1 Jahr nix kaufen: Mai-Bericht

Der Monat Mai lief sehr gut, bis auf eine teure Ausgabe, die ich aber nicht verhindern konnte: Ich habe meine Brille verloren. Keine Ahnung, wie ich das geschafft hatte, aber ich musste eine neue kaufen. Die war sehr teuer 🙁 Da sie aber kein Luxus oder Konsum ist, zähle ich sie nicht mit bei diesem Projekt.

Hinzu kommt ein Notenständer, den ich gebraucht nicht finden konnte, zumindest nicht so, wie ich ihn haben wollte. Das wars. Kostenpunkt 16.99 Euro.

Ein paar gebrauchte Platten kamen auch noch dazu. Aber auch die zähle ich bei diesem Projekt nicht mit.

Was ist Minimalismus? Und wie startet man damit?


 

Ich werde hier in den nächsten Wochen und Monaten alles zum Thema Minimalismus zusammentragen, was meine bisherigen Erfahrungen, Fehler und Erkenntnisse sind. Der Artikel wird dann fortlaufend aktualisiert.

Was ist Minimalismus?

Neben der Kunstrichtung hat sich in den letzten Jahren Minimalismus auch als Lebenshaltung entwickelt. Selbst auf Netflix gab es eine Dokumentation zu dem Thema, mit den Autoren Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus als Erzähler. Auf Prime Video gab es die Doku “My Stuff – Was brauchst Du wirklich”, in der der Protagonist alles in ein Lagerhaus brachte und sich jeden Tag eine Sache herausholen durfte. Dass er am Anfang nackt durch die Stadt im Schnee zu dem Lagerhaus laufen musste, sollte nicht als repräsentativ für die Minimalismus-Bewegung interpretiert werden. Und selbst im deutschen Fernsehen wurde ein Bericht produziert, vom NDR, “Wie viele Dinge brauchen wir wirklich?“

In Deutschland sind vor allem die Minimalisten Christof Herrmann und Verena Schürmann bekannt, neben einigen anderen. Je nachdem, von wem man was liest, sieht man zum Teil sehr alternative Lebensentwürfe, aber eben auch Menschen, die ein relativ normales Leben haben, dennoch mit wenigen Dingen leben wollen. Ich zähle mich zu der letzten Gruppe. Natürlich gab es schon immer Menschen, die minimalistisch gelebt hatten, nicht immer, weil sie es auch wollten, und sicherlich hätten sie es selbst auch nicht so bezeichnet. Die ganz bewusste Reduktion auf wenig Materielles allerdings, scheint eher ein Motiv der letzten Jahrzehnte zu sein. Einer der Pioniere, auch wenn er es selbst wahrscheinlich nicht so sieht, ist Dieter Rams mit seinem Design-Credo “Weniger, aber besser”.

Für mich bedeutet Minimalismus zum einen, dass ich nur das kaufe, was ich auch wirklich benötige, wobei das mit dem Bedürfnissen und Wünschen kein klarer Übergang ist und mich darauf konzentriere, was mein Leben wirklich erfüllt, und das sind nunmal eben keine Dinge. Zum andern bedeutet Minimalismus für mich, dass ich mich nur mit den Dingen umgebe, die mich glücklich machen oder/und einen hohen Nutzwert haben. Natürlich bin ich nicht perfekt und auch nicht überall konsequent. Ich schreibe diese Zeilen zum Beispiel auf einem Apple MacBook Air M1 mit 16 GB RAM und 2TB SDD-Platte. Ist das wirklich absolut notwendig? Sicherlich nicht. Ich könnte diese Zeilen auch auf einem alten gebrauchten Linux-Rechner schreiben. Ich könnte mich auch fragen, ob dieser Blog überhaupt notwendig ist. Aber ich habe meine Gadget-Sammlung in den letzten Monaten noch mal stark reduziert. Seit 2007 habe ich immer wieder stärkere und schwächere Phasen des Minimalismus durchlebt, damals hatte ich mal 6 Monaten versucht nichts neues zu kaufen. Aber ich war eben auch nicht immer stark.

Welche Vorteile hat Minimalismus?

Davon gibt es einige, und hier sind die wahrscheinlich wichtigsten Vorteile:

  • Je weniger man hat, desto weniger muss man aufräumen. Man benötigt weniger Zeit fürs Aufräumen oder für das Suchen nach Dingen.
  • Wenn man weniger hat, dann sieht es auch gleich ordentlicher aus. Das beruhigt ungemein.
  • Je weniger man hat, desto weniger muss man sich darum kümmern. Alle Dinge haben Nebenkosten, sei es nur der Platz, den etwas benöigt, oder eben auch die Zeit, die etwas erfordert.
  • Man erspart seiner Familie jede Menge Zeit, denn wenn einem etwas zustößt und die Familie die Bude ausräumen muss, dann wird jeder dankbar sein, wenn da nicht zigtausende Dinge in der Wohnung sind.
  • Man schont die Umwelt. Denn alles, was nicht gekauft wird, muss auch nicht produziert werden und verbraucht auch keine Rohstoffe. Und später wird es nicht weggeworfen und müllt nicht die Umwelt zu. Wenn das mal kein Argument ist!
  • Man spart jede Menge Geld. Häufig sind die Dinge sowieso nicht so viel wert, wie wir dafür zahlen, was wir dann merken, wenn wir sie wieder loswerden wollen.
  • Loswerden wollen ist sowieso ein Thema, denn oft ist das mit einem Aufwand verbunden. Den hat man nicht, wenn man erst gar nix kauft 🙂 In den letzten Monaten habe ich einiges auf eBay/eBay Kleinanzeigen verkauft, und ganz abgesehen davon, dass ich in den meisten Fällen viel weniger für die Sachen bekommen als ich für sie ausgegeben habe, war es einfach häufig auch sehr nervig. Auch wenn ich viele nette Leute kennenlernen durfte.
  • Man benötigt weniger Platz und eventuell auch weniger Möbel und dann auch eine kleinere Wohnung.

Mein “Kleiderschrank” ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig man wirklich braucht. Und es gibt sicherlich Menschen, die noch weniger haben.

Welche Nachteile hat Minimalismus?

Minimalistisch zu leben ist genau so wenig gesellschaftskonform wie zum Beispiel keinen Alkohol zu trinken.

Als ich 2011 mein Auto verkauft hatte, meinten Bekannte und Freunde, dass ich damit auch meine Freiheit verkaufen würde. Tatsächlich habe ich dadurch Freiheit gewonnen, denn wie in Fight Club gesagt, die Dinge, die Du besitzt, besitzen eigentlich Dich. Ein Auto braucht Wartung, einen Parkplatz, Wäschen, etc. Ok, ich hab einen Vorteil, ich wohne in der Stadt. Aber auch bei jedem anderen Beispiel, vielleicht ein Fernseher, den man nicht hat, kommen Fragen auf. Viele Menschen werden das nicht verstehen, vielleicht auch, weil sie dann sich selbst und ihr Verhalten in Frage stellen müssten. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es immer wieder ein Gesprächsthema ist, genau so, wenn ich bei einem Business Dinner keinen Alkohol trinke. Man gerät leicht in den Verdacht, ein trockener Alkoholiker zu sein.

Was ist der Unterschied zu Frugalismus?

Beim Frugalismus geht es darum, dass man lernt mit wenig Geld klar zu kommen und so viel zu sparen, dass man weniger und irgendwann gar nicht mehr arbeiten muss. Offensichtlich gibt es hier Überschneidungen, aber nicht jeder Minimalist gehört unbedingt der FIRE-Bewegung (Financial Indepence, Retire Early) an. Umgekehrt wird aber jeder Frugalist minimalistisch leben müssen, um seine Ziele erreichen zu können.

Ich lebe irgendwo dazwischen, aus dem Müll habe ich noch kein Essen geholt, und ich rechne mir auch nicht ständig aus, wie viel Zinsen es mich mit 50 kosten wird, wenn ich jetzt ein Brötchen kaufe. Aber ich kaufe auch nicht mehr sinnlo sein, siehe den nächsten Abschnitt.

Wie startet man mit Minimalismus?

Meiner Meinung nach gibt es zwei Arbeitspakete:

  • Das eigene Heim zu leeren
  • Das eigene Konsumverhalten zu ändern

Für den ersten Punkt gibt es viel Literatur, zum Beispiel die Marie Kondo-Bücher. Bei Kondo geht es vor allem um die Frage, was einen wirklich glücklich macht an den Dingen, die in der Wohnung sind. Zusätzlich hat sie halt ihre eigene Aufräumtechnik. Einiges davon verwende ich auch, zum Beispiel wie man T-Shirts faltet. Das macht tatsächlich einiges einfacher. Aber ich würde Marie Kondo nicht als Minimalistin bezeichnen. Eine gute Frage, die man sich beim Ausmisten stellen kann, ist, ob man den jeweiligen Gegenstand noch einmal kaufen würde. Eine andere Frage, die man sich oft stellt, ist, wohin mit etwas, das vielleicht jahrelang nicht genutzt wurde. Häufig verschiebt man die Entscheidung, so dass die Dinge nicht wegkommen, aber auch keinen wirklichen Platz haben. In Wirklichkeit sind es nämlich nicht unbedingt die Dinge, die einen belasten, sondern die Entscheidungen, die wir treffen müssten, wenn es darum geht, was mit den Dingen geschieht. Entscheidungen zu treffen ist anstrengend.

Weitere Tipps:

  • Alles verkaufen/spenden, was man 1 Jahr nicht benutzt oder getragen hat
  • Alles verkaufen/spenden, was kaputt ist und was man nicht reparieren kann
  • Benötigt man wirklich 3 Dosenöffner? Die Küchenmaschine, die teuer war, aber die man nie benutzt?
  • Bücher weggeben, die man nicht liebt
  • Öffentliche Bibliotheken nutzen

Wenn das schon schwer klingt, es wird noch schwieriger, wenn es um den zweiten Punkt geht. Denn unser Konsumverhalten ist das größte Problem. Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, dann ist unser Heim schnell wieder voller Krempel. Es wird uns aber auch nicht einfacht gemacht zu widerstehen. Und bei manchen Themen habe ich meine größte Schwächen. Zum Beispiel: Wenn ich ein neues Gadget sehe, wovon ich denke, dass es mir vielleicht helfen könnte, dann bin ich in der Regel schnell bei Amazon und… mache mittlerweile spätestens dann den Browser zu. Früher war ich ständig auf der Suche nach dem nächsten Tool, was mir helfen könnte. Mittlerweile glaube ich nicht mehr an Tools. Bei jedem Impuls, etwas zu kaufen, sollte man diesen Wunsch erst einmal in Quarantäne setzen. Ist der Wunsch nach 1 Tag, 7 Tagen oder 30 Tagen immer noch da? Beispiel: Als die Apple Airpods Max rauskamen, hatte ich sie mir bestellt. Ich hatte sehnsüchtig auf sie gewartet. Und dann hatte ich sie kaum genutzt. Ich dachte, ich würde sie ständig nutzen, aber anders als die Airpods Pro, die ich wirklich seit über einem Jahr wirklich täglich benutze, waren die Max häufig leer. Ich brauche keine zwei Paar Kopfhörer. Das war totaler Mist, auf die Werbung reinzufallen. Und nach einem halben Jahr hatte ich einen Verlust von 200 Euro gemacht, als ich sie verkauft hatte. Für vielleicht 20 Mal nutzen. Macht 10 Euro pro Nutzung. Ein teurer Spaß. Und sicherlich hat jeder von uns solche Beispiele.

Wann macht man es richtig?

Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Die Frage kannst Du nur für Dich selbst beantworten.

Minimalismus und Frugalismus – Wie man nach nur 5 Jahren Arbeit in Rente geht


 

Der reißerische Titel korreliert mit den Extremen, die in dem Buch Extreme Early Retirement von Jacob Lund Fisker aus dem Jahr 2010 diskutiert werden. Und mit “extrem” meine ich nicht die Vorschläge des Autors, sondern manche Gedankengänge, die zum Nachdenken anregen. Fiskers Buch stellt nach seiner Auffassung eine Philosophie dar, die er weit vor der derzeitigen Frugalismus-, FIRE- (Financial Indepence, Retire Early) und Minimalis-Welle formuliert hat (bereits 2007 hatte ich übrigens über ein Leben abseits des Konsums geschrieben). Und anstatt Wasser zu predigen und Wein zu trinken, hat Fisker genau das vorgemacht. Von seinem durchschnittlichen Gehalt hat er 75% seines Nettos beiseite gelegt, gelernt, wie man mit wenig Geld klarkommt, und dann aufgehört zu arbeiten beziehungsweise nur noch punktuell zu arbeiten. Man könnte dies auch auf die altbekannte Weisheit runterdampfen, dass man nicht dadurch reich wird, dass man viel Geld verdient, sondern dass man so viel möglich versucht zu sparen.

Dies wird kein kurzer Blog Post, sorry, denn so eine Philiosophie lässt sich nicht in 150 Wörtern zusammenfassen.

Bezug auf das Höhlengleichnis

Fisker beginnt mit Platos Höhlengleichnis. Zur Einnerung (eine bessere Zusammenfassung liefert sicherlich Wikipedia): In einer Höhle sind Menschen gefangen, die ihr ganzes Leben dort festgekettet verbracht haben. Sie können nur auf eine Mauer schauen, sie sehen nicht ihre Mitgefangenen oder sich selbst, und auch nicht den Ausgang, der hinter ihnen liegt. Auf der Wand sehen sie Schatten durch ein Feuer, das zwischen ihnen und dem Ausgang brennt. Die Schatten, die die Gefangenen sehen, werden für sie zur Realität, und sie versuchen Muster darin zu erkennen.

Schafft es jemand dieser Höhle zu entkommen, so müsste er sich erst an das Tageslicht gewöhnen, es wäre schmerzhaft, aber nach einer Gewöhnungszeit würde er nicht mehr in sein altes Leben zurückkehren wollen. Sokrates meint mit der Hähle die Sinneswelt des Menschen, die üblicherweise als Normalität wahrgenommen wird. Der Ausbruch aus der Höhle ist bei Plato der Aufstieg aus der Welt der vergänglichen Sinnesobjekte zur Idee des Guten, so dass vernünftig gehandelt werden kann. Für Fisker sind die Sklaven eines Gehalts und ihrer Kultur die Gefangenen der Höhle, und mit Gehaltssklaven meint er diejenigen, die abhängig sind von einem Gehalt. Sie können zwar den Job wechseln, aber nicht den Arbeitsmarkt verlassen, und ihnen fehlt wie den Gefangenen auch die Phantasie, ihn zu verlassen, weil sie sich auf die Wand konzentrieren.

Die Wand hingegen zeigt nicht, wer sie sind, sondern was sie besitzen. Man sieht einen Menschen in einem Mercedes Cabrio, aber nicht die Schulden, die er dafür machen musste und den Stress, den er dadurch hat. Alle sehen beschäftigt aus, denn das ist wichtig, genau so wie es wichtig ist, Schulden zu machen, denn die erfolgreichsten sind die, die die besten Kredit-Scores haben. Sie sind besser im Schuldenmachen als andere. Man arbeitet und trägt Schulden ab, das, was man “Lebensunterhalt verdienen” bezeichnet, wobei man eigentlich keine Zeit mehr für das eigentliche Leben hat. Die Ketten sind die Verpflichungen und Kredite, aber vor allem die fehlende Vorstellungskraft, dass es auch anders ginge. Die besten Gefängnisse sind die ohne sichtbare Gitter. Entweder man gewinnt im Lotto oder verdient so viel, dass man finanziell unabhängig ist, so die Wahrnehmung der Gefangenen. Und wenn es einem mal mental nicht so gut geht, dann gönnt man sich halt etwas Schönes und geht einkaufen.

Wie entkommt man der Höhle?

Die Kernfrage in Fiskers Buch ist, wie man aus dem Geld-verdienen-und-irgendwas-davon-kaufen-Hamsterrad entkommen und ein interessanteres Leben führen kann. Zum Beispiel eine Fähigkeit zu erlernen, die es einem erspart, einen Service beauftragen zu müssen, Dinge selber zu bauen, Geld auf andere Wege zu verdienen, mit Menschen zu interagieren.

Moderne Gehaltssklaven, so Fisker, leben ein Leben des materiellen Überflusses. Sie sind Konsumenten mit mehreren Fernsehern, mehreren Streaming-Services, Küchenmaschinen, Gadgets, Telefonverträgen, Urlaub und manchmal auch Zeit, mit ihren Spielzeugen zu spielen. Es ist supereinfach geworden Geld auszugeben. Anstatt eine Dose mit einem billigen Dosenöffner in 30 Sekunden zu öffnen, arbeiten wir 30 Minuten für einen Design-Dosenöffner, der den Job auch in 30 Sekunden schafft. Viele Dinge, die wir früher selbst gemacht haben, sind so entartet, dass wir uns Gadgets oder Services kaufen, um diese Dinge zu erledigen. Das ist nützlich, denn, so Fisker, wir sind ja viel zu beschäftigt mit unserer Arbeit, die wir benötigen, um all das zu bezahlen. Genau das muss als erstes geändert werden, denn wenn man Dinge selber erledigen kann, ist nicht mehr so davon abhängig, jemand anders dafür bezahlen zu müssen, um es erledigen zu lassen. Nur wenn man genug Geld verdient, funktioniert das überhaupt; sobald man seinen Job verliert, ist man verloren.

Der zweite Schritt ist, den eigenen Konsum in Frage zu stellen. “Was machst Du beruflich und welche Marken kaufst Du, um Dich auszudrücken?”, ist eine Frage in Fiskers Buch. Es ist, so meine eigene Erfahrung, fast unmöglich eine schwarze Strickjacke zu kaufen, auf der nicht riesengroß BOSS, Joop oder irgendeine andere Marke steht. Diese Marken kosten extra, aber wir erhalten Kredite, damit wir noch mehr Geld ausgeben können, denn Konsum wird mit Erfolg gleichgesetzt. Hat ein neues iPhone nur 3 Prozent mehr Features, so wird es gekauft und das alte landet auf dem Müll (zum Glück stimmt Fiskers Logik hier nicht, denn die meisten iPhones und anderen Handys werden dann weiter verkauft an jemanden, der nichts gegen ein gebrauchtes Telefon hat). Recht aber hat er, dass viele noch gut funktionierende Dinge auf dem Müll landen, einfach weil sie nicht mehr schick sind (was mich wieder an das Rams-Regal erinnert, das selbst nach 60 Jahren noch modern aussieht).

Schlimmer noch ist es, so Fisker, wenn man seinen Konsum mit Krediten finanziert. Dann ist man nicht nur in dem Gefängnis als Lohnsklave, sondern auch noch als Schuldner. Man bezahlt 30 Jahre ab für ein Haus oder eine Wohnung (auch das finde ich übertrieben in Fiskers Buch, denn das macht nunmal nicht jeder), spart etwas für eine Rente, und dann versucht man die letzten Lebensjahre alles wieder wettzumachen für den Preis der verlorenen Jahre und der ruinierten Gesundheit. Dass Konsumkredite in der Regel eher zweifelhaft sind, sieht man an der folgenden Werbung, die ich gestern in Hamburg sah:

Das Kleingedruckte ist wahrscheinlich kaum zu sehen, aber für die 7.500€, die man für den vorgeschlagenen Hawaii-Urlaub ausgeben kann, zahlt man noch 7 Jahre um die 100€ ab. Ganz unrecht hat Fisker sicherlich nicht.

Natürlich ergibt der Kreislauf Arbeiten-Kaufen Sinn, wenn man das Bruttoinlandsprodukt betrachtet. Wir kaufen mehr als wir brauchen, selbst wenn wir keinen Platz mehr haben für all die Dinge. Materielle Bedürfnisse haben keine Grenzen. Und wenn man an Fight Club zurückdenkt, “the things you own end up owning you”. Wie wahr das ist sieht man daran, dass Besitz gewartet werden muss, repariert, aktualisiert usw. Ein neues iPad? Klar! Schade, dass die alte Hülle nicht mehr passt, wird halt eine neue gekauft. Und kauft man sich ein teures Hemd, so Fisker, dann benötigt man noch den teuren Anzug dazu, die nächste Uhr, alles muss “upgegraded” werden. Die Dinge besitzen Dich.

Ds war nicht immer so, denn früher wurde produziert um das Wohlbefinden vieler Menschen zu verbessern. Irgendwann veränderte sich dies aber von “besser” zu “mehr” (interessant hier wieder Satz von Dieter Rams, “Weniger, aber besser”). Wir sind von einer Ökonomie, in der es darum ging, genug zu produzieren, damit alle gut auskommen können, zu einer Kultur gekommen, in der es darum geht, überschüssige Ware durch ausgefeiltes Marketing loszuwerden. Man müsste also entweder weniger produzieren oder den Konsum steigern. Und das funktioniert eben über Marketing. Die Ironie der Geschichte ist, dass jede Innovation, die einen Produktivitäts- oder Zeitgewinn ermöglichte, durch Verhaltensänderungen annuliert wird. Das Auto hat dazu geführt, dass man schneller zur Arbeit könnte, aber stattdessen ist man weiter rausgezogen.

Dank der Kredite aber ist genug Geld da, so dass die Preise in der schuldengetriebenen Gesellschaft höher sind. Dadurch, so Fisker, werden einige wenige durch den Verkauf von Abfällen reich, an diejenigen, die vielen anderen, die immer härter arbeiten, um diesen Müll zu kaufen oder selber versuchen, geringwertige Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen.

Die Kosten der vielen Gegenstände, die wir besitzen

Wenn wir einmal zusammenrechnen, was jeder von uns bisher an Geld eingenommen hat, unsere Ersparnisse davon abziehen und dann die Differenz mit dem Berg an Dingen betrachen, die wir angesammelt haben, dann stellt sich die Frage, ob das wirklich eine gute Idee war. Ich kann für mich sagen, nein, das war eine ziemlich besch****** Idee. Ich habe, wie Fisker es ausdrückt, meine besten Lebensjahre angekettet im Jobmarkt verbracht (wobei ich das nicht so empfinde mit den Ketten), um Dinge anzuhäufen, die nie oder selten gebraucht werden, Platz verbrauchen und irgendwann auf der Müllhalde landen. Wurde man lediglich geboren um zu sterben und einen Riesenhaufen an weggeworfenen Konsumgütern zu hinterlassen?

Aber, das habe ich auch gelernt, es ist seltsam für Andere, dass man selbst nicht ein Haus voll mit Sachen oder andere Konsumgüter haben will. Als ich mein Auto aufgab, das war Ende 2010, haben viele meiner Freunde und Bekannten gesagt, dass ich meine Freiheit aufgäbe. Diese Freiheit hatte mich mehr als 400€ im Monat gekostet. Car Sharing, HVV und Fahrrad waren eindeutig günstiger.

Manche Dinge sind für manche Menschen auch nur begehrenswert, weil sie teuer sind. Wie zum Beispiel ein teures Auto. Letztendlich kommt man damit auch nur von A nach B, genau so wie mit dem Bus, nur mit dem Unterschied, dass ich im Bus ein Buch lesen kann, im Auto, wenn ich selbst fahre, nicht. Verlässt man dieses System, so mag es sich für Außenstehende nicht so gut anfühlen, das eigene Vorgehen zu hinterfragen.

Fisker führt den Renaissance-Menschen als Idealbild ein, der, anders als der Lohnsklave, der Unternehmer oder der Handwerker, Besitztümer als problematisch ansieht. Denn alles, was man kauft, kostet Geld, es benötigt Platz, es muss eventuell gewartet werden, es erfordert eventuell noch weitere Dinge, sie können weggenommen werden, und man kann sie meistens nur schwer wieder loswerden. Klar, man kann sie auf den Müll werfen, und jeder, der sich mal etwas Teures gekauft hat, wird schnell merken, dass der Gebrauchtmarkt nicht bereit ist, einen auch nur annähernd gleich hohen Preis zu bezahlen, es sei denn, man hat eine Rarität erworben. Das Hauptziel des Renaissance-Menschen ist es, ein Problem als Mensch zu lösen und nicht als Teil des Systems “Arbeit-Ausgabe”.

Immobilien: Ja oder Nein?

Zunächst einmal sagt Fisker, dass es irrsinnig ist, das Mehrfache des eigenen Jahreseinkommens für ein Eigenheim auszugeben, wenn man das Geld nur über einen Kredit aufbringen kann. Kein Unternehmen der Welt würde so viel Geld aufnehmen für eine Investition, aber Privatpersonen tun dies. Fisker sagt nicht, dass man überhaupt nicht kaufen solle (er hat nach dem Buch auch ein Haus gekauft), aber eben nicht mit einem Kredit und auch nicht so groß, nur um ein weiteres Status Symbol zu haben). Und auch hier gilt, je mehr man hat, desto größer muss die Wohnung oder das Haus sein. Jedes Extra-Zimmer kostet einen immensen Mehrbetrag, und, so Fisker, manchmal werden nur deswegen mehr Zimmer benötigt, damit man sich aus dem Weg gehen kann. Eine große Küche ist sicherlich toll, aber meistens korreliert die super und teuer ausgestattete Küche mit der Anzahl der teuren Restaurantbesuche.

Am Ende des Tages spielt man Tetris mit den Dingen, die man hat, und der Standardausweg ist, noch mehr Platz zu kaufen oder zu mieten. Interessanterweise, so Fisker, sind die Lagerkosten eines Gegenstands verbunden mit seinem Volumen und nicht mit seinem Preis (wobei das nicht ganz stimmt, denn für Edelsteine würde man sicherlich auch ein teureres Behältnis besorgen). Aber dennoch, geht man von Fiskers Argumentation aus, so sind auch die Transportkosten sowie die Immobilienkosten mitzuberechnen. Und da zählt dann meistens auch zu, dass Räume, in denen Dinge stehen, wenn es nicht gerade die Garage oder der Keller ist, auch noch eine angenehme Temperatur benötigen, indirekt also jeder Gegenstand Heizkosten verursacht, weil durch ihn ja mehr Haus oder Wohnung benötigt wird. Zuguterletzt, je mehr man hat, desto schwieriger wird es umzuziehen. Als Student bin ich häufig umgezogen, und in der Regel musste ich 1-2x fahren, um meine Sachen zu transportieren. Mein Ziel ist es, dahin wieder zurückzukommen, selbst wenn ich nicht plane noch mal umzuziehen.

Das Problem des Spezialisten als Arbeitnehmer

Zwar spricht man davon, dass man die Karriereleiter erklimmt, aber laut Fisker handelt es sich eher um eine Pyramide. Von den wirklich hochbezahlten Jobs gibt es wenig, und so entsteht ein Konkurrenzkampf um diese Positionen, durch den man bereit ist mehr zu arbeiten für das Gehalt. Work-Life-Balance, so Fisker, ist nur ein Lippenbekenntnis. Der Konkurrenzkampf lässt einem keine Zeit mehr für andere Projekte, so dass man noch mehr von dem Job abhängig ist.

Hinzu kommt, dass viele Spezialisten eben genau das sind, Spezialisten. Sie können nicht einfach irgendwo anders arbeiten. Bei Investitionen sagen Berater immer, dass man diversifizieren sollte, in der Karriere wird das nicht getan.

Dinge, die man sofort tun kann, um Geld zu sparen

  1. Die Haare selber schneiden
  2. Kleidung flicken
  3. Selber kochen
  4. Gebrauchtes kaufen oder tauschen
  5. Ohne Auto leben √
  6. Bibliotheken nutzen √
  7. Selber essen anbauen
  8. Ungiftige Haushaltsmittel selbst produzieren
  9. Rad-, Motorrad- oder Auto-Instandhaltung

Hinzu kommt Langsamkeit, womit Fisker meint, dass man in einer Welt der Knappheit lieber seine Befriedigung lieber sofort vollzieht, in einer Welt des Überflusses aber eher nicht. Es lohnt sich eher auf Schnäppchen zu warten. Oder eben gar nichts zu tun, weil sich manche Probleme auch von alleine lösen.

Nicht auf ein Ziel fokussieren, sondern auf mehrere

Der Renaissance-Mensch hatte viele Interessen, der moderne Mensch konzentriert sich vor allem auf seine Karriere und ignoriert die Kollateralschäden wie Vernachlässigung der Gesundheit, Entfremdung von der Familie, Stress, usw. Fisker schlägt deswegen ein Netz von Zielen vor (Web of goals), die miteinander verbunden sind. Sein Beispiel im Buch habe ich nicht ganz verstanden, wenn ich ehrlich bin, daher habe ich hier ein eigenes erstellt. Jedes Quadrat oder Dreieck steht für eine bestimmte modularisierte Aktivität. Dadurch, dass die Ziele miteinander verbunden sind (im Englischen Tensegrity, ein Kofferwort aus Tension und Integrity), wird nicht das ganze System in Mitleidenschaft gezogen, wenn ein Ziel scheitert. Jedes Glied stellt eine Fähigkeit dar:

Der Unterschied zwischen Bedürfnissen und Wünschen

Normalerweise geht man davon aus, dass es auf der einen Seite echte Bedürfnisse gibt wie Essen, Trinken und ein Dach über den Kopf, und zum anderen Wünsche wie ein neues iPhone oder eine neue Jeans. Fisker geht davon aus, dass dies nicht zwei verschiedene Listen sind und belegt dies an dem Beispiel der Unterkunft. Man kann

  • unter freiem Himmel schlafen,
  • unter einer Plane,
  • in einem Zelt,
  • Couch Surfing betreiben,
  • in einer Hütte,
  • in einer Schiffs- oder LKW-Kabine,
  • in einem Auto oder einem Schiff,
  • In einem Wohnmobil,
  • zusammen mit anderen Menschen in einem Raum,
  • in einem eigenen Raum,
  • in einem Raum in einer WG,
  • in einem eigenen Appartment,
  • usw.

Je weiter die Liste geht, desto mehr Wert wird ihnen zugeordnet. Daher Fiskers Aussage, dass sich Bedürfnisse und Wünsche nicht in ihrer Art unterscheiden, sondern in ihrem Grad. Ab wann wird auf dieser Liste aus einem Bedürfnis ein Wunsch? Fisker ruft den Leser dazu auf, solche Listen für sich selbst durchzugehen.

Sein Lösungsansatz heißt nicht, dass man nie etwas kaufen sollte, sondern eher sich zu überlegen, welchen Nutzwert ein Gegenstand hat und ob es einen andere, ökonomischeren Weg gibt, um ein Bedürfnis oder einen Wunsch zu erfüllen. Am einfachsten ist es natürlich immer, mit der Kreditkarte zu wedeln und sich einfach alles zu leisten. Die meisten Wünsche kommen vom Inneren, und ihnen zu widerstehen kann so schwierig sein wie eine Diät. Grundsätzlich empfiehlt Fisker, alles, was man sich wünscht, erst einmal auf eine Wunschliste zu setzen und dann 30 Tage zu warten. Bei Services empfiehlt er, dass, wenn man etwas mehr als einmal tun muss, es lieber selber tun sollte.

Wie man richtig decluttered

Der teuerste Gegenstand ist der, den man nie benutzt. Die Gesamtkosten eines Gegenstands sind teurer als das, was auf dem Preisschild stand. Viel zu besitzen bedeutet nicht, dass man eine höhere Lebensqualität genießen kann, vor allem dann nicht, wenn man die meisten Gegenstände nie oder nur sehr selten benutzt.

Fisker schlägt vor beim Ausmisten Gegenstände in die folgenden Kategorien einzuteilen:

  1. Heute benutzt (behalten)
  2. In der letzten Woche benutzt (behalten)
  3. Im letzten Monat benutzt (behalten)
  4. In den letzten 6 Monaten benutzt (loswerden)
  5. Im letzten Jahr benutzt (loswerden, wobei Fisker in einem Klima zu leben scheint, in dem man keine Wintermäntel benötigt)
  6. vor mehr als einem Jahr benutzt (loswerden)
  7. “Ich wusste nicht einmal, dass ich das besitze” (loswerden)

Malt man ein Histogramm für die Kategorien, dann sieht es wahrscheinlich so aus:

Nur ganz wenige Dinge werden häufig benutzt. Man könnte die jährlichen Kosten berechnen mit

Jährliche Kosten = (Kaufpreis – Gebrauchtpreis, wenn man es verkauft)(Jahre in Gebrauch)

Alternativ schlägt Fisker vor, dass man den Preis pro Nutzung berechnen sollte. Kann man einen Gegenstand für mehr als einen Zweck gebrauchen, umso besser. Zum Schluss schlägt Fisker vor, dass man sich noch einmal vergewärtigen soll, wie man bisher klar gekommen ist ohne etwas. Dies soll dann fast alle Lust auf irgendwelche elektronischen Gadgets vertreiben.

Geht so ein Lebensstil überhaupt mit Kindern?

Fisker hat keine Kinder, daher sollte man seine Aussagen natürlich mit Vorsicht genießen, aber das sagt er selber. Aber mit einem hat er Recht: Nicht die Kinder geben viel Geld, sondern die Eltern. Und die meisten Eltern geben eben so viel Geld aus, wie sie es sich leisten können. Und wenn man es sich leisten kann, dann werden die Kinder zum Chinesisch-Unterricht, dem Hockey und andere Kurse geschickt, natürlich mit den besten Absichten, schließlich soll das Kind am besten vorbereitet sein für die große Welt. Es wird mehr Geld ausgegeben, anstatt Zeit miteinander zu verbringen und den Kindern etwas beizubringen, was sie in der Schule oder in diesen Kursen eben nicht lernen.

Wissen darüber, wie man mit den eigenen Finanzen umgeht, lernt man nicht in der Schule, manche lernen es gar nicht. Fisker schlägt vor, dass Geldbeträge, die Kinder geschenkt bekommen, zu 50% auf ein Sparkonto kommen (damit meint er sicherlich kein mickrig verzinstes Sparbuch) und die Kinder dann später die Zinsen ausgeben können.

Wie man richtig Geld beiseite legt

Fisker sagt nicht, wie man sein Geld beiseite legen soll, bietet aber eine Formel, die einem bei der Berechnung helfen soll, wie lange man arbeiten muss bei einer bestimmten Sparrate (wie viel Prozent vom Netto man weglegt). Die Formel werde ich hier nicht wiedergeben (es muss ja auch noch einen Grund geben das Buch zu kaufen). Letztendlich bedeutet jeder Euro, der nicht ausgegeben wird, eine Verringerung der erforderlichen Fondsgröße, die man für den früheren Ruhestand benötigt. Anstatt zum Beispiel jeden Monat für Kabelfernsehen zu bezahlen (was wir nicht tun), sollte man Videos eher kaufen und dann tauschen.

Bei der späteren Entnahmerate geht Fisker von 3% aus. Zum Schluss betont er noch den Unterschied zwischen einem Einkommen durch Vermögen und einem Einkommen, das von der Arbeit abhängt. Das Einkommen durch Vermögen ist proportional zum Vermögen und der eigenen Qualifikation ist (durch die man viele Dinge selber tun kann), wohin gegen das Einkommen durch Arbeit proportional zur aufgewandten Zeit und der eigenen Qualifikation ist.

Was Fisker über Ausbildung sagt

Auch hier muss man Fiskers Aussagen mit Vorsicht genießen, denn er bezieht sich auf das amerikanische System, in dem bestimmte Unis präferiert werden, gleichzeitig aber auch ein Vermögen kosten. Ein Studium wird dadurch zu einem Produkt, und, wie er schön schreibt, Eltern sind nur einen Anruf entfernt, so dass Lehrer dazu “motiviert” werden, eher zu edutainen als zu lehren. Lernen Studierende nicht, so muss es am Lehrer liegen, nicht an der eigenen Unfähigkeit. Schlimmer aber wiegt, dass sich viele Studierende Schulden machen, die sie dann später nur mit viel Aufwand abbezahlen können. Der ROI ist geringer als bei Fach- und Gewerbeschulen, und da es immer mehr Studierte auf dem Arbeitsmarkt gibt, haben diese auch keinen Vorteil mehr im Vergleich zu früheren Zeiten.

Fisker sagt schließlich, dass eine formale Ausbildung einem beibringt, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tun, und so führt diese Ausbildung nur zu einer Vereinfachung beim Übergang von dem Leben bei den Eltern zu einem Leben bei einem Arbeitgeber, wo man von beiden abhängig ist.

Zusammenfassung und persönliche Schlüsse

Das war eine lange Zusammenfassung, selbst wenn ich versucht habe, mich so kurz zu fassen wie ich nur konnte. Und ich habe nicht einmal alle Gedanken aus dem Buch hier einbezogen. Fisker sagte 10 Jahre nach dem Buch:

Wir betrachten das Ausgeben von Geld als ein Versäumnis, unsere Probleme mit intelligenteren Mitteln zu lösen. Nicht Geld, sondern Fähigkeiten und Vorstellungskraft sind der begrenzende Faktor, wenn wir auf dieser Ebene arbeiten.

Dies ist eine gute Zusammenfassung der Grundaussage des Buchs. Ich stimme nicht mit allen Aussagen des Buchs überein. FIsker geht zum Beispiel von 6% Zinsen aus für den Kauf einer Immobilie, da liegen wir seit Jahren weit darunter. Hat man eine günstige Immobilie gefunden (was schwer ist), dann kann sich der Kauf schon rechnen, wobei auch hier der Druck da ist, was passiert, wenn man die Raten einmal nicht mehr bedienen kann. Auch hier ist man nicht mehr frei, sondern macht sich abhängig.

Was ich bereits während der Lektüre geändert habe:

  • Ich habe uns einen Büchereiausweis spendiert. Und gleich beim ersten Besuch in den Bücherhallen (so heißen Bibliotheken in Hamburg) gemerkt, wie sehr ich öffentliche Bibliotheken vermisst habe, denn als Kind habe ich da ständig rumgehangen, am liebsten in der Notenabteilung. Seit Ende der 90er war es irgendwie zur Gewohnheit geworden, ein Buch schnell besitzen zu müssen, und wenn es im Buchhandel nicht schnell genug ging, dann eben über Amazon. Gebraucht habe ich nur selten ein Buch gekauft.
  • Ich habe einige Abos gekündigt und Ideen gesammelt, wie ich meine Sparrate noch gesteigert werden kann.

Es ist spannend zu lesen, was aus Jakob Lund Fisker geworden ist. So hatte er später für mehrere Jahre einen Job als Trading Analyst (wenn ich “Quant” richtig übersetzt habe), hat den Trailer Park verlassen und wohnt mit seiner Frau in einem eigenen Haus. Immer noch liegt er bei ca. 7.000€ jährlichen Ausgaben und hat mehr als 100 Jahre an Ersparnissen, seine Frau über 60 Jahre. Seine Zusamemenfassung der Jahre danach aus dem Jahr 2020 findet sich auf Get Rich Slowly.