Essentialismus von Greg McKeown


Auf einer der ersten Seiten des Buchs Essentialismus zitiert McKeown Dieter Rams, „Weniger aber besser“. Eine bessere Definition von Essentialismus sei kaum zu finden. Ich lese dieses Buch in einem Sessel neben dem von Rams 1960 entworfenen Regalsystem 606 und sehe, wenn ich von dem Buch aufschaue, auf ein Plakat des Films Rams, den ich vor einigen Jahren über Kickstarter mitfinanziert hatte. Ich kann aus erster Hand berichten, dass es nicht reicht, sich mit Objekten von Dieter Rams zu umgeben, wenn man sich dem Essentialismus widmen will 🙂

Der von McKeown definierte Essentialismus basiert auf den folgenden Grundprinzipien:

  • Wenn man in seinem Leben nicht selbst die Prioritäten setzt, dann wird das jemand anders für einen tun. Wir müssen daher lernen, „Nein“ zu sagen, damit wirklich einen Beitrag leisten können. Zwar haben wir nicht immer die Kontrolle über unsere Optionen, aber wir haben die Kontrolle, zwischen ihnen zu wählen. Es geht darum, nicht nur zu erkennen, dass man die Wahl hat, sondern diese Möglichkeit der Wahl auch zu zelebrieren. Wenn es kein klares „Ja“ ist, dann ist es ein klares „Nein“.Anstatt zu fragen, wie kann ich alles auf einmal machen, soll die Frage gestellt werden, welches Problem man haben will. Manche Menschen benötigen mehr „Wartung“ als andere, aber sie stehlen einem die Zeit und machen ihre Probleme zu den eigenen.
  • Die Frage, die man sich als Essentialist ständig fragen sollte, ist: „Investiere ich mich gerade in die richtigen Aktivitäten?“ Es geht nicht darum, dass man die Sachen geregelt kriegt (wie in GTD), sondern darum, dass man die richtigen Sachen geregelt bekommt. Vieles ist unwichtiger als es zunächst aussieht. Die wichtigsten und schwierigsten Dinge sollte man zuerst tun.
  • Wir sind dafür nicht ausgelegt, so viel Auswahl zu haben und so viele Entscheidungen selbst treffen zu müssen. Dies reiht sich ein in die Beobachtungen von Barry Schwartz und seinem Buch Paradox of Choice.
  • Wir sollen uns überlegen, was wir wirklich wollen, am besten anhand von drei Fragen:
    • Durch was fühle ich mich zutiefst inspiriert?
    • Worin bin ich besonders talentiert?
    • Was erfüllt einen wichtigen Bedarf in der Welt?
  • McKeown schlägt dafür einen iterativen Prozess vor: Explore, Eliminate, Execute. Für die Execution ist es wichtig, dass man sich zurückzieht, um sich zu fokussieren. „The main thing is to keep the main thing the main thing.“ Der lateinische Ursprung für das Wort „decision“ stammt von „cis“ bzw „cid“, also schneiden oder sogar töten. Stephen King sagte, zu schreiben sei menschlich, zu kürzen göttlich.
  • Das wichtigste Vermögen, das wir besitzen, sind wir selbst, unser Geist, unsere Körper. Wir müssen darin investieren, um das Beste aus uns herauszuholen. Was ist das Hindernis, das uns davon abhält, das zu erreichen, was wir wirklich wollen?
  • Die Griechen hatten zwei Wörter für Zeit, Chronos, die Zeit, die wir messen, und Kairos, die Zeit, die wir spüren, wenn wir im Jetzt leben. Der Essentialist lebt die Zeit im Kairos. Multitasking ist kein Problem, der Glaube, wir könnten Multifocus, ist eines. Die wichtigste Frage: „Was ist in diesem Moment wirklich wichtig?“ Ab und zu muss man, wenn man überwältigt ist von vielen miteinander konkurrierenden Aufgaben, erst einmal pausieren und schauen, was nun wirklich wichtig ist.

Insgesamt sind die Punkte alle nicht neu, sie sind eher eine Neukompilierung von Vorhandenem. Schön ist, dass McKeown verschiedene Beispiele aus der Geschichte zuhilfe zieht, um seine Punkte zu verdeutlichen. An manchen Stellen wiederholt sich das Buch. Dennoch eine Leseempfehlung.

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