiges günstiger sein, und auch eine Batterie wird wahrscheinlich sehr viel länger halten.

Das Setup der PhonieBox hat bei mir ca 90 Minuten gedauert:

  • Das Image für Raspian Buster auf die SD-Karte flashen
  • SSH und WIFi vorab konfigurieren, damit ich keinen Monitor und Keyboard benötige
  • Komponenten zusammenstecken und Strom anschließen
  • per SSH einloggen und dann Installation mit dem Oneliner starten
  • Dann ist die Box bereits einsatzbereit

So sieht das Ganze dann aus, wenn es zunächst einmal ohne Gehäuse zusammengebaut ist:

Am meisten habe ich dann Zeit damit verbraten, die Karten zu bespielen. Man kann die Audio-Dateien entweder direkt via SMB auf die Platte laden oder über das Web Interface. Allerdings wurden nicht immer alle MP3s sofort erkannt.

Ein Gehäuse hatte ich erst einmal nicht geplant, da ich zunächst schauen wollte, ob ich die Phoniebox überhaupt zusammengebaut bekomme und ob die Jungs damit klarkommen. Dementsprechend ist die erste Version nicht besonders hübsch geraten, aber hey, es ist ein Minimum Viable Product 🙂

Sehr viel schönere Boxen kann man hier sehen:

Was sind die Erfahrungen nach ein paar Stunden/Tagen?

  • Die Box wird heißgeliebt und zum Teil auch stark umkämpft. Es muss also auf jeden Fall eine zweite Box her.
  • Die Jungs verstehen mit 2 1/2 Jahren noch nicht ganz, dass mit einer Karte mehrere Lieder abgespielt werden können und die Karte nochmal an den Leser gehalten werden muss, um zum nächsten Stück zu kommen (sofern das so konfiguriert ist). Daher habe ich so wieder so konfiguriert, dass das Stück wieder von vorne spielt, das mit der Karte verbunden ist.
  • Auch empfiehlt es sich, am Anfang nur eine kleine Auswahl an Karten bereitzustellen, es ist für die Kleinen ansonsten zu viel. Bei uns gibt es Karten zu:
    • “Zu Hilfe, zu Hilfe” aus der Zauberflöte
    • “Der Vogelfänger bin ich ja” aus der Zauberflöte“
    • “Weg da” von Herman van Veen
    • “Das Lied der Schlümpfe” von Vader Abraham
    • “Die Roboter” von Kraftwerk
    • “The Young Person’s Guide to the Orchestra”
    • “Peter und der Wolf”, gesprochen von Loriot
  • Einer der Jungs hat die Karte zum ersten Stück in der Liste gebunkert, sie ist sein größter Schatz, der kaum losgelassen wird.
  • Eine Anker PowerBank kann ich nicht empfehlen, da sie nicht gleichzeitig lädt während sie dem Raspberry Pi Strom gibt. Ich werde daher in der Version 0.2 auf dieses Modell ausweichen. Das macht das Gerät dann noch mal 33€ teurer.

Meine nächste Version:

  • wird in einer richtigen Holzbox gebaut werden,
  • und ich werde auch auf bessere Lautsprecher sowie den HifiBerry MiniAmp zugreifen.
  • Außerdem will ich eine Buchse in das Gehäuse einbauen, mit der der Akku aufgeladen werden kann.
  • Auf Knöpfe will ich erst einmal verzichten, je mehr drin ist, desto mehr kann auch kaputt gehen 🙂
  • Zuguterletzt sollen die beiden Boxen dann auch synchronisiert werden können, dazu gibt es bei Olaf Splitt auch eine Anleitung.

Und hier ist der Post zu meiner zweiten Phoniebox!

Live Aid 1985: Der 5. Mann von Queen


Diesen Ausschnitt von Live Aid vom 13. Juli 1985 habe ich bestimmt mehr als 100 Mal gesehen. Und nicht ein einziges Mal wahrgenommen, dass darin ab und zu der 5. Mann von Queen zu sehen war.

Queen und 5. Mann? Sein Name ist Spike Edney, und er ist heute noch mit dem Rest von Queen auf Tour. Angeblich war er sogar auf Adam Lambert aufmerksam geworden und hatte Roger Taylor den entscheidenden Tipp gegeben.

Natürlich hatte ich mich schon 1985 gefragt, wer den Synthesizer auf Radio Gaga spielt und den Vocoder bedient. Irgendjemand hinter der Bühne halt. Aber wenn man genau hinschaut, dann sieht man Spike Edney mehrere Male bei diesem Auftritt:

In all den Jahren war mir Spike Edney nie aufgefallen, ich dachte immer, das wäre nur ein Bühnenmixer, und die Instrumente vor ihm waren vielleicht von dem vorherigen oder den nächsten Act. Aber die Film-Crew hatte auch alles dafür getan, ihn so wenig wie möglich auf die Mattscheibe zu kriegen. Schließlich war er nur da, um den Sound zu ergänzen. Ein paar Monate zuvor, bei Live in Rio, wurde er prominenter eingebunden:

Erst später bei anderen Aufzeichnungen wird klar, dass er auch Background gesungen hat, was erklärt, warum es immer nach mehr als “nur” Mercury und Taylor und manchmal May geklungen hatte. Heute steht Spike Edney zum Teil ganz normal mit auf der Bühne, zum Beispiel hier bei ’39 im Hintergrund mit dem Mini-Keyboard:

Das bedeutet nicht, dass man ihn tatsächlich als 5. Mitglied sehen muss, denn so viele Touren gab es nach Live Aid nicht mehr, und nur da war er dabei. Allerdings war er bei Roger Taylors Soloprojekt “The Cross” festes Mitglied.

Der Live Aid-Auftritt von Queen gilt als einer der besten des Festivals und von Queen selbst. Es fühlt sich an, als würde man nach all den Jahren plötzlich einen Geist sehen können, der immer dar war und Queen zu dem Sound verholfen hatte, den sie ohne ihn nicht hätten haben können. Ein seltsames Gefühl.

Cold Song – Purcell/King Arthur – 6 Versionen


Der Cold Song heißt eigentlich What Power art thou und ist eine Arie aus dem 3. Akt der Oper King Arthur von Henry Purcell. Das erste Mal wahrgenommen habe ich die Arie von Klaus Nomi, der sie kurz vor seinem Tod live aufnahm:

Eigentlich wird die Arie ein paar Oktaven tiefer gesungen, zum Beispiel so:

Es gibt auch eine wunderschöne Aufnahme mit deutschem Text von Nanette Scriba, wobei diese Aufzeichnung etwas verzerrt ist:

Eine etwas neuere Aufnahme stammt aus Deutschland von der Staatsoper Berlin, sehr langsam gespielt:

Eine Interpretation mit einer Kinderstimme:

Und zum Schluss eine etwas freiere Interpretation mit Steampunk-Charakter:

Zugabe (ich finde diese Version nicht so schön, aber es ist eben eine eigenwillige Interpretation der Sängerin):

Weder schwarz noch weiß – Oder was die Zauberflöte heute noch zu sagen vermag


Vorab: Ich war ein großer Verehrer der Achim Freyer-Inszenierung der Zauberflöte an der Hamburgischen Staatsoper, die bei ihrer Premiere 1982 neben Applaus auch Buhrufe bekam. Diese Inszenierung war aufgrund ihrer Verspieltheit nach über 30 Jahren gefühlt immer noch modern, und ich habe sie bestimmt ein Dutzend Mal gesehen. Die Interpretation, dass Tamino alles geträumt haben könnte und sich deswegen zum Schluß selbst beobachten kann, fand ich zwar stets eigenwillig, aber die Bilder Freyers waren einfach wunderschön.

Die Zauberflöte hat für die Hamburgische Staatsoper vielleicht eine besondere Bedeutung, schließlich war sie das erste Stück, das 1955 nach dem Wiederaufbau des Opernhauses gegeben wurde. Zudem existiert eine DVD mit einer von Peter Ustinov in den 60er Jahren in Hamburg inszenierten Aufführung, die wahrscheinlich die Brücke zwischen der Wiedereröffnung und der Freyer-Inszenierung bildete.

Und auch für mich hat die Zauberflöte eine besondere Bedeutung. Jedes Mal, wenn ich mich mit ihr beschäftige, entdecke ich etwas Neues darin. Und sobald ich die Möglichkeit habe, eine Inszenierung zu sehen, versuche ich alles dafür zu tun, diese Möglichkeit Realität werden zu lassen. Ich habe schon einige Inszenierungen gesehen, von einer ganz klassischen in der Semper-Oper über eine wunderbare Produktion der HfMT bis zu einer John Dew-Inszenierung in Bielefeld, wo er den Tempel Sarastros in ein Computerlabor verwandelte.

Buhrufe wie die Freyer-Produktion bekam 34 Jahre später auch die neue Inszenierung von Jette Steckel. Wahrscheinlich hätte jede neue Inszenierung zu Buhrufen geführt, denn schließlich hatte man die alte Inszenierung liebgewonnen, sie war ein steter Begleiter durch viele Jahre. Jette Steckel hatte es also nicht einfach. Und ich habe zwei Jahre gebraucht, um mich in die neue Inszenierung zu wagen. Die Licht-Installationen sind faszinierend und stimmten mich zunächst mehr als versöhnlich, doch gleich zu Beginn fand ich das verkürzte Libretto verstörend. Kein Wunder, dass die Staatsoper in drei Stunden fertig sein wollte (am Ende war es sogar eine Viertelstunde weniger), und das trotz Pause. Am Text wurde einiges gekürzt, und wenn ich mich richtig erinnere, dann auch an der ersten Arie (“Zu Hilfe”).

Kein Schwarz oder Weiß, kein eindeutiges Gut oder Böse

Und so stehen die Musik und die visuelle Inszenierung im Vordergrund, denn vom Text blieb nicht viel übrig. Stattdessen wurde ein wenig neuer Text hinzugefügt, der zur Anbiederung an das junge Publikum passte. Natürlich darf eine Inszenierung attraktiv für neue Operngänger sein. Vielleicht verlässt man sich aber auch zu sehr darauf, dass der Inhalt vorher in der Schule ausgiebig besprochen wurde.

Denn das Faszinierende an der Zauberflöte, neben der Musik natürlich, der Wechsel von Gut zu Böse und umgekehrt, der kam so nicht heraus. Steht zunächst die Königin der Nacht als die arme, des Kindes beraubte Mutter da, so entpuppt sich später Sarastro als der gute Protagonist, wenngleich nicht ganz, denn auch bei ihm ist nicht alles gut (“Zur Liebe will ich dich nicht zwingen, doch geb ich dir die Freiheit nicht”). In der Einführung zur gestrigen Vorstellung brachte der Herr, der sich nicht vorstellte, auch noch das Beispiel der Gewalt, die er an Monostatos ausführen ließ. Und auch er verwies auf diese nicht eindeutige Polarisierung.

Im Film von Kenneth Branagh, der übrigens auch phänomenal ist, geht die Interpretation sogar so weit, dass Sarastro ein Verhältnis mit der Königin der Nacht hatte, sie aber verließ. Er will sie zum Schluß retten, schafft es aber nicht.

Das Leben ist nicht schwarz oder weiß, und manches ist anders, als man es zunächst vermutet. Doch egal wie ist es ist, man muss an sich selbst arbeiten, um ein besserer Mensch zu werden. So würde ich in zwei Sätzen die Kernbotschaft der Zauberflöte formulieren, und wir sehen dies in allen Charakteren der Zauberflöte. Schaut man sich die Vereinfachung mancher heutigen politischen Problemlösungsansätze an, so wird deutlich, wie relevant die Zauberflöte noch heute sein kann. Es ist nicht einfach, es ist komplex. Und da helfen keine einfachen Antworten. Gerade diese Relevanz zur heutigen Zeit hat Jette Steckel versäumt aufzuzeigen.

Dass die Botschaft, an sich zu arbeiten, aus dem Gedankengut der Freimaurer stammen, liegt nahe, denn sowohl Mozart als auch Schikaneder, der das Libretto lieferte, waren Freimaurer. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass man, wenn man aus dem Foyer der Staatsoper zur Straße schaut, in einem bestimmten Winkel den Eingang einer der über 40 Freimaurer-Logen in Hamburg sieht. Doch von all dem blieb nicht viel übrig in dieser Inszenierung.

Lebenswege und -Richtungen

Die rot leuchtenden Pfeile, die die Protagonisten mit sich herumschleppten, waren stattdessen das vorherrschende Motiv. Wege, die man nimmt, manche sind falsch, manche sind richtig. Und die Lebenswege von Pamina und Tamino, die sich erst am Ende wieder treffen und anscheinend zusammen bleiben, sind eine tolle Idee, wenn man das Leben als Reihe von Prüfungen und einem Labyrinth von falschen und richtigen Entscheidungen versteht. Und doch, wenn wir uns an das Grundmotiv erinnern, kann etwas komplett falsch oder richtig sein? Papageno, der die Prüfungen nicht bestand, einen “falschen” Weg beschritt, dafür aber seine Traumfrau kennen lernte, was ihm wahrscheinlich reichte. Die Pfeile sind somit eine wirklich gute Idee, die eine weitere Facette zur Interpretation hinzufügen. Dafür wurde ihr nur leider etwas anderes Wesentliches genommen.

Ein Zitat aus der “alten” Zauberflöten-Inszenierung meine ich übrigens entdeckt zu haben, nämlich die Hand, die Pamina leitet und umarmt (siehe Foto), nur dieses Mal ist sie aus Licht geformt. Sollte es tatsächlich ein Zitat sein, so ist es eine wunderschöne Idee.

Die neue Aufführung wird nicht meine neue Lieblingsaufführung werden. Und zwar allein wegen der Kürzung des Textes. Ein bisschen kürzen und anpassen, klar, der Schikaneder-Text ist nicht wirklich zeitgemäß.

Es ist schade, dass so radikal und meiner Meinung nach unnötig Inhalt entfernt wurde. Das Spiel mit dem Licht ist faszinierend, viele wirklich tolle Ideen stecken in dieser Inszenierung. Aber wie in der Zauberflöte selbst: Kein eindeutiges “gut” oder “schlecht”.

Übrigens werden anscheinend keine Solisten mehr aus dem Tölzer Knabenchor eingeflogen. Die Jungs gestern stammten aus einem Dortmunder Chor; leider war der Erste Knabe viel zu laut, so dass die anderen beiden Knaben untergingen. Ich habe mich aber schon immer gefragt, ob es in Hamburg keine Kinder gibt, die diesen Part übernehmen können. Auf der DVD der Ustinov-Inszenierung sangen noch Solisten eines Hamburger Chors. Was für die Kids und für die Umwelt sicherlich besser ist, wenn lokale Solisten auf die Bühne kommen.

Revols Custom-Fit Wireless Earphones Erfahrungen oder warum ich Kickstarter trotzdem liebe


This is not a love song. Dies ist auch keine Liebesgeschichte. Zumindest nicht über dieses Produkt. Dies ist die Geschichte des Kickstarter-Projekts von Revols, in dem es um eine super Idee ging, die aber irgendwie nicht zu einer Erfolgsstory wurde. Im Januar 2016 finanzierte ich die Kickstarter-Kampagne von Revols mit, $219 für Kopfhörer, die sich automatisch meinem Ohr anpassen. Eine super Geschichte, dachte ich, denn meinen Ohrschutz, den ich bei Konzerten oder beim Schlagzeugspielen immer trage, habe ich beim Hörgeräte-Akustiker auch für knapp 200€ damals erstellen lassen, und ich bin nach vielen Jahren immer noch schwer überzeugt davon. Für das gleiche Geld dann Wireless Kopfhörer bekommen? Wunderbare Idee.

Hier das Kickstarter-Video, das mich überzeugt hatte:

 

Im Juni 2016 sollten die Kopfhörer ankommen. Mit etwas mehr als zwei Jahren Verspätung kam das Produkt tatsächlich an. Knapp 40€ Zoll noch drauf. Ärgere ich mich darüber? Nein, kein bisschen, Es geht hier um ein komplett neues Produkt, und man kann die Gründer nur bewundern, dass sie trotz aller Widerstände durchgehalten haben. Zwischendurch wurden sie von Logitech gekauft, die Wahrscheinlichkeit nix mehr zu sehen war also gering. Es ist auch nicht mein erstes Produkt, das ich bei Kickstarter gekauft habe, das Vi war auch so ein Projekt, das erst mal ein paar Kinderkrankheiten überstehen musste. Das ist halt das Risiko eines Early Adopters

Was an den Revols suboptimal ist

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as stört mich also? Zunächst einmal, die Kopfhörer sind riesengroß. Ja, das hätte mir schon im Video auffallen müssen. Aber wenn man sie dann wirklich in der Hand hat, dann wirken sie irgendwie größer. Ich hab sie zum Vergleich mal auf ein Reclam-Heft gelegt, das hat den Vorteil, dass wahrscheinlich jeder die Größe eines Reclam-Hefts kennt und so selber einschätzen kann, wie groß die Hörer sind. Ich frage mich, ob es nicht kleiner gegangen wäre.

Und dann… passen sie nicht einmal sonderlich gut. Sie fallen mir aus dem Ohr. Und ja, ich habe die Anleitung genau befolgt. Der Sound ist nicht besonders toll. Das kann natürlich daran liegen, dass sie nicht richtig sitzen. Aber selbst wenn ich sie mir ins Ohr drücke, dann klingen sie eher naja. Der Sound wirkt auf mich leise, der Bass kommt nicht richtig, selbst die Vi-Hörer sind besser.

Aus den angekündigten 8+6 Stunden Akku-Laufzeit (8 Stunden die Kopfhörer selbst und 6 Stunden der Zusatzakku) sind 5+5 Stunden geworden. Ich komme auf ca. 4+4 Stunden. Kommuniziert wurde die verringerte Akku-Laufzeit meines Wissens nach nicht.

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ann sind hier trotz Wireless jede Menge Kabel zu sehen. Das Aufladekabel wirkt nicht sehr stabil, und da an dem Kabel gezogen werden muss, wenn man die Auflademuscheln von den Aufladestäben trennen will, dann habe ich immer Angst, dass das dürre Kabel reisst. Zwar soll das so geprüft worden sein, aber so richtig stabil wirkt es eben nicht.

Insgesamt habe ich 250€ ausgegeben, und für das Geld hätte ich wahrscheinlich weniger Kabelsalat, mehr Qualität und eine schnellere Lieferung gehabt, dafür nur keine angepassten Hörer, die bei mir aber eh nicht gut passen. Tatsächlich stehe ich auch nicht allein da mit meiner Meinung, wenn ich mir andere Reviews auf YouTube ansehe:

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Warum ich Kickstarter trotzdem liebe

Was ich spannend finde ist die Tatsache, dass Kickstarter-Innovatoren auf eine parasitäre Industrie von Anbieterm treffen, die wenig Erfahrung mit der Produktion von solchen Produkten haben und die Preise in die Höhe treiben, sobald der Auftrag da ist. Das erklärt auch, warum manche Projekte so sehr in Schwierigkeiten geraten.

Aber wie der Autor dort selbst sagt, auf Kickstarter verzichten würde ich trotz mancher Enttäuschungen nicht. Denn man hat die Chance, neue Technologien zu erleben, bevor sie die große Masse in die Hand bekommt. Oder manchmal auch einfach eine smarte Idee zu finanzieren, die das Leben einfacher macht. Insgesamt habe ich schon eine kleine zweistellige Anzahl von Kickstarter- und Indiegogo-Projekten unterstützt. Manche wurden gecancelt wie das MOTI, manche Firmen gingen nach Auslieferung pleite wie die Hersteller vom Backbone, der Hangbird war eine der besten Anschaffungen überhaupt (und nicht wirklich Hightech), auf die Dokumentation über Dieter Rams freue ich mich wie ein Kleinkind, und auch wenn der Reward von Mine Kafon Drone eher symbolischer Natur war, die Idee die Welt von Landminen zu befreien, ist einfach nur wunderbar.