Denken hilft zwar, nützt aber nichts


 

Warum nehmen wir uns vor, im neuen Jahr endlich abzunehmen, greifen dann aber doch zum Sahneeis zum Dessert? Warum nehmen wir uns vor, dass wir mehr auf die hohe Kante legen wollen, am Ende des Monats aber noch tiefer im Minus sind als sonst?

Nachdem ich das Buch “Denken hilft zwar, nützt aber nichts” aus zuverlässiger Quelle empfohlen bekam, war es innerhalb weniger Stunden durchgelesen. Die Erkenntnis, dass es eben doch nicht die Vernunft ist, die uns treibt, sondern dass wir vorhersagbar irrational handeln, ist ernüchternd. Wir sind Gauner, auch wenn wir nicht direkt Geld aus der Kasse nehmen, sondern lieber das Besteck zusammen mit den Resten im Restaurant einpacken. Wir wissen, dass wir zur Prokrastination neigen, und reagieren am besten darauf, indem wir uns sagen lassen oder zumindest uns zu Beginn festlegen, wann wir was abliefern zu haben. Wir geben lieber mehr Geld für Medikamente aus, auch wenn die einen Bruchteil kostenden Generika die gleichen Wirkstoffe beinhalten und die gleiche Wirkung haben müssten: Dennoch wirken die teuren Medikamente nachgewiesenermaßen besser. Nach der Lektüre des Buches glaubt man, dies wissenschaftlich belegt zu verstehen, alles ist einleuchtend erklärt.

Enttäuscht war ich jedoch von den Lösungsvorschlägen: Ja, es ist natürlich gut zu verstehen, warum wir manche Entscheidungen so fällen und nicht anders. Aber ich hätte auch gerne gewusst, wie ich es besser machen kann, wie ich automatisch erkenne, dass es eben nicht die Vernunft ist, die mich lenkt. Hier ist das Buch etwas dünn, was nicht schlimm wäre, würde der Umschlagtext nicht versprechen, dass dem Leser der Weg gewiesen wird, um den tückischen Denkfallen zu umgehen.

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